Die Todesbraut
bereits.«
»Was Sie aber noch nicht wissen, ist, daß Ihr gemeinsamer Freund, Professor Tom Curry, vor etwa einer Stunde unter den Rädern eines Zuges in der Westminster U-Bahn-Station den Tod fand.«
Grace zog hörbar den Atem ein. »Nein, das ist ja grauenhaft!«
»Tja, und Yuri Belov zog sich in die sowjetische Botschaft zurück, wodurch nur noch Sie übrigbleiben. Ich fürchte, Ihr Spiel ist aus.«
»Darf ich fragen, welches Spiel Sie meinen, Brigadier?«
»Ich war schon immer der Überzeugung, Sie seien eine begnadete Schauspielerin. Deshalb bat ich auch meine Assistentin, Chief Inspector Hannah Bernstein, uns für heute abend Karten für das King’s Head zu besorgen. Sie treten doch auf, nehme ich an?«
»Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine einzige Vorstellung abgesagt, Brigadier.«
»Ich freue mich darauf. Ich werde Ihnen mein Urteil nach der Vorstellung mitteilen.«
»Womöglich entscheidet sie sich doch zur Flucht«, gab Hannah zu bedenken.
»Das halte ich für unwahrscheinlich«, bemerkte Ferguson, »wenn Sie sich jedoch wohler fühlen, beobachten Sie sie. Aber diskret, bitte. Sie kennt Dillon, daher müssen Sie diese Aufgabe leider selbst übernehmen.«
»Schon unterwegs«, rief Hannah, schnappte sich ihre Schultertasche und lief aus dem Büro.
»Steckt ja voller Enthusiasmus«, meinte Dillon. »Das gefällt mir. Gott möge uns beistehen, die Frauen übernehmen die Welt.«
Nur keinen Alkohol, sie mußte jetzt einen klaren Kopf bewahren. Sie bereitete sich eine weitere Tasse sehr heißen Tee zu, schlenderte damit in den Salon und sah hinunter auf den Cheyne Walk. Es herrschte reger Verkehr, und am Straßenrand war ein Auto am anderen geparkt. Irgend je mand dort draußen würde sie beschatten, dessen war sie sich sicher. Sie durfte sich jetzt keinen Fehler, nicht die geringste Unbesonnenheit leisten. Dennoch war sie überzeugt, daß sie ihren Termin mit dem Schicksal im Kloster von Drumgoole einhalten konnte. Das war sie Tom und Rupert schuldig. Sie zündete sich eine Zigarette an, was sie sich nur selten gestattete, und lief nachdenklich auf und ab.
Da plötzlich fiel ihr die perfekte und zugleich umwerfend simple Lösung ein.
Yuri Belov saß in seinem Büro in der sowjetischen Botschaft, als das Telefon läutete. »Ich bin es, Yuri«, meldete sie sich. »Haben Sie gehört, was Rupert zugestoßen ist?«
»Ja, ich bin schockiert.«
»Leider gibt es noch mehr schlechte Nachrichten. Tom warf sich heute nachmittag in der Westminster U-Bahn-Station vor einen Zug.«
»Gott im Himmel!« entfuhr es Belov.
»Und sie sind mit absoluter Sicherheit hinter mir her«, fuhr Grace fort. »Ich bekam einen sehr merkwürdigen Anruf von Ferguson. Er, Dillon und diese Bernstein kommen heute abend zu meiner letzten Vorstellung im King’s Head.«
»Grace, verschwinden Sie, solange Sie die Möglichkeit dazu noch haben«, drängte Belov.
»Niemals! Es bleibt bei unserem Plan. Ich riskiere es. Ich baue darauf, daß sie am Sonntag nicht mit uns rechnen. Ich bin ziemlich sicher, daß Rupert ihnen unsere Absicht nicht verraten hat, und Tom ist tot. Das heißt, alles geht weiter wie geplant: Carson wartet in Coldwater auf dem Flugplatz und bringt mich nach Kilberg. Ich kann mich doch darauf verla ssen, daß Ihre Leute einen Wagen bereitstellen?«
»Ja, dafür habe ich gesorgt. Aber Grace, das ist doch purer Wahnsinn!«
»Nicht unbedingt. Ich habe alles sehr sorgfältig durchdacht. Ich muß nur noch eines wissen: Es besteht wohl keine Chance, daß Ferguson Sie anklingelt und Ihnen einen Deal anbietet? Ich meine, schließlich gab es in der Vergangenheit immer wieder Überläufer unter Ihren Leuten. Pikante Informationen gegen ein behagliches Asyl.«
»Er wird es mir ziemlich sicher anbieten, aber dazu ist es noch zu früh.«
»Würde man Sie als Versager nach Moskau zurückbeordern, wäre das doch reichlich unangenehm, oder?«
»Oh, aber ich werde doch kein Versager sein, wenn es Ihnen gelingt, Patrick Keogh aus dem Verkehr zu ziehen.« Belov lachte. »Na, und wenn nicht, kann ich mich immer noch mit Ferguson arrangieren.«
Nun lachte auch Grace. »Ja, das ist Yuri, wie er leibt und lebt!«
»Aber sagen Sie«, fuhr Belov fort, »wie sieht denn nun Ihr Plan aus?«
»Oh, das ist ganz einfach. Ich werde sterben.«
»Lieber Himmel!« rief er. »Erzählen Sie schon!«
Grace ließ sich
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