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Die Todesgöttin

Die Todesgöttin

Titel: Die Todesgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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groß.
    Da lag tatsächlich der Tempel oder vielmehr das, was von ihm übrig geblieben war.
    Mauern aus dicken Steinen, die an einer Seite eingefallen waren und an der anderen in die Höhe stießen wie eine Pyramide. Zwar nicht so spitz wie die Bauwerke der alten Ägypter, mehr abgeflacht, aber zu erkennen.
    »Das ist er!« flüsterte Waynright entzückt. All die Strapazen waren vergessen. »Verdammt, das ist der Tempel.«
    Dann schwieg er.
    Und auch Marlowe sagte nichts.
    Schweigend schauten die Männer auf das Bauwerk, bei dem noch der große Eingang zu erkennen war. Ein viereckiges Loch, zum Teil vom Dschungel überwuchert, aber dennoch zu erkennen, da hin und wieder Lianen und starke Pflanzen abgehackt worden waren. Man konnte den Tempel ohne weiteres betreten.
    Es hatte ihn also jemand betreten.
    Spuren waren nicht zu sehen. Sie würden sich auch gar nicht halten. Der Boden war einfach zu weich, da wurde alles schnell wieder überwuchert.
    Und noch etwas fiel auf.
    Die Stille.
    Hier kreischte kein Affe, hier sang kein Vogel. Es war beinahe unheimlich ruhig. Irgend etwas schien hier zu lauem. Ein böses Omen, eine gefährliche Ruhe, die etwas unsagbar Grausames umfasste, was mit dem menschlichen Verstand nicht begriffen werden konnte.
    Das Böse…
    Der Pilot merkte dies, und er sprach den Archäologen darauf an.
    Waynright hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Marlowe. Auch die alten Königsgräber in Ägypten sind nicht gerade vom Lärm der Umwelt erfasst.«
    »Trotzdem, das gefällt mir nicht.«
    »Haben Sie Angst?«
    »So ähnlich.«
    »Dann können Sie ja warten.«
    Marlowe räusperte sich. »Heißt das, Sie wollen den Tempel betreten?«
    »Und wie. Glauben Sie denn, diese Chance lasse ich mir entgehen?«
    Der Archäologe wandte hastig den Kopf. In seinen Augen glänzte ein fanatischer Wille. »So eine Chance bekomme ich nie wieder. Einen Tempel der Totengöttin Kali. Das ist doch die Schau.«
    »Sie wissen ja, was man sich von Kali erzählt?«
    »Klar. Sie war bekannt für ihre Grausamkeit, aber das ist nicht anders als bei den ägyptischen Göttern. Ich kenne da einige, die stellen Kali sogar noch in den Schatten.«
    »Ich an Ihrer Stelle würde nicht weitergehen.«
    »Nein, Marlowe, den Tempel schaue ich mir an. Sie können ja hier draußen bleiben.«
    »Mal sehen.«
    Archibald Waynright hörte die Antwort nicht mehr, die ihm der Pilot gab.
    Er hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und schritt langsam auf den Tempel zu.
    Je näher er kam, um so deutlicher sah er den Eingang und er war überrascht von der Größe. Das war ein gewaltiges Loch. Irgendwie strahlte es eine seltsame Kälte aus, die so gar nicht in den heißen, dampfenden Dschungel passen wollte.
    Archibald Waynright fröstelte. Er merkte zwar die Kälte, aber er ignorierte sie. Waynright war plötzlich besessen, er wollte in den Tempel hinein und dessen Geheimnis erforschen. Dafür hatte er schließlich all die Mühen und Strapazen auf sich genommen. Keine Umkehr vor dem Ziel.
    Bevor er das halb zerfallene Bauwerk betrat, warf er noch einen Blick über die Schulter.
    Jim Marlowe stand dort leicht vorgebeugt. Als würde er zögern und überlegen, ob er nicht doch dem Archäologen folgen sollte. Aber Marlowe hatte Schlimmes über Kali gehört. Er war kein Einheimischer, allerdings hatte er lange genug in Indien gelebt. In diesem Land gab es Dinge, die normalerweise unmöglich waren. Hier lebten Heilige und Gaukler, Götter und Götzen, Gurus und Mönche. Er kannte Menschen, die sich lebendig begraben ließen und tagelang unbekleidet in der Kälte des Himalaja saßen, ohne dass es ihnen etwas ausmachte.
    Ein Land voller Rätsel. Und ebenso ein Rätsel war die Totengöttin Kali.
    Zahlreiche Anhänger huldigten ihr. Auch ihr uralter grausamer Totenkult war verbreitet. Zu ihren Anhängern zählten Menschen aller Schichten.
    Von den Tagelöhnern bis zu den ganz Reichen, Kalis Ausstrahlung machte vor keinem Halt.
    Auf ihr Konto gingen Tausende von Opfern. Ritualmorde, Beschwörungen, die Göttin übte eine ungeheure Faszination auf die Menschen aus. Und nicht nur in Indien. Der Totenkult hatte sich ausgebreitet. In europäischen Hauptstädten existierten Geheimbünde, deren Mitglieder die Totengöttin anbeten.
    Die Tongs waren überall.
    Wer einmal ein Tong war, der blieb es auf alle Lebenszeit. Er verbreitete die Lehren der grausamen Kali und er handelte auch danach. Sein eigenes Leben galt dabei nichts, nur das der

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