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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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panikartiges Grauen vor dem Wehklagen und Jesses überlange Ohnmacht bewiesen das zur Genüge. Schließlich war das letzte Erlebnis nichts im Vergleich zu der eisigen, tödlichen Kälte gewesen, und doch hatten ihre strapazierten Nerven fast noch schlimmer darauf reagiert.
    Aber Jesse war nicht zu überzeugen gewesen. »Ich muß bleiben und ich will bleiben«, wiederholte sie immer wieder trotzig und dann mit etwas versöhnlicherer Stimme: »Es war dumm von mir, gleich in Ohnmacht zu fallen, Peg. Aber es war doch ein fürchterlicher Schock, nachdem wir geglaubt hatten, es wäre endlich alles vorbei.«
    »Es hat ausgesehen, als ob du bereits im Koma liegen würdest, Jesse«, hielt ihr Peggy vor. »Ich hatte Angst, du würdest mir unter den Händen wegsterben. Es ist nichts so wertvoll, daß man dafür mit dem Leben bezahlen sollte.«
    »Niemand stirbt wegen schwacher Nerven, Peg. Und wenn es das nächste Mal passiert, werde ich darauf vorbereitet sein und nicht gleich umfallen.«
    »Wie du das sagst: Wenn es das nächste Mal passiert. Weißt du denn, was uns das nächste Mal erwartet?«
    Sie hörten fast gleichzeitig das Auto, und Peggy sprang auf, um Dan entgegenzulaufen. Sein Anblick war eine so große Beruhigung, daß sie alle Hemmungen vergaß und ihm einfach strahlend um den Hals fiel. Er hatte automatisch die Arme aufgehalten und drückte sie nun fest an sich. Sie schmiegte sich an seine Brust und fühlte sich zum erstenmal nach dem grauenhaften Erlebnis geborgen und glücklich.
    Draußen war die Dämmerung noch nicht in Nacht übergegangen, aber in der von wenigen Lampen schwach beleuchteten Küche hätte es genausogut Mitternacht sein können. Für Peggy hatte das Schloß jede Anziehung verloren; ja, sie begann es sogar langsam zu hassen.
    Der Professor war zurückgekommen und erzählte, daß von Molly weiterhin jede Spur fehlte. Da er Dinty telefonisch nicht erreichen konnte, wollte er persönlich nach Kilkelly fahren und ihn herholen. Er hatte sie eigentlich gleich wieder verlassen wollen, aber als sie ihm von dem neuen unheimlichen Vorfall erzählten, war er doch mit hereingekommen. Die Sorge um Molly ließ ihn jedoch nur mit halbem Ohr zuhören.
    Peggy konnte ihn gut verstehen. Sie selbst hatte langsam die Nase voll, und sie spürte, daß ihre Nerven nicht mehr lange mitmachen würden. Wenn Jesse doch nur einsähe, daß sie nicht mehr länger im Schloß bleiben konnten. Aber es schien sie nichts zurückzuschrecken. Sie wollte alles aushalten, nur um die Erbschaft zu machen, die für ihre und Glens Zukunft so wichtig war.
    Dan war bei seinem Standpunkt geblieben. »Es ist allein Jesses Entscheidung, Peggy«, sagte er zum wiederholten Male und legte, als er ihr bedrücktes Gesicht sah, den Arm zärtlich um ihre Schulter. »Aber in jedem Fall werde ich euch beide nicht allein lassen, das verspreche ich dir.«
    Das sonst so lebendige Gesicht des Professors wirkte müde und angestrengt. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll«, murmelte er unglücklich, und etwas lauter: »Glauben Sie mir, von irgendwelchen Stimmen hat noch nie jemand was erzählt. Ich habe mich schon gewundert, als Mrs. Witlow das erste Mal von der Stimme im Schlafzimmer berichtet hatte. Aber es geschah damals so viel auf einmal, daß ich vergaß, darüber nachzudenken. Es sieht fast so aus...« Er hielt inne und blickte jeden von ihnen an, als ob er sich scheute weiterzusprechen.
    »Es sieht so aus, als ob es noch einen zweiten Geist gibt.« Dan, der Gespenster von jeher angezweifelt hatte, beendete des Professors Satz.
    »Ja, das wollte ich sagen.« Der Professor nickte unglücklich. »Aber es gibt keinen Anhaltspunkt, was das für ein Geist sein
    könnte. Und wir wissen nicht, was er von uns will.« Er klopfte nervös mit den Fingern auf den Tisch und vermied es, Dan anzusehen. »Ich hoffe nur nicht, daß es etwas mit dem Schurken dort drüben zu tun hat.« Er deutete mit dem Kopf zur Tür.
    »Sie meinen Gerard St. More?« fragte Peggy.
    »Oder wie er geheißen haben mochte«, fügte Dan hinzu.
    Des Professors Blicke wanderten von Jesse zu Peggy und wieder zurück, machten einen Abstecher zu Dan und blieben zuletzt auf Jesse haften. Etwas von dem alten Schwung schien plötzlich in ihn zurückzukehren. »Entschuldigen Sie, meine Damen, daß ich bis jetzt noch nicht so ganz bei der Sache war. Mollys Verschwinden macht mir doch großen Kummer. Aber Dan hat recht. Wenn das, was Sie gehört haben, auch nur das geringste mit jenem Betrüger

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