Die Todesgöttin
Wirkung? Warum hatte es zuvor reagiert? Es gab mir immer mehr Rätsel auf, von denen ich hoffte, dass ich sie irgendwann einmal lösen konnte.
Jetzt ging es um die Göttin.
»John!«
Diesmal schrie Mandra Korab. »Vorsicht, John!«
Er hatte mich nicht vor der Göttin warnen wollen, sondern vor seiner eigenen Aktivität. Aus welchem Grund hatte die Göttin ihn losgelassen.
Er war auch nicht bei dem Aufprall Bewusstlos geworden, sondern kniete am Boden und hatte freie Bahn für seine Dolche.
Er schleuderte sie.
Ein Schatten wischte dicht an meinem Ohr vorbei. Dann sah ich, wie der Dolch zuschlug. Dicht unter dem zerstörten Auge fand er sein Ziel.
Der nächste traf das Auge.
Wiederum ging ein Zittern durch die Gestalt. Ich nahm die Gelegenheit wahr und hieb mit dem Schwert zu. Dabei trennte ich die Kette der Göttin endgültig auf.
Der nächste Schlag. Schräg von mir geführt, traf er ihren Hals, dann flog wieder ein Dolch und hieb mit einem dumpfen Laut in die Stirn der Todesgöttin, dicht unter dem pechschwarzen Haarkranz.
Kali wankte.
Und verdammt, sie hielt mich immer noch fest. Voller Wut hieb ich abermals zu, als die Göttin ihren Arm in wilder Panik nach unten hämmerte.
Sie würde mich zerschmettern. Sie würde…
Etwas klatschte, dann spürte ich Arme, die sich um meine Beine gelegt hatten und eisern festhielten.
Gleichzeitig brachen die Finger der Göttin ab. Ich fiel, wurde aber aufgefangen und vernahm Sukos Stimme an meinem Ohr.
»Keine Panik auf der Titanic!«
Schwankend stand ich für einen Moment auf den Beinen, bis sich alles vor meinen Augen drehte und ich zusammenbrach. Dabei hätte ich heulen können vor Freude.
Mandra schleuderte die Dolche.
Sieben besaß er davon.
Und er jagte die restlichen in den Körper der unheimlichen Todesgöttin.
Auch Suko kämpfte. Mit der Dämonenpeitsche drosch er zu. Regelrechte Stücke fielen aus dem Körper der lebenden Statue. In Strömen ergoss sich die grüne Flüssigkeit aus beiden Augenhöhlen und sammelte sich auf dem Boden zu einem See aus Dämonenblut.
Dann fiel der Kopf ab. Hart krachte er zu Boden. Wir alle hörten das Splittern und sahen zu, wie er zerbrach.
Das schwarze Haar erinnerte mich an Drahtgeflecht, das sich langsam zusammenringelte, grau und brüchig wurde und dann verging. Kali war erledigt und mit ihr auch die makabere Kette. Alle Köpfe hatten sich aufgelöst.
Wir begaben uns in sichere Deckung und schauten zu, wie sie endgültig verging. Zurück blieben Reste, die auch bald zu Staub werden würden. Gab es die Göttin jetzt nicht mehr?
Dies zu glauben, wäre ein Irrtum gewesen. Das war nicht die echte Kali gewesen, sondern eine durch Schwarze Magie erweckte Statue. Aber wir hatten der echten und ihrem Totenkult eine große Niederlage beigebracht. Es würde dauern, bis ihre zahlreichen Diener, die sie unter den Menschen hatte, sich wieder erholten. Erst musste sie neu beschworen werden, und ihre Anhänger mussten auch ein Versteck finden, wo sie die Todesgöttin anbeten konnten.
Während Mandra Korab die Dolche einsammelte, wandte ich mich an Suko. »Du bist spät gekommen, alter Halunke.«
Suko nickte zerknirscht. »Zu spät, John, aber Sabra musste erst aus dem Weg geräumt werden.«
»Du hast ihn geschafft?«
»Sicher.«
Mit dieser Antwort konnten wir alle zufrieden sein.
***
Vor uns lag eine Nacht im Dschungel. Wir hielten uns nicht im Innern des Tempels auf, sondern draußen. Das war gut so, denn das alte Gebäude konnte den Tod der Göttin nicht verkraften.
Als die Morgendämmerung die langen Schatten der Nacht verdrängte, da hörten wir das Rumoren, Stöhnen und Ächzen. Hastig sprangen wir auf, rannten weg, blieben in sicherer Entfernung stehen und sahen die breiten Risse, die das Gemäuer durchzogen.
Sekunden später brach der Tempel zusammen. Vom Geist des Bösen war er erfüllt gewesen. Das Böse aber existierte nicht mehr, deshalb hatte auch der Tempel kein Recht, länger bestehen zu bleiben. Wir aber kämpften uns durch den Dschungel. Der Weg wurde zu einer wahren Hölle. Ein paarmal verliefen wir uns.
Ich musste mit dem Schwert zwei Schlangen töten, und als wir nach Stunden endlich den Fluss erreicht hatten, sanken wir erschöpft nieder. Allzu lange gönnte man uns keine Pause. Ein Suchboot erschien. Vom am Bug stand ein Mann, den wir gut kannten.
Jim Marlowe. Er hielt ein Glas vor seine Augen und hatte uns schon entdeckt.
An Bord bekamen wir zu essen und zu trinken. Und alle fielen wir in
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