Die Todesbraut
keinerlei Ahnung von der Art ihrer Freundschaft haben.«
»Dazu kann ich nur sagen, wenn ich in ihrer Lage steckte, würde ich einen verdammt großen Braten riechen.«
»Ja, vermutlich.«
»Soll ich Curry und die Browning unter Beobachtung stellen lassen?« fragte Hannah Bernstein.
»Aus den Fakten, die Sie mir über das Leben und die Vergangenheit dieser jungen Frau vorlegten, habe ich mir ein gewisses Bild von ihr gemacht«, erwiderte Ferguson. »Ich vermute, ihre Psyche bekam vor langer Zeit einmal einen heftigen Knacks. Wahrscheinlich löste der Mord an ihren Eltern in Washington ein Trauma aus. Muß für ein Kind auch entsetzlich sein, etwas Derartiges mitzuerleben. Ich vermute allerdings, daß mehr als das dahintersteckt. Die ganze Wahrheit werden wir möglicherweise nie erfahren.«
»Wenn sich die beiden aber nun zur Flucht entscheiden, Sir?«
»Warum sollten sie? Lang und Curry lebten zusammen. Was beweist das? Sie sind mit Grace Browning befreundet. Na und? Während eines Empfangs wechselte Yuri Belov mit ihnen ein paar freundliche Worte. Wahrscheinlich unterhielt er sich mit mindestens fünfzig weiteren Gästen. Ihre berühmte Intelligenz muß Ihnen doch sagen, daß wir in diesem Fall nichts weiter haben als ein paar vage Verdachtsmomente.«
»Mit Ausnahme von Längs Beretta. Sobald wir die untersucht haben, fällt für ihn der Vorhang, und dessen ist er sich bewußt«, sagte sie.
»Und wenn er sich ihrer entledigt, wo ist dann Ihr Beweis?« fuhr Dillon dazwischen. »Und noch etwas. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß er in einem Verhör zusammenbricht und seine Freunde verrät. Zu der Sorte gehört er nicht.«
»Da könnten Sie recht haben«, meinte Ferguson. »Aber Tatsache ist doch, daß wir zwar wissen, wer diese Leute sind und was sie auf dem Kerbholz haben. Den Beweis dafür zu erbringen, steht aber leider auf einem anderen Blatt. Meiner Meinung nach werden sie sich ganz normal verhalten und abwarten.«
»Also keine Überwachung?« fragte Hannah.
»Grace Browning wird nirgendwo hingehen und ebenso
wenig Curry. Sie muß heute abend auf die Bühne. Morgen ist die letzte Vorstellung, und ich kann mir kaum vorstellen, daß sie ihre Verpflichtungen nicht einhält, was meinen Sie, Dillon?« Er lächelte. »Warum versuchen Sie nicht, uns Karten für ihre Vorstellung zu besorgen, Chief Inspector?«
Hannah hatte Dillon angeboten, ihn nach Hause zu fahren, und um achtzehn Uhr dreißig verließen sie den Parkplatz des Verteidigungsministeriums.
Dillon sah auf seine Armbanduhr. »Sie wird sich bald auf den Weg ins Theater machen. Lassen Sie uns doch schnell an ihrem Haus vorbeifahren.«
»Haben Sie etwas Bestimmtes im Sinn?«
»Nein, eigentlich nicht. Es ist pure Neugier.«
Es regnete leicht, als sie im Schrittempo in den Cheyne Walk einbogen und sich dem Haus näherten.
»Soll ich anhalten?« fragte Hannah.
»Nur eine Minute.«
Im selben Moment erschien Grace Browning auf ihrem BMW-Motorrad in der Seiteneinfahrt ihres Grundstückes. Sie trug eine schwarze Lederkombination und einen dunklen Helm. Sekundenlang blieb sie stehen, stützte sich mit gespreizten Beinen ab, schob das Visier hoch und wartete auf die Chance, sich in den Verkehr einfädeln zu können. Ihr Gesicht war im Schein der Straßenlaterne deutlich zu erkennen. Dann schloß sie das Visier und gab Gas.
»Mein Gott!« hauchte Hannah. »Der endgültige Beweis.«
»Es scheint so«, meinte Dillon. »Es scheint tatsächlich so.«
Rupert Lang saß in seinem Salon in Lang Place vor dem offenen Kamin. Danger lag neben ihm, als das Telefon klingelte. Es war Alan Smith, der Pilot der Navajo; er rief aus Surrey an.
»Sind Sie selbst am Apparat, Mr. Lang? Hier spricht Alan Smith. Ich rufe wegen des Fluges morgen früh an.«
»Welchen Flug meinen Sie denn?« fragte Lang.
»Eine Dame, eine gewisse Miss Hannah Bernstein, buchte den Flug für Brigadier Ferguson, einen Mann na mens Dillon und sich selbst. Die Dame behauptete, Sie würden sie erwarten.«
»Ah, ja«, seufzte Lang. »Wann werden Sie hier sein?«
»Wir starten um neun Uhr dreißig. Laut Wettervorhersage wird es leicht windig, aber wir müßten es in einer Stunde geschafft haben. Sie baten um ein Taxi.«
»Unnötig. Ich schicke George Farne, er wird sie mit dem Range Rover abholen. Danke Alan, gute Nacht.«
Nachdenklich blieb Lang sitzen, dann stand er auf und
Weitere Kostenlose Bücher