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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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nordöstlicher Richtung am Ufer entlang, vorbei an dem ausgetrockneten Wadi und dem Kasuarinenwäldchen, wo er sich mit Benny getroffen hatte, und weiter in Richtung Mogadischu. Inzwischen war es Vormittag, und auch sein Reservekanister war fast leer, als der Pick-up in die Küstenstadt Marka einbog.
    Wie Kismaju war auch Marka eine unangefochtene al-Schabaab-Hochburg gewesen, bis Bundestruppen mit starker Unterstützung durch die African Mission to Somalia – AMISON – die Stadt 2012 von den Dschihadisten zurückerobert hatten. Aber 2013 hatte sich das Blatt erneut gewendet. Die Fanatiker waren zurückgekommen und hatten beide Städte und das Land dazwischen in blutigen Kämpfen wieder an sich gerissen.
    Schwindlig vor Erschöpfung folgte Opal dem Pick-up, bis er anhielt. Er sah ein Tor vor einer Art Hof. Der Fahrer des Pickups hupte. Eine kleine Luke öffnete sich in dem Holztor, und ein halbes Gesicht schaute hervor. Dann setzte das Tor sich in Bewegung und schwang auf.
    Opal stieg ab, hockte sich hinter seine Maschine und tat, als kümmerte er sich um den Vorderreifen, und dabei spähte er zwischen den Speichen hindurch. Der Fahrer schien bekannt zu sein, denn er wurde begrüßt, als er durch das Tor fuhr, das sich gleich wieder zu schließen begann. Bevor ihm die Sicht versperrt wurde, sah Opal ein Gelände mit einem zentralen Hof und drei schmutzig weißen, flachen Gebäuden mit Läden vor den Fenstern.
    Es sah aus wie tausend andere Grundstücke, aus denen Marka besteht. Der Ort ist eine ausufernde Ansammlung von flachen weißen Kästen zwischen den ockergelben Hügeln und dem Sandstrand mit dem funkelnden blauen Ozean dahinter. Nur die Minarette der Moscheen waren höher als die flachen Häuser.
    Opal fuhr weiter durch ein paar schmutzige Gassen, fand ein schattiges Plätzchen in der zunehmenden Hitze, zog sich das schemagh über den Kopf und schlief. Als er aufwachte, streifte er durch die Stadt, bis er einen Mann mit einem Fass Benzin und einer Handpumpe gefunden hatte. Diesmal bezahlte er nicht mit Dollar, denn das war zu gefährlich. Man könnte ihn bei der mutawa denunzieren, bei der Religionspolizei mit ihren hasserfüllten Augen und ihren Stöcken. Er zahlte mit einem dicken Bündel Shilling und fuhr durch die kühle Nacht zurück.
    Rechtzeitig zum Dienst auf dem Fischmarkt war er wieder zu Hause. Erst am Nachmittag konnte er eine kurze Sprachnachricht verfassen. Er grub seinen in Segeltuch gewickelten Sender aus, hängte ihn an die frisch geladene Batterie und drückte auf die »Senden«-Taste. Das Office im Norden von Tel Aviv empfing die Nachricht und leitete sie verabredungsgemäß nach Virginia und an TOSA weiter.
    Innerhalb eines Tages hatte eine Global Hawk vom amerikanischen Stützpunkt im Jemen das Anwesen gefunden. Es klappte nicht sofort, aber in der Nachricht vom Mossad war die Rede von einem Obstmarkt mit Ständen und ausgebreiteten Waren auf dem Boden gewesen, keine hundert Meter vom Anwesen entfernt, und von einem Minarett zwei Straßen weiter. Und von einem Kreisverkehr mit mehreren Ausfahrten, den die Italiener gebaut hatten, sechshundert Meter weit im Norden, wo die Landstraße nach Mogadischu an der Stadt entlangführte. Ein anderes Haus kam nicht infrage.
    Der Spürhund hatte eine Verbindung zwischen der J-SOC -Drohnenleitstelle außerhalb von Tampa und der US -Botschaft herstellen lassen. Jetzt saß er da und starrte auf die drei Häuser, die um den Hof herum standen. Welches war es? Vielleicht keins? Selbst wenn der Prediger sich dort versteckte, war er vor einem Drohnenangriff in Sicherheit. Eine Hellfire oder eine Brimstone würde ein Dutzend der dicht beieinanderstehenden Häuser dem Erdboden gleichmachen. Frauen, Kinder. Gegen sie führte er keinen Krieg, und er hatte keinen Beweis.
    Er wollte den Beweis, er brauchte ihn, und wenn die Kryptografen fertig wären, würde der Chutneyhersteller aus Karatschi ihn vermutlich liefern.
    Opal schlief in seiner Hütte in Kismaju, als die MV Malmö die Warteschlange der Frachter vor der Einfahrt in den Suezkanal erreichte. Bewegungslos lag sie unter der ägyptischen Sonne in lähmender Hitze. Zwei Filipinos hatten Leinen ausgeworfen und hofften, frische Fische zum Abendessen zu fangen. Andere saßen unter Sonnensegeln in Lee der Container mit den Autos. Die Stahlwände glühten wie Heizkörper. Die Europäer blieben drinnen, wo die von der Hilfsmaschine betriebene Klimaanlage das Leben erträglich machte. Die Ukrainer spielten Karten,

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