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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Meade eine Kopie an TOSA . TOSA gab sie an den Spürhund weiter, und der nahm sie entgegen, ohne eine Miene zu verziehen.
    Der Empfänger in Kismaju war nicht der inzwischen verstorbene Troll, sondern sein Nachfolger Dschamma, der ehemalige Sekretär. Mithilfe des »Spickzettels«, den der Troll hinterlassen hatte, entschlüsselte er die Mail Wort für Wort. Aber er war kein Experte, und wenn es einen Fehler gegeben hätte, wäre er unbemerkt geblieben. Es gab jedoch keinen Fehler. Sogar die erforderlichen Vertipper waren da.
    Weil es mühsam ist, E-Mails auf Urdu oder Arabisch zu versenden, hatten Dardari, der Troll und der Prediger immer auf Englisch miteinander korrespondiert. Auch diese neue Nachricht war in englischer Sprache. Dschamma, ein Somali, verstand diese Sprache – nicht so fließend, doch gut genug, um zu wissen, dass es etwas Wichtiges war und der Prediger unverzüglich in Kenntnis gesetzt werden sollte.
    Er war einer der wenigen, die wussten, dass der scheinbare Auftritt des Predigers im Internet, bei dem er alle seine Lehren widerrufen hatte, gefälscht gewesen war, denn sein Herr hatte seit über drei Wochen keine Predigt mehr verbreitet. Er wusste, dass die meisten Fans in der weiten muslimischen Diaspora im Westen empört sein würden. Er hatte die Kommentare gesehen, die sie Stunde um Stunde posteten. Seine eigene Loyalität war ungetrübt. Er würde die Nachricht aus London nehmen und die weite, anstrengende Fahrt nach Marka antreten.
    Genau wie Dschamma davon überzeugt war, eine E-Mail von Dardari empfangen zu haben, waren auch Cheltenham und Fort Meade sicher, der Chutneyfabrikant sitze an seinem Schreibtisch in London und unterstütze seinen Freund in Somalia von dort aus.
    In Wirklichkeit starrte Dardari trübsinnig in den strömenden Regen der ersten Septembertage hinaus, während hinter ihm vor einem lodernden Feuer drei ehemalige Marine-Kommandosoldaten sich laut lachend in ihren Erinnerungen an gemeinsame Kämpfe ergingen. Graue Wolkenvorhänge wehten durch das Glen und ließen Wasser auf das Dach prasseln.
    In der sengenden Hitze von Kismaju tankte der treue Dschamma den Pick-up für die lange Nachtfahrt nach Marka auf.
    In London transferierte Gareth Evans die erste von Harry Anderssons Dollarmillionen auf Mr. Abdis geheimes Konto auf den Caymaninseln und schätzte, die Malmö , ihre Ladung und ihre Mannschaft in drei Wochen wieder auf hoher See zu haben, eskortiert von einem NATO -Zerstörer.
    In einem Safe House der Londoner Botschaft fragte der Spürhund sich, ob der Fisch wohl anbeißen würde. Als es in Virginia Abend wurde, rief er im TOSA -Hauptquartier an.
    »Gray Fox, ich glaube, ich brauche die Grumman. Könnten Sie sie mir nach Northolt zurückschicken?«

DREIZEHN
    Der Prediger saß im Arbeitszimmer seines Hauses in Marka und dachte über seinen Gegner nach. Er war nicht dumm; er wusste, dass er da draußen einen hatte. Die gefälschte Predigt auf seiner Website, die sein Ansehen so gut wie vernichtet hatte, war der Beweis dafür.
    Zehn Jahre lang hatte er sich absichtlich zum schemenhaftesten aller al-Qaida-Terroristen gemacht. Er war in den Bergen von Nord- und Südwasiristan von einem sicheren Versteck ins andere gezogen. Er hatte seinen Namen und sein Aussehen geändert, und er hatte keine Kamera in seine Nähe gelassen.
    Anders als mindestens ein Dutzend andere, die jetzt alle tot waren, hatte er nie ein Mobiltelefon benutzt, denn er kannte das ganze Ausmaß der amerikanischen Fähigkeit, noch das leiseste Wispern aus dem Äther zu fischen, es in die kleinste Hütte zurückzuverfolgen und Gebäude und Insassen zu Asche zu verbrennen.
    Mit einer einzigen Ausnahme, die er jetzt bitter bereute, hatte er nie eine E-Mail aus dem Haus verschickt, in dem er wohnte. Seine Hasspredigten waren immer meilenweit von seinem Wohnort entfernt versandt worden.
    Und doch war jemand zu ihm durchgedrungen. Der Schauspieler in dem gefälschten Video hatte zu viel Ähnlichkeit mit ihm. Der Mann, der aussah und sprach wie er, hatte seinen wahren Namen und das Pseudonym, das er als Henker bei den Chorasan benutzt hatte, in die Welt hinausposaunt.
    Er wusste nicht, wer ihn verraten hatte, er wusste nicht, wie und warum, aber er musste davon ausgehen, dass sein Verfolger die echte IP -Adresse seines Computers in Kismaju aufgespürt hatte. Er wusste nicht, wie das hatte passieren können, denn der Troll hatte ihm versichert, es sei unmöglich. Aber der Troll war tot.
    Der Prediger wusste,

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