Die Todesbraut
Bombenattentat in Brig hton sicher nicht, als es ihnen fast gelungen wäre, die gesamte Regierung auszulöschen. Dennoch, ein Vierteljahrhundert Blutvergießen ist genug. Die Chancen für den Frieden stehen erstmals wirklich gut, und wir müssen sie ergreifen. Das bedeutet aber, daß wir die Hardliner der Protestanten da heraushalten müssen. Es ist eine äußerst unbeständige Situation. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Ich will nicht, daß wir am Rande des Friedens stehen, um dann unsere Bemühungen von der falschen Art von Zwischenfall zerstört zu sehen.«
»Ich denke, darin stimmen wir alle überein«, sagte Ferguson.
»Nun, ich beabsichtige, in allernächster Zeit nach Washington zu fliegen und Präsident Clinton eine Stippvisite abzustatten. Der irische Premierminister, Mr. Reynolds, wird mich begleiten. Das Ganze wird unter größter Geheimhaltung erfolgen, und Sie, meine Herren, werden mein Vertrauen respektieren.«
»Selbstverständlich, Premierminister«, beeilte sich Carter zu sagen, und die anderen Herren nickten zustimmend.
»Ach, noch etwas. Kennen Sie einen Mr. Liam Bell?«
»Ich kenne ihn«, sagte Rupert Lang. »Ich traf ihn in Washington, als er noch Senator war, bevor er die Politik an den Nagel hängte und Präsident einer großen Elektronikfirma wurde.«
»Er ist Amerikaner irischer Abstammung und bemühte sich, durch NORAID, das Northern Ireland Aid Committee, um die Beschaffung von finanziellen Mitteln für die IRA. Er hat mittlerweile seinen Fehler eingesehen und widmet sich jetzt mit aller Kraft der Aufgabe, den Frieden herbeizuführen. Am Donnerstag kommt er im Auftrag von Präsident Clinton nach London, um sich ein Bild der Lage zu machen. Er wird eine Nacht in London in seinem Haus am Vance Square verbringen, bevor er nach Belfast weiterreist. Er kommt mit einem
Privatjet.«
»Möchten Sie, daß wir uns um ihn kümmern, Premierminister?« fragte Carter.
»Kein Aufsehen, das ist äußerst wichtig. Zufällig findet am Donnerstag abend im Dorchester eine Party der Konservativen zur Kapitalbeschaffung statt. Sie kennen diese Veranstaltungen ja. Beginn achtzehn Uhr, ein paar Drinks. Ich muß mich dort kurz zeigen und ließ Mr. Bell eine Einladung zukommen. Dann haben wir Gelegenheit, ein paar vertrauliche Worte miteinander zu wechseln.« Darauf wandte er sich an Ferguson. »Ich würde Sie bitten, ein Auge auf ihn zu werfen, Ferguson.«
»Selbstverständlich, Premierminister.«
John Major erhob sich. »Harte und gefährliche Zeiten, meine Herren.« Er lächelte. »Aber wir werden es schaffen. Wir müssen.«
Rupert Lang und Yuri Belov aßen in einem Pub gegenüber den Kensington Gardens zu Mittag, Fleischpastete im Kartoffelmantel, und gönnten sich dazu ein Lager.
»Ach, die Londoner Lebensart«, stöhnte Belov genüßlich. »Die Franzosen behaupten zwar immer, die Engländer könnten nicht kochen, aber eure Pub-Snacks sind geradezu göttlich.«
»Die Franzosen können uns Waterloo einfach immer noch nicht verzeihen«, bemerkte Lang zwischen zwei Bis sen.
Belov lehnte sich zurück. »Ferguson und Dillon sind schon ein seltsames Paar.«
»Das können Sie laut sagen. Und diese Bernstein ist auch eine harte Nuß.«
Belov nickte. »Wo stehen wir also? Die ›Sons of Ulster‹ sind zerstört, ihr Führer eliminiert, die Plutoniumgefahr gebannt …«
»Und Francis Callaghan singt wie ein Vogel«, grinste Lang. »Wo stehen wir also?«
»Wir stehen kurz vor Friedensverhandlungen, und das paßt mir ganz und gar nicht.«
»Verstehe. Sie und Ihre Leute würden ein zweites Bosnien vorziehen, einen Bürgerkrieg.«
»Wie ich Ihnen schon einmal erklärte, Rupert, aus dem Chaos entsteht Ordnung.«
»Ja, und ein Irland, das auf den soliden Prinzipien des Marxismus aufgebaut ist, nicht wahr?«
»So ungefähr. Aber der wichtigste Faktor der Gleichung wird sein, wie die Protestanten auf die Friedensangebote reagieren werden.«
»Meiner Meinung nach stehen die Chancen gut, daß sie mit gewaltsamen Ausschreitungen reagieren werden«, meinte Lang.
»Es ist wichtig«, erklärte Belov, »nicht so sehr die IRA, sondern vielmehr die Katholiken zu provozieren.«
»Ja, das erscheint mir logisch. Woran dachten Sie also?«
»Daß wir das für sie übernehmen. Es wäre nicht das erste Mal, daß der ›30. Januar‹ der IRA einen Schlag versetzt.«
»Dasselbe gilt für die Protestanten doch
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