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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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aus. In Sekundenschnelle waren sie im Haus, und in der ganzen Straße ging nirgends ein Licht an.
    Der erste der Männer schaltete sofort den Alarm ab, langte hinter den Schrank und deaktivierte die Infrarotstrahlen. Er drückte ein paar Tasten am Computer, und die Kamera gehorchte und produzierte ein Standbild des leeren Hausflurs. Jetzt konnte Mr. Dardari aus dem Pandschab anrufen und würde seinen leeren Hausflur sehen. Tatsächlich saß er aber noch im Flugzeug.
    Sie waren zu viert, und sie arbeiteten schnell. Winzige Mikrofone und Kameras wurden in den drei wichtigsten Zimmern versteckt, im Wohnzimmer, im Ess- und im Arbeitszimmer. Als sie alles erledigt hatten, war es draußen immer noch stockdunkel. Eine Stimme im Ohrhörer des Teamleiters bestätigte, die Straße sei leer, und sie verschwanden unbemerkt.
    Jetzt blieb nur noch ein Problem, nämlich der persönliche Computer des pakistanischen Geschäftsmannes. Er hatte ihn mitgenommen. Aber sechs Tage später war er wieder da, und noch einmal zwei Tage später ging er zu einem Galadinner. Der dritte Besuch ging am schnellsten. Der Computer stand auf dem Schreibtisch.
    Die Festplatte wurde ausgebaut und in einen Harddrive-Kopierer geschoben, den die Techniker nur »die Box« nannten. Mr. Dardaris Drive kam auf die eine Seite, eine leere Platte auf die andere. Es dauerte vierundvierzig Minuten, ein »Image« des gesamten Datenbestands auf die leere Festplatte zu spielen, und Mr. Dardaris Harddisk wanderte zurück in seinen Computer. Das war’s, was die Vergangenheit betraf.
    Sie steckten einen Speicherstick an die USB -Schnittstelle und schalteten den Computer ein. Eine Malware wurde eingeschleust, die dem Computer befahl, sich in Zukunft jeden Tastendruck und jede eingehende E-Mail zu merken und an den Lauschcomputer des Security Service zu übermitteln, der jedes Mal eine Logdatei anlegen würde, wenn der Pakistani seinen Computer benutzte. Und Mr. Dardari würde nichts davon merken.
    Der Spürhund gestand nur zu gern ein, dass die Leute vom MI5 gut waren. Er wusste, das gestohlene Material würde auch in ein ringförmiges Gebäude am Rande des Städtchens Cheltenham in Gloucester geschickt werden, ins Hauptquartier der Nachrichtendienstbehörde namens Government Communications, die dem amerikanischen Fort Meade entsprach. Hier würden Kryptografen die Daten untersuchen und feststellen, ob es sich um Code oder Klartext handelte. Im ersten Fall müsste der Code entschlüsselt werden. Gemeinsam würden alle diese hoch spezialisierten Experten in der Lage sein, das Leben des Pakistani vollständig zu durchleuchten.
    Doch der Spürhund hatte noch einen Wunsch, und seine Gastgeber erhoben keine Einwände. Vergangene Aktivitäten und alle zukünftigen Tastenbewegungen sollten außerdem an einen jungen Mann übermittelt werden, der auf einem halbdunklen Dachboden in Centreville über seinen Computer gebeugt saß. Er gab spezielle Anweisungen, die nur für Ariel gedacht waren.
    Die ersten Ergebnisse kamen schnell zustande. Es gab nicht den geringsten Zweifel, dass Mustafa Dardari ständigen Kontakt mit dem Computer hatte, der in einem Lagerschuppen in Kismaju in Somalia stand, in dem Obst und Gemüse in Konserven gefüllt wurden. Er tauschte Informationen und Warnungen mit dem Troll aus, und der war der persönliche Cyberspace-Repräsentant des Predigers.
    Unterdessen bemühten die Codeknacker sich herauszufinden, was er dem Troll und was der Troll ihm mitgeteilt hatte.
    Agent Opal musste den Lagerschuppen eine Woche lang beobachten, bevor seine schlaflose Wachsamkeit belohnt wurde. Eines Abends öffnete sich das Tor. Was herauskam, war kein leerer Lieferwagen, sondern ein Pick-up, alt und verbeult, mit offener Ladefläche, das Standardfahrzeug in beiden Hälften Somalias, im Norden wie im Süden. Wenn sich auf der Ladefläche ein halbes Dutzend Clankämpfer um ein Maschinengewehr drängen, nennt man so einen Pick-up »Technical«. Der, den Opal durch den Spalt in seinem Fensterladen die Straße hinunterfahren sah, war leer, und in der Kabine saß nur der Fahrer.
    Es war der Troll, aber das konnte Opal nicht wissen. Er kannte nur die Anweisungen, die sein Agentenführer ihm gegeben hatte. Wenn etwas anderes als ein Lieferwagen herauskommt, verfolge es. Er verließ sein gemietetes Zimmer, kettete sein Motorrad los und fuhr hinterher.
    Die lange, strapaziöse Fahrt dauerte die Nacht hindurch bis zum Morgen. Den ersten Teil kannte er schon: die Küstenstraße in

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