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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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was Drohnen waren. Er hatte alles über sie gelesen, was im Westen gedruckt worden war, und wusste, wozu sie fähig waren. Trotzdem gab es sicher noch Details, die selbst in technischen Publikationen nie enthüllt worden waren. Er musste annehmen, man habe ihn aufgespürt und dass hoch über seinem Kopf, unsichtbar und unhörbar, eine Maschine kreiste, die diese Stadt und sogar sein Haus beobachtete.
    All das hatte ihn zu der Auffassung gebracht, er müsse sämtliche Kontakte zu seinem jetzigen Leben abbrechen und wieder verschwinden. Doch dann kam Dschamma aus Kismaju mit einer Nachricht für den Prediger von seinem Freund Mustafa in London, die alles änderte. Darin ging es um fünfzig Millionen Dollar. Er ließ seinen ehemaligen Sekretär, den Nachfolger des Trolls, zu sich kommen.
    »Dschamma, mein Bruder, du bist müde. Es war eine lange Fahrt. Ruh dich aus, schlafe, iss gut. Du fährst nicht zurück nach Kismaju. Wir geben es auf. Aber du musst eine andere Reise machen. Morgen, vielleicht übermorgen.«
    Gray Fox war verwirrt. Man hörte es an seiner Stimme, die über die abhörsichere Verbindung aus dem TOSA -Hauptquartier zum Einsatzraum des Spürhunds in der amerikanischen Botschaft am Grosvenor Square gelangte.
    »Spürhund, sind Sie auf dem Laufenden bei der Korrespondenz zwischen dem Helfer in London und seinem Freund in Marka?«
    »Absolut. Warum?«
    »Na, was er da an den Prediger geschrieben hat. Er habe es auf einer Party in Belgravia von einem halbgescheiten Anwalt aufgeschnappt.«
    Der Spürhund überlegte, was er antworten solle. Zwischen einer Lüge und dem, was ein ehemaliger britischer Kabinettssekretär einmal als »ökonomischen Umgang mit der Wahrheit« bezeichnet hat, gibt es einen subtilen Unterschied.
    »Das behauptet Dardari anscheinend.«
    »Und was glauben die Briten?«
    »Die Briten«, antwortete der Spürhund wahrheitsgemäß, »die Briten glauben, der Mistkerl sitzt in seinem Townhouse in London und versorgt seinen Freund im Süden mit Klatsch und Tratsch. Ach, übrigens – wird mein Antrag immer noch von oben abgelehnt?«
    Er wollte das Thema wechseln und nicht länger darüber reden, dass Mustafa Dardari E-Mails aus London verschickte, während er von drei ehemaligen Kommandosoldaten bewacht in Caithness in den Regen hinausstarrte.
    »Absolut, Spürhund. Wegen des Agenten Opal keine Raketen und kein Landungsunternehmen von See her. Und keine Hubschraubereinsätze von unserer Basis in Mogadischu aus. Da braucht einer nur eine Rakete von der Schulter in einen schwebenden Hubschrauber voller Delta-Boys zu jagen, und schon haben wir eine neue somalische Katastrophe. Sie müssen eine andere Möglichkeit finden.
    »Jawohl, Boss«, sagte der Spürhund und legte auf.
    Der Prediger hatte recht mit seiner Annahme, der Computer in Kismaju sei unbrauchbar für geheime Sendungen. Aber er wusste nicht, dass sein Verbündeter in London, sein Kindheitsfreund und heimlicher Unterstützer, ebenfalls enttarnt worden war und man seine verschlüsselten Mitteilungen, die in den Obst- und Gemüsepreisen versteckt waren, dechiffriert hatte. Daher beging er einen neuen Verstoß gegen die Sicherheitsvorschriften und mailte aus Marka eine Bitte an Dardari. Sie wurde abgefangen und entschlüsselt.
    »Colonel Jackson?«
    »Ja, Ariel?«
    »Da läuft etwas Schräges zwischen Marka und London.«
    »Das weißt du doch, Ariel. Du schreibst in Dardaris Namen.«
    »Ja, aber Marka hat eben geantwortet. Er bittet seinen Freund, ihm eine Million Dollar zu leihen.«
    Das hätte er voraussehen sollen. Der Etat würde es sicher aushalten. Es war ein Bruchteil dessen, was eine einzige Rakete kostete. Doch warum Steuergelder verschwenden?
    »Sagt er, wie ihm das Geld überwiesen werden soll?«
    »Da gibt es etwas, das heißt Dahabshiil.«
    Der Spürhund saß allein in seinem Londoner Büro und nickte. Er wusste davon. Raffiniert, sicher und fast nicht nachzuverfolgen. Geschaffen nach der jahrhundertealten Gestalt des Hundi Man.
    Terrorismus kostet Geld, eine Menge Geld. Hinter den Bomben werfenden Handlangern, die oft kaum mehr als Kinder sind, steht die Führungsebene, überwiegend erwachsene Männer, die nicht die Absicht haben zu sterben. Irgendwo dahinter stehen die Rädelsführer und dahinter die Finanziers, die oft ein scheinbar achtbares Leben führen.
    Für die Anti-Terror-Behörden haben sich die Finanzquellen des Terrorismus als fruchtbares Feld erwiesen, auf dem sich die Papierspur des Geldes vom operativen Konto

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