Die Todesbraut
Araber um die Waffe – die Beretta – kämpften, erschoß ihn Tom. Deshalb erfanden wir die Gruppe ›30. Januar‹, um den Mord jemandem in die Schuhe schieben zu können. Aber Tom wurde dabei angeschossen, und das konnte ich nicht ertragen. Deshalb erschoß ich den Bastard vom KGB, diesen Ashimov, der hinter allem steckte. Schlie ßlich habe ich schon in Irland Menschen getötet, Dillon, warum sollte ich also nicht ein Stück Dreck wie den umbringen?«
Blut sickerte aus Langs Mundwinkel. »Hören Sie doch auf zu sprechen«, warnte Dillon.
»So fing alles an, und nach einer Weile stieß Grace zu uns.« Langs Worte waren kaum mehr verständlich. »Tom und ich hatten eine ihrer Vorstellungen im Lyric Theatre besucht. Auf dem Heimweg überfielen sie diese zwei Schweine – ha, Helden der glorreichen Revolution. Zerrten sie in eine Gasse, um sie zu vergewaltigen. Tom und ich kamen zufällig vorbei. Ich hatte die Waffe dabei, wissen Sie. Ich hatte mir für meine Aufenthalte in Nordirland eine Lizenz für die Beretta besorgt.«
»Also erschossen Sie die beiden.«
»Sie waren auch bewaffnet. Ich erschoß einen der beiden. Daraufhin kam es zu einem Kampf, unterdessen hatte Grace die Beretta geschnappt und beförderte den anderen Hundesohn ins Jenseits.«
»Das war dann wohl der Anfang für sie?«
»Ja, damals leckte sie Blut. Für sie war es wie eine andere
Art von Auftritt. Hier auf meinem Landsitz brachte ich ihr den Umgang mit Schußwaffen bei. Außerordentlich begabte Schülerin.«
Er schloß die Augen, sein Atem war flach.
Dillon fragte: »Die Beretta, hat Grace sie im Augenblick?«
»Oh, ja, Grace braucht sie.«
Dillon runzelte die Stirn. »Weshalb?«
»Armer Ferguson, wieder ein blutiger Sonntag. Sein Ge sicht würde ich zu gerne sehen«, flüsterte Lang und hustete, wobei er den Kopf zur Seite drehte und ein Schwall von Blut aus seinem Mund stürzte. Sein Körper bäumte sich auf, dann sackte er zusammen und wurde plötzlich still.
Kurz darauf piepte Dillons Handy. Er nahm es heraus und hörte Fergusons Stimme: »Dillon, hören Sie, zwanzig Kilometer weiter gibt es einen Luftwaffenstützpunkt. Sie schicken einen Hubschrauber.«
»Zu spät«, antwortete Dillon. »Er ist gerade gestorben. Bis bald, Brigadier.«
Er schaltete sein Handy ab und drehte sich um, als er hinter sich das Geräusch losgetretener, herabrollender Steine vernahm. Sam Lee kam über den Abhang auf ihn zu. »Was ist denn hier passiert?«
»Er raste durch das Gatter neben dem Weg und verlor die Kontrolle über die Maschine.«
»Ist er tot?« In Lees grobschlächtiges Gesicht trat der Ausdruck einer gewissen Befriedigung. »Na ja, das ist der Lauf der Welt. Sogar die Adeligen und Mächtigen finden einmal zu diesem Ende.«
»Wer zum Teufel sind Sie?« fragte Dillon.
»Ich bin der Schäfer des Gutes, und daß dieser verdammte Hund da tot im Gras liegt, ist das Beste, was ich seit Jahren gesehen habe.« Er stieß seine Stiefelspitze in den leblosen Hundekörper. Augenblicklich durchflutete Dillon eine Welle des Zorns, heiß wie glühende Lava. Er rammte sein Knie zwischen Lees Beine und hob es blitzartig ein zweites Mal an, als Lees Gesicht schmerzverzerrt nach unten fuhr. Danach rollte der Schäfer ein gutes Stück den Abhang hinunter und blieb ächzend liegen.
Es war später Nachmittag, als Alan Smith die Navajo am Ende der ehemaligen Luftwaffenrollbahn über den Wald hochzog und sich in die Regenwolken schraubte.
»Vom Standpunkt des Premierministers aus ist dieses Ende wenigstens ein Lichtblick«, bemerkte Hannah Bernstein. »Durch Rupert Langs zu einem äußerst günstigen Zeitpunkt eingetretenen Tod bleibt der Konservativen Partei ein Riesenskandal erspart.«
»Aber uns bleiben noch diese Miss Browning, Curry und Belov. Dank Rupert Langs emotionsgeladener Abschiedstirade haben sich unsere Verdachtsmomente bestätigt«, bemerkte Ferguson.
»Ich darf Sie aber darauf hinweisen, Brigadier«, sagte Hannah, »daß Dillons Aussage über Längs Geständnis kurz vor dessen Tod vor Gericht keinerlei Gewicht beigemessen werden darf. Würde es von der Anklage vorgebracht werden, hätte der Richter keine andere Wahl, als es abzulehnen.«
»Ja, ja, Chief Inspector, dieser bedauerliche Umstand ist mir leider bewußt«, seufzte Ferguson. »Aber ich bin zutiefst beunruhigt, seit Dillon uns erzählte, daß diese Browning im Moment im Besitz der
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