Die Todesbraut
Beretta ist.«
»Allerdings«, stimmte Dillon zu. »Lang sagte noch, sie würde sie brauchen. Als ich fragte, was er damit sagen wollte, antwortete er: ›Armer Ferguson, wieder ein blutiger Sonntag. Sein Gesicht würde ich zu gerne sehen.‹ Dann starb er.«
»Wie unkooperativ von ihm«, bemerkte Ferguson.
»Sir!« rief Hannah empört. »Jetzt gehen Sie aber entschieden zu weit.«
»Keineswegs. In meinem Terminkalender gibt es derzeit nur einen Sonntag, der wichtig ist – morgen. Und jedwede Verwicklung Miss Brownings in diese Angelegenheit erfüllt mich mit Grauen.«
»Aber sie befindet sich derzeit doch in London«, wandte Hannah ein, »und steht heute abend im King’s Head auf der Bühne.«
»Auch wir sind heute abend Im King’s Head, meine Liebe, und fliegen erst am Morgen nach Shannon. Sie könnte schließlich denselben Plan haben.«
»Soll ich sie verhaften lassen, Sir?«
»Haben Sie die Karten für ihre Vorstellung heute abend?«
»Ja.«
»Wir werden ihr diesen letzten Auftritt noch zugestehen, anschließend nehmen wir sie fest. Ich nehme an, Curry wird auch im Theater sein.« Er wandte sich an Dillon. »Freuen Sie sich auf heute abend?«
»Ich möchte ihn um nichts in der Welt verpassen«, gab Dillon grinsend zurück.
14. K APITEL
Der überraschende Tod von Rupert Lang, Staatssekretär im Nordirlandministerium, wurde bereits um dreizehn Uhr in den Fernsehnachrichten bekanntgegeben. Tom Curry, der sich in der Küche von Dean Close gerade ein Sandwich zubereitete und nebenbei das Fernsehgerät laufen hatte, konnte nicht gla uben, was er eben gehört hatte. Er spürte, wie er, von seinen Gefühlen übermannt, zu zittern begann, schleppte sich zur Anrichte und zog den Korken aus einer Flasche Scotch. Nachdem er ein halbvolles Glas Scotch in einem Zug geleert hatte, sackte er im Salon auf ein Sofa und schlang beide Arme um seinen Oberkörper.
»Rupert! Mein geliebter Rupert! Wie konnte das nur passieren?« Heftiges Schluchzen schüttelte ihn. Als das Tele fon läutete, ließ er es eine Weile klingeln, dann hob er widerstrebend ab.
»Bist du’s, Tom?« fragte Grace.
»Rupert«, stieß er mit brechender Stimme hervor, »Rupert ist tot.«
»Ja, ich habe es gerade gehört. Tom, halte durch, ich bin schon auf dem Weg zu dir.« Damit legte sie auf.
Aber es gelang ihm nicht. Er hatte keinen Halt mehr, nie zuvor in seinem Leben war er derart verzweifelt gewesen. Rupert war tot, und während sich dieser Gedanke in Currys Bewußtsein brannte, erkannte er, daß damit auch sein wichtigster Lebensinhalt verlorengegangen war. Er goß sich einen noch größeren Whiskey ein und trank ihn wiederum in einem Zug aus. Dann nahm er seinen Regenmantel und verließ das Haus.
Es regnete heftig, aber er bemerkte es kaum, es war ihm einerlei. Alles war ihm einerlei. Sein ganzes Leben war sinnlos geworden. Mit diesem Gefühl lief er Richtung Regierungsbezirk.
Grace, die die Millbank hinauffuhr, war überrascht, Tom plötzlich auf dem Bürgersteig zu entdecken. Sie versuchte, an den Straßenrand auszuscheren, aber der dichte Verkehr war zum Stehen gekommen. So mußte sie hilflos zusehen, wie Tom die Straße überquerte, während sie im Wagen festsaß und darauf wartete, daß sich der Stau endlich auf löste.
Tom war bereits ein ganzes Stück entfernt, und Grace klopfte nervös auf das Steuerrad, als endlich wieder Bewegung in den Verkehr kam. In diesem Moment fuhr vor ihr ein Lieferwagen aus einer Parklücke. Grace nutzte die Chance, schwenkte sofort hinter ihm in die Lücke und sprang aus dem Wagen. Hastig verschloß sie ihn und rannte dann die Margaret’s Street bis zum Parlament Square hinauf.
Dort blieb sie einen Moment stehen, sah sich verzweifelt um und entdeckte Tom schließlich an der Ecke zur Bridge Street. So schnell sie konnte, lief sie hinter ihm her und erreichte die Ecke gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie er auf der anderen Straßenseite Richtung Westminster U-Bahn-Station ging. Inmitten einer Menschenmenge verschwand er darin, während Grace sich durch die fahrenden Autos bis zur anderen Straßenseite schlängelte.
Curry hatte kein Ziel. Mechanisch fischte er eine Münze aus der Tasche, steckte sie in den Schlitz des Fahrkartenautomaten und nahm den Fahrschein in Empfang. Dann trat er durch die Sperre. Mit einer Menschenschlange trieb er auf die Rolltreppe zu, ging dann durch die Gänge des
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