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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Auspeitschung oder Schlimmeres. Aber er hatte auch noch einen heruntergekommenen Pick-up, und damit, glaubte er, würde er es bis zur Grenze schaffen, wenn er nachts fuhr und sich den ganzen Tag im dichten Busch zwischen Kismaju und der kenianischen Grenze versteckte.
    Opal hatte einen großen Bastkorb auf den hinteren Sattel geschnallt, in dem man seine kümmerlichen Einkäufe transportieren konnte, der in seinem Fall jedoch einen großen Benzinkanister enthielt.
    Auf der Karte, die er aus dem Fischbauch gezogen hatte, sah er, dass der Treffpunkt, den sein Agentenführer ausgesucht hatte, fast hundert Meilen weiter nördlich an der Küste lag. Auf der mit Schlaglöchern übersäten, ausgefahrenen Piste, zu der die ehemalige Küstenstraße heruntergekommen war, konnte er die Strecke zwischen Abenddämmerung und Morgengrauen schaffen.
    Sein anderer Erwerb war ein altes, aber funktionstüchtiges Transistorradio, auf dem er verschiedene ausländische Sender hören konnte – was unter al-Schabaab ebenfalls verboten war. Aber er wohnte allein in seiner Hütte vor der Stadt, und wenn er das Radio leise stellte und ans Ohr drückte, konnte er Kol Israel hören, ohne dass man davon ein paar Schritte weiter noch etwas mitbekam. So erfuhr er vom Regen über Aschkelon.
    Die Bewohner dieses heiteren Städtchens würden am nächsten Tag vielleicht hochschauen und verwundert einen blauen Himmel und weit und breit kein Wölkchen sehen, doch das wäre dann ihr Problem.
    Benny war bereits auf dem Fischerboot. Er war per Hubschrauber gekommen. Die Maschine gehörte dem Piloten, einem Israeli wie ihm, und der Flug war angeblich ein Privatcharter für einen reichen Touristen, der von Nairobi ins Ocean Sports Hotel in Waitamu an der Küste südlich von Malindi gebracht wurde. Tatsächlich war der Hubschrauber an der Küste entlanggeflogen, nordwärts an Lamu Island und östlich am somalischen Ras Kamboni vorbei, bis das GPS den Fischkutter unter ihnen lokalisiert hatte.
    Der Hubschrauber schwebte sechs Meter über dem Boot, und Benny seilte sich auf das stampfende Deck ab, wo helfende Hände ihn in Empfang nahmen.
    Am selben Abend brach Opal im Schutz der Dunkelheit auf. Es war ein Freitagabend, und die Straßen waren fast leer, denn die Leute waren beim Gebet. Zweimal sah der Agent Scheinwerferlicht hinter sich herankommen, fuhr von der Straße herunter und versteckte sich, bis der Truck vorbeigefahren war. Das Gleiche tat er, als ihm ein Licht am Horizont entgegenkam. Er selbst begnügte sich mit dem Mondlicht.
    Er war früh dran. Als er wusste, dass er nur noch wenige Meilen vom Treffpunkt entfernt sein musste, verließ er die Straße wieder und wartete auf die Dämmerung. Beim ersten Lichtschimmer fuhr er weiter, aber langsam, und dann sah er es. Ein trockenes Wadi, das von links aus der Wüste kam, breit genug, dass eine Brücke hinüberführte. Beim nächsten Monsun würden die Fluten es in ein rasendes Wildwasser verwandeln, das unter der Betonbrücke und unter den riesigen Kasuarinen hindurchrauschte, die zwischen Landstraße und Küste wuchsen.
    Er verließ die Straße und bugsierte sein Offroad-Bike die hundert Meter bis zum Wasser hinunter. Dann lauschte er. Nach fünfzehn Minuten hörte er es: das leise Grollen eines Außenbordmotors. Er ließ seinen Scheinwerfer zweimal aufleuchten – an, aus, an, aus. Das Grollen kam auf ihn zu, und die Umrisse eines starren Schlauchboots lösten sich aus der Dunkelheit über der See. Er warf einen Blick zurück zur Straße. Da war niemand.
    Benny stieg ans Ufer. Ein Passwort wurde gewechselt, dann umarmte er seinen Agenten. Es gab begierig erwartete Nachrichten aus der Heimat. Ein kurzes Briefing und dann neue Ausrüstung.
    Letztere war überaus willkommen. Natürlich würde er sie unter seiner Hütte vergraben und das Loch mit Sperrholz abdecken müssen. Ein kleines, jedoch technisch hoch entwickeltes Sende-Empfangs-Gerät, das Nachrichten aus Israel erhielt und für dreißig Minuten speicherte, während sie transkribiert oder auswendig gelernt wurden. Danach wurden sie automatisch gelöscht.
    Und es sendete Nachrichten von Opal ans Office. Er sprach Klartext hinein, der dann zu einem einzigen »Squirt« komprimiert wurde, so kurz, dass ein Lauscher eine ultrakomplizierte Technologie brauchte, um den zehntelsekundenlangen Funkspruch zu empfangen und aufzuzeichnen. In Tel Aviv würde man diesen »Squirt« wieder in normale Sprache zurückverwandeln.
    Dann das Briefing. Der Lagerschuppen:

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