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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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den Drang verspüren, seine Worte zu Taten werden zu lassen.
    Diese Taten konnten nur darin bestehen, diejenigen zu bestrafen, die Krieg gegen Allah und sein Volk führten, gegen die weltweite umma der Muslime. Und die wichtigsten unter diesen waren der Große Teufel, die USA , und der Kleine Teufel, Großbritannien. Die Bestrafung für das, was sie getan hatten und täglich weiter taten, war das ihnen bestimmte Schicksal und ein göttlicher Auftrag.
    Der Prediger ermahnte seine Zuschauer und Zuhörer, sich niemandem anzuvertrauen, auch nicht denen, die vorgaben, genauso zu denken. Denn selbst in der Moschee gebe es Verräter, die bereit seien, den wahren Gläubigen für das Gold der kuffar anzuschwärzen.
    Daher solle sich der wahre Gläubige in der Abgeschiedenheit seines Herzens zum wahren Islam bekehren und sich niemandem anvertrauen. Er solle allein beten und nur auf den Prediger hören, der ihm den wahren Weg weisen werde. Dieser Weg verlange, dass jeder Bekehrte einen Schlag gegen die Ungläubigen führe.
    Er warnte davor, komplizierte Pläne mit unbekannten Chemikalien und vielen Komplizen zu schmieden, denn jemand könne den Kauf oder die Aufbewahrung der Bestandteile einer Bombe bemerken, oder einer der Mitverschwörer könne zum Verräter werden. Die Gefängnisse der Ungläubigen seien voll von Brüdern, die belauscht, beobachtet, bespitzelt oder von Leuten verraten worden waren, denen sie vertraut hatten.
    Die Botschaft des Predigers war ebenso simpel wie tödlich. Jeder wahre Gläubige solle in der Gemeinde, in der er sich befinde, einen herausragenden kaffir auswählen und ihn zur Hölle schicken, während er selbst, gesegnet von Allah, in der Erfüllung der Gewissheit sterben werde, ins ewige Paradies einzugehen.
    Es war eine Erweiterung der »Tu es einfach«-Philosophie Awlakis, aber besser formuliert, überzeugender. Sein ultraeinfaches Rezept machte es leichter, sich zu entscheiden und isoliert zu handeln. Und aus der wachsenden Zahl von Mordanschlägen aus heiterem Himmel in beiden Zielländern war klar zu ersehen, dass sie es, selbst wenn seine Botschaft nur bei dem Bruchteil eines Prozents der jungen Muslime Widerhall fand, mit einer Armee von Tausenden zu tun hatten.
    Der Spürhund wartete auf Antwort von allen amerikanischen Diensten und ihren britischen Entsprechungen, doch niemand hatte gehört, dass in der islamischen Welt jemand einen »Prediger« erwähnt hatte. Diesen Titel hatte ihm der Westen gegeben, weil man nicht wusste, wie man ihn sonst nennen sollte. Aber er musste irgendwoher gekommen sein. Er musste irgendwo wohnen, irgendwo senden, und er musste einen Namen haben.
    Die Antworten, vermutete er, existierten im Netz. Die Computerfachleute oben in Fort Meade waren zwar halbe Genies, doch auch sie hatten sich geschlagen geben müssen. Wer immer diese Predigten ins Netz stellte, sorgte dafür, dass sie nicht zurückverfolgt werden konnten. Er ließ sie aus scheinbar einhundert verschiedenen Quelladressen um die ganze Welt wandern – und alle waren falsch.
    Der Spürhund lehnte es ab, jemanden in sein Versteck im Wald kommen zu lassen, mochte seine Sicherheitsfreigabe noch so hoch sein. Der Geheimhaltungsfetisch, der die gesamte Einheit motivierte, hatte auch ihn in Bann geschlagen. Ebenso ungern betrat er die anderen Büros auf Washingtoner Terrain und vermied es, so gut es ging. Er zog es vor, nur von demjenigen gesehen zu werden, mit dem er zu sprechen hatte. Er wusste, dass er zunehmend in dem Ruf stand, unkonventionell zu sein, aber am liebsten waren ihm Raststätten. Gesichtslos und anonym, die Gäste wie auch das Lokal. In so einer Raststätte an der Straße nach Baltimore traf er sich mit dem Internetguru aus Fort Meade.
    Die beiden Männer saßen einander gegenüber und rührten in ihrem ungenießbaren Kaffee. Sie kannten einander von früheren Ermittlungen her. Der Mann, der mit dem Spürhund am Tisch saß, galt als der beste Computerdetektiv der NSA , und das wollte etwas heißen.
    »Und wieso können Sie ihn nicht finden?«, fragte der Spürhund.
    Der Mann von der NSA starrte stirnrunzelnd in seine Kaffeetasse und schüttelte den Kopf, als die Kellnerin erwartungsvoll an den Tisch trat und ihre Kanne zum Nachschenken bereithielt. Sie zog sich zurück. Wer zu ihnen herüberschaute, hätte zwei Männer mittleren Alters gesehen, der eine fit und muskulös, der andere dicklich und mit der Blässe eines Menschen, der in fensterlosen Räumen arbeitete.
    »Weil er verflucht

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