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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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bis zum Ursprung zurückverfolgen lässt. Denn jede Geldbewegung hinterlässt eine Spur aus Papier. Der Hundi Man dagegen nicht. Im Nahen Osten und am Horn von Afrika ist dieses System jahrhundertealt.
    Es wurde gegründet, weil es damals zu gefährlich war, ohne eine kleine Armee Reichtümer durch Gegenden zu bewegen, in denen es von Banditen wimmelte. Also nimmt der Hundi Man das Geld in Land A in Empfang und autorisiert seinen Cousin in Land B, den gleichen Betrag abzüglich einer Kommission an den Empfänger auszuzahlen. Nicht eine Münze überschreitet eine Grenze, nur ein verschlüsselter Anruf oder eine E-Mail.
    Dahabshiil wurde 1970 in Burco, Somalia, gegründet und hat seine Zentrale heute in Dubai. Der somalische Name bedeutet »Goldschmelze«, und das Unternehmen dient hauptsächlich dazu, das Geld, das Hunderttausende somalische Gastarbeiter im Ausland an ihre Familien in der Heimat schicken, auszuzahlen. Eine große Zahl von Somalis arbeitet in Großbritannien, und das erklärt die blühende Niederlassung in London.
    »Kannst du in Dardaris Finanzverwaltung hinein?«, fragte der Spürhund.
    »Warum nicht, Colonel. Geben Sie mir einen Tag Zeit.«
    Ariel wandte sich seinem leuchtenden Monitor zu, dem siebenten Himmel. Er vertiefte sich in die Investitionen des pakistanischen Unternehmers und fand heraus, wie er die Mittel dazu beschaffte, was ihn zu seinen Offshore-Konten führte, deren wichtigstes auf Grand Cayman geführt und von komplexen und hoch entwickelten Firewalls geschützt wurde. Der Teenager mit dem Asperger-Syndrom auf dem Dachboden in Virginia überwand sie innerhalb von zehn Stunden, überwies eine Million Dollar auf Dardaris persönliches Konto in London und verschwand wieder, ohne eine Spur zu hinterlassen außer der Bestätigung, dass Dardari die Transaktion selbst veranlasst hatte.
    Die Überweisung von der Londoner Bank an die Londoner Dahabshiil-Niederlassung war reine Formsache, ebenso die Angaben zum Empfänger, die der Prediger in der von Ariel abgefangenen und entschlüsselten E-Mail aufgeführt hatte. Die somalische Finanzmaklerfirma gab zu bedenken, dass es bis zu drei Tage dauern könne, in Somalia eine solche Summe zusammenzubringen. Und, jawohl, sie hatten eine Filiale in Marka.
    Fort Meade und Cheltenham verfolgten die Kommunikation des Londoner Computers, aber sie hatten keine anderen Informationen als die, dass Dardari dort Sender und Empfänger war. Und ihr Auftrag war die Überwachung. Von Eingreifen war nicht die Rede.
    »Dschamma, ich habe eine äußerst delikate Aufgabe für dich. Sie kann nur von einem Somali übernommen werden, denn dabei geht es um Leute, die keine andere Sprache sprechen.«
    So hoch entwickelt die westliche Technologie auch sein mag, sie kann den persönlichen Gesandten nur selten abfangen. Zehn Jahre lang kommunizierte Osama bin Laden, der keineswegs in einer Höhle, sondern in einer Reihe von Safe Houses wohnte, weltweit mit seinen Unterstützern, ohne ein einziges Mal ein Funktelefon zu benutzen oder belauscht zu werden. Er benutzte persönliche Boten. Der letzte von denen, al-Kuwaiti, wurde enttarnt und durch die ganze Welt verfolgt, und er führte die Jäger schließlich zu einem Anwesen in der Stadt Abbottabad.
    Der Prediger ließ Dschamma vor sich stehen und rezitierte die Nachricht auf Arabisch. Dschamma übersetzte sie im Kopf in Somali und wiederholte sie, bis er sie wortwörtlich auswendig kannte. Begleitet von einem pakistanischen Bodyguard, fuhr er ab.
    Er nahm den Pick-up, der ihn zwei Tage zuvor mit der Nachricht aus London aus Kismaju heraufgebracht hatte. Aus großer Höhe beobachteten fremde Augen, wie Plastikkanister voll Benzin auf die Ladefläche gestellt wurden.
    In dem Bunker bei Tampa beobachteten sie, wie eine Plane über die Kanister gezogen wurde, doch das war eine normale Vorsichtsmaßnahme. Sie sahen, wie zwei Männer in den Wagen stiegen, aber weder die vermummte Gestalt des Predigers noch der schlanke junge Mann mit der roten Baseballkappe war dabei. Der Pick-up fuhr nach Süden und in Richtung Kismaju. Als er das Gesichtsfeld der Global Hawk verließ, wurde die Drohne angewiesen, die Überwachung des ummauerten Geländes wiederaufzunehmen. Dann machte der Pick-up halt, und die beiden Männer stiegen aus. Sie nahmen die Plane ab und strichen das Dach der Kabine schwarz an. So getarnt, wendeten sie, fuhren im Westen um Marka herum und weiter nach Norden. Als die Sonne unterging, passierten sie den Westrand der

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