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Die Todesgöttin

Die Todesgöttin

Titel: Die Todesgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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was Marlowe im flackernden Schein der Instrumentenbeleuchtung sah.
    Er wusste nicht mehr, welche Höhe sie noch flogen, und in seinem Nacken sammelte sich der erste Schweiß. »Das kann uns an den Kragen gehen«, murmelte er. »Verdammt, das gibt Ärger.« Allerdings so leise gesprochen, dass Waynright nichts davon hörte.
    Der Archäologe saß wie ein Häufchen Elend auf dem Sitz. Jim konnte nicht erkennen, wie dessen Gesichtsfarbe tatsächlich aussah, aber er glaubte, dass sie bleich war.
    Die zitternden Hände umklammerten die Kamera so fest, als wäre sie ein letzter Rettungsanker und würde mithelfen, dem Dilemma zu entkommen.
    Der Sturm wurde zu einem Inferno.
    Jim Marlowe, der Abenteurer, musste ehrlich zugeben, dass er noch nie in seinem Leben in so ein Tropengewitter geraten war. Blitze, Donner, Blitze, Donner…
    Unaufhörlich, ohne Pause. Die gelben, gezackten Lichtlanzen hieben aus den schwarzen Wolken, die der Sturm als wahre Spielbälle vor sich hertrieb.
    »Jetzt müssten eigentlich die Berge höher werden«, murmelte Jim Marlowe. Er war über dieses Gebiet geflogen und wusste, dass sie verdammten Ärger bekommen konnten.
    Wie die Buckel eines vorsintflutlichen Ungeheuers stachen die kahlen Felsen aus dem Grün des Dschungels. In der Sonne schimmerten sie rötlich, jetzt war von ihnen nichts zu sehen. Die Wolken verdeckten alles.
    Verzweifelt versuchte sich der Pilot zu orientieren. Der alte Kompass spielte verrückt. Die Nadel tanzte hin und her. Eine Himmelsrichtung war kaum festzustellen. Es gab zu viele elektrische Störungen.
    Und wieder raste ein Blitz aus den Wolken. Es war ein ziemlich breiter gelber Pfeil. Er schlug in die wackelnde rechte Tragfläche ein, der Donner folgte.
    Der Orkan brauste heran wie ein böses Tier. Undurchsichtige Regenschleier hieben gegen die Maschine. Ein heftiger Ruck.
    Waynright schrie auf, der Pilot biss die Zähne zusammen und verschluckte einen Fluch.
    Auf einmal waren sie da.
    Gewaltige Baumkronen, die wie riesige Hände aus dem Wolken- und Regendunst erschienen und sich am Leitwerk der zweimotorigen Cessna festklammerten.
    Jetzt fluchte Marlowe.
    Er wollte die Maschine hochreißen, doch eine von links herankommende Sturmböe schlug sie wieder zur Seite. Die Cessna ächzte und stöhnte, als würde sie Schmerzen verspüren.
    Sie hüpfte förmlich weiter, bis es endgültig passierte. Krachen und Bersten, ein gewaltiger Schlag. Plötzlich waren die Wolken verschwunden. Aus den Regenschleiern tauchte milchig Grün die satte Vegetation des Dschungels auf.
    »Jetzt können Sie nur noch beten!« schrie Marlowe.
    Die Maschine riss eine Schneise in den Dschungel. Das Leitwerk fegte die Kronen der Bäume ab wie eine große Sense. Ein Ruck ging durch die Cessna. Sie wurde gestoppt, wieder weitergeschoben, schmierte ab und stieß hinein in eine grüne Hölle.
    Danach war nur ein Splittern und Bersten zu hören, in dem die Schreie der Menschen untergingen.
    Ein letzter gewaltiger Ruck - vorbei.
    ***
    Jim Marlowe kam es vor wie ein großes Wunder, dass er überhaupt noch lebte.
    Im Himmel war er auf jeden Fall nicht. Da spürte man keine Schmerzen im Genick und im Rücken. Da hörte man auch keine Flüche, wie sie ihm zu Ohren kamen.
    Vorsichtig drehte er den Kopf und öffnete die Augen. Zuerst sah er nichts, weil etwas Rotes, Feuchtes ihm die Sicht nahm. Als er darüber nachdachte, stellte er fest, dass es Blut sein musste. Er hob vorsichtig seinen rechten Arm, wischte das Blut weg und hatte eine einigermaßen klare Sicht.
    Waynright, der Archäologe, fluchte. Wie Marlowe hing auch er in seinem Sitz und lebte noch.
    Beide lebten…
    Wenigstens etwas, dachte der Pilot, wenn die Cessna auch nicht mehr zu gebrauchen war.
    Ja, sie war völlig hin.
    Der Dschungel wuchs in die Maschine hinein, deren Scheibe gesplittert war, die Tragflächen abgebrochen und wie eine skurrile moderne Plastik nach allen Seiten wegstand. Irgendwie empfand Marlowe es als ein Wunder, dass sie überhaupt noch lebten. Die Chance, solche Abstürze zu überleben, bestand eins zu hundert.
    Sie hatten wirklich das unwahrscheinliche Glück gehabt. Nur - war es wirklich Glück?
    Der Regen rauschte vom bleigrauen Himmel, als würden dort Lebewesen stehen, die Kannen ausleerten. Marlowe und Waynright waren völlig durchnässt. Ihre Kleidung klebte am Körper.
    »He, Partner!« keuchte Marlowe. »Lebst du noch?«
    »Kaum.«
    Der Pilot lachte. »Freu dich, denn abstürzen können wir nicht

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