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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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entsetzlich lächerlich gemacht«, erklärte Peggy trotzig. »Du hast es mir heute morgen auch angesehen, wie es um mich steht, und er weiß es wahrscheinlich schon seit gestern.«
    Da Jesse nicht locker ließ, mußte Peggy schließlich doch mit der ganzen Geschichte herausrücken. Sie stotterte und druckste wie ein vierzehnjähriges Schulmädchen herum und konnte sich zuguterletzt noch nicht einmal mehr an Dans Worte erinnern. Sie sah nur das Lächeln, das die Worte begleitet hatte, und dachte an den Schmerz, der ihr durchs Herz gezuckt war. Sie machte bei dem Gedanken daran eine so jämmerliche Miene, daß Jesse hell herauslachen mußte. Sie lachte, bis ihr die Tränen die Wangen hinunterliefen.
    »Ich finde nichts Spaßiges daran«, sagte Peggy kalt; sie war noch nie so wütend auf Jesse gewesen wie in diesem Augenblick.
    »Und du siehst auch nicht, was einem fast ins Auge springt?«
    »Was soll einem denn ins Auge springen?«
    »Daß der arme Kerl nur nicht zugeben will, daß es aus ist mit dem Junggesellenleben.«
    Peggys verständnislose Augen brachten Jesse erneut zum Lachen, aber diesmal war es voller Mitgefühl. Sie hielt Peggy die Hand hin. »Komm, setz dich. Ich glaube, ich muß dich erst mal ein bißchen aufklären. Du bist wohl ein gescheites Mädchen, aber in manchen Dingen lebst du noch hinterm Mond.« Sie zog Peggy auf den Stuhl neben sich. »Er kann kaum den Blick von dir wenden, und er kann es kaum aushalten, wenn er nicht in deiner Nähe steht oder sitzt. Er hat es immer gut verstanden, die Mädchen auf Distanz zu halten, und er hätte das auch bei dir gemacht, wenn er gewollt hätte. Er war viel zu lange Junggeselle, und jetzt spürt er, daß es ihn erwischt hat. Du kannst nicht erwarten, daß er sich so rasch geschlagen gibt. Er weiß bestimmt schon, daß er sich gegen die Liebe zu dir nicht wehren kann. Aber er hat erkannt, daß er dich mit seiner Art reizen kann, und daß du dich deshalb gegen ihn wehrst, und das gibt ihm noch eine kleine Galgenfrist.«
    »O Jesse!« Peggy schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe.«
    »Wieso? Wie war es denn bisher bei dir? Jedesmal, wenn du glaubtest, ein Mann könnte dir gefährlich werden, hast du einen Weg gefunden zu kneifen. Manchmal denke ich, du willst unbedingt eine alte Jungfer werden.«
    Peggy sagte nichts dazu, aber sie wußte, daß Jesse recht hatte. Sie war bisher jeder ernsten Bindung ausgewichen. Doch der Kuß gestern abend, jener Kuß hatte alles verändert. Über ihr Gesicht huschte ein träumerisches Lächeln, und sie fragte sich, ob Dan vielleicht genau wie sie von dem neuen überwältigenden Gefühl bestürzt gewesen war.
    »Du, hör mal, es macht mir keinen Spaß, hierzusitzen und dir zuzuschauen, wie du von dem guten Dan träumst«, hörte Peggy plötzlich Jesse sagen. »Ich sehe mich noch ein bißchen um. Denn schließlich wird mir ja einmal alles gehören, und du bist im Moment gerade keine sehr amüsante Gesellschaft.«
    Peggy hatte kaum hingehört und beachtete auch nicht das nachsichtige Grinsen, als Jesse die Küche verließ.
    Sie saß und träumte noch immer vor sich hin, als sie das merkwürdige Geräusch hörte, das zunächst wie das Rauschen eines starken Windes klang. Es war nur seltsam, daß es von der Tür zur Halle herkam. Sie horchte angestrengt und suchte nach einer Erklärung für diesen Widerspruch. Dann mischte sich plötzlich eine menschliche Stimme unter das Brausen, ein grauenvolles Jammern und Stöhnen. Sie war mit einem Satz an der Tür und lief ein paar Schritte weiter, bis sie neben dem durchbrochenen Mauervorsprung stand und die ganze Halle überblicken konnte. Sie sah Jesse wie zu Eis erstarrt in der Mitte der Halle stehen. Das Klagen schien von allen Seiten zu kommen, und nun waren auch jammernd hervorgestoßene Worte zu hören. Sie waren kaum zu verstehen, klangen eher wie ein Seufzen: »Kaaannst... niiicht... blei... bleiben. Duuu ... gaaabst... iiihr... Ruuhe. Schliiimm... schliiimm...«
    »Wer bist du?« schrie Peggy verzweifelt und starrte in alle Ecken. Im ersten Moment hatte sie vor Grausen nicht weiterlaufen können, aber jetzt rannte sie zu Jesse, legte schützend den Arm um deren Schultern und drückte sie an sich, als ob sie sie dadurch vor der furchtbaren Stimme bewahren könnte.
    »Kaaannst... niiicht... blei...«
    »Geh weg! Geh weg!« brach es schrill und hysterisch vor Angst aus Jesse heraus. »Warum läßt du uns nicht in

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