Die Todesbraut
Inspector Hannah Bernstein, meine persönliche Assistentin, und Sean Dillon vorstellen.«
»Ihr persönlicher Hitman.« Lang lächelte Dillon entgegen. »Möglicherweise haben wir zwei anno dazumal in Derry schon aufeinander geschossen.«
»Ist das wahr?« blaffte Dillon.
Lang wandte sich an Hannah. »Und wozu hat man Sie hier hergebracht, Chief Inspector? Um mich über meine Rechte aufzuklären? Oder gar, um mich zu verhaften?«
»Wenn nötig, Sir.«
»Nun, das ist es gewiß nicht, das kann ich Ihnen versichern.
Ein dummes Mißverständnis das Ganze. Aber kommen Sie doch herein, ich werde es Ihnen erklären.«
Er führte sie in den Salon, wo sich Danger, der vor dem Feuer gedöst hatte, sofort erhob. »Platz, Danger!« Lang strich ihm liebevoll über das Fell. »Der gute Kerl hat keinen Funken Bösartigkeit im Leibe, glauben Sie mir. Weich wie eine Bürste. Ich habe eine Flasche Bollinger auf Eis ge legt, und Mrs. Farne wird im Wintergarten ein leichtes Mittagessen servieren, bevor Sie sich auf den Rückweg machen.«
»Meinen Sie nicht ›wir‹, Sir?« fragte Hannah.
»Sie sind etwas voreilig, fürchte ich. Würden Sie bitte den Champagner öffnen, Dillon? Es ist etwas stickig hier.« Mit diesen Worten drehte er sich um und öffnete die Flü geltüren zur Terrasse. »Das ist schon besser.«
Dillon entkorkte den Champagner und schenkte ein.
»Für mich nicht«, sagte Hannah.
»Im Dienst, Chief Inspector?« Lang lächelte und sah dabei so unerhört attraktiv aus, daß Hannah wider ihren Willen das Glas annahm, das er ihr anbot. »Nun, worauf wollen wir anstoßen?«
»Warum nicht auf den ›30. Januar‹?« schlug Ferguson vor.
»Ach, Sie fangen ja schon wieder damit an, Brigadier. Ich weiß wahrhaftig nicht, worauf Sie hinauswollen. Was die Beretta betrifft, die wurde mir unglücklicherweise aus meinem Schreibtisch im Parlament gestohlen …«
Ferguson hob abwehrend die Hand und setzte sich auf einen Stuhl, der neben dem Kamin stand. »Wenn ich Sie wäre, würde ich mich setzen.« Damit wandte er sich an Hannah. »Chief Inspector, machen Sie Mr. Lang mit dem Tatvorwurf bekannt.«
Lang fläzte sich, ein amüsiertes Lächeln im Gesicht, auf einen Stuhl und hörte ihr zu. In einer Hand hielt er das Champagnerglas, mit der anderen kraulte er Dangers Kopf. Als Hannah geendet hatte, stand er auf und schenkte sich nach.
»Noch jemand?« sagte er und sah fragend in die Runde, wobei er die Flasche hochhielt. »Nein?«
»Überzeugende Beweise, Lang, das müssen Sie zugeben«, sagte Ferguson.
»Ich kann das höchstens als Ausgeburt einer blühenden Phantasie bezeichnen. Tom Curry und ich leben seit Jahren zusammen, und das ganz offen. Das ist die einzige Verbindung hier. Oberst Yuri Belov ist ein Mann, den ich gelegentlich bei Botschaftsempfängen treffe, wie das viele andere Mitglieder des Parlaments auch tun. Und Grace Browning ist eine liebe Freundin, sowohl von mir als auch von Tom Curry. Der Versuch, uns als Mitglieder dieser obskuren Gruppierung ›30. Januar‹ miteinander zu verstricken, spottet doch offen gesagt jeder Beschreibung.«
»Äußerst melodramatisch, Ihr Plädoyer, das versichere ich Ihnen«, sagte Ferguson.
»Und Ihre Anklage ist völlig aus der Luft gegriffen. Ferguson, ich meine, ich bin in Regierungsangelegenheiten in Belfast, Tom hält seine Vorlesungen an der Queen’s University, und Grace Browning spielt zufällig zur gleichen Zeit am Lyric Theatre, als ein paar Tölpel der IRA tot in einer Gasse aufgefunden werden. Und jetzt beschuldigen Sie uns drei, die Kerle erschossen zu haben. Einfach lächerlich.«
»Ich klage die Gruppe ›30. Januar‹ an«, entgegnete Ferguson, »die sich zu den Morden bekannte. Und schließlich war da noch diese Sache mit Dillon und den ›Sons of Ulster‹. Nur Dillon selbst, Chief Inspector Bernstein, Simon Carter, meine Wenigkeit, der Premierminister und Sie wußten davon. Und derselbe Umstand gilt für den unglückseligen Mord an Liam Bell.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist ein Prozeß der Eliminierung, Lang. In beiden Fällen müssen Sie das Leck sein.«
Lang stand vor ihm, das leichte Lächeln in seinem Gesicht war eingefroren. »Vor Gericht würde jeder gute Rechtsanwalt Ihre Argumente binnen fünf Minuten vom Tisch fegen. Sie wissen, Ferguson, daß das einzige, wodurch Sie mich mit den Morden des ›30. Januar‹ in Verbindung bringen könnten, diese
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