Die Todesliste
dann sackte ein Hinterreifen auf der Felge zusammen.
Der Augenschein ergab, dass irgendein Gauner ein viereckiges, mit einem nadelspitzen Stahlnagel durchbohrtes Stück Sperrholz unter die Lauffläche des Reifens geschoben hatte, während der Fahrer am Steuer döste. Der Fahrer rief seinen Kunden an und erklärte, was passiert war. Er würde das Rad wechseln müssen, aber es war ein großer, schwerer Wagen, und es würde ein Weilchen dauern.
Mr. Dardari stand unter dem Portikus, und die anderen Gäste um ihn herum verschwanden nacheinander, als ein Taxi mit leuchtendem Schild um die Ecke kam. Er hob die Hand. Das Taxi hielt am Straßenrand. Glück gehabt. Er stieg ein und nannte seine Adresse, und das Taxi fuhr tatsächlich in die richtige Richtung.
Taxifahrer in London sind gehalten, die hintere Türverriegelung zu aktivieren, wenn der Fahrgast Platz genommen hat. Das soll verhindern, dass ein Fahrgast verduftet, ohne zu bezahlen, aber auch, dass er von einem Flegel belästigt wird, der sich zu ihm hineinquetschen will. Doch dieser Trottel hatte es anscheinend vergessen.
Der Limousinenfahrer, der sich über seinen Wagenheber beugte, war kaum außer Sicht, als das Taxi am Randstein hielt und eine stämmige Gestalt die Tür aufriss und einstieg. Dardari protestierte: Der Wagen sei besetzt. Die stämmige Gestalt schlug nur die Tür zu und sagte: »Stimmt, Chef. Von mir.«
Ein starker Arm schlang sich um den pakistanischen Geschäftsmann, und eine Faust drückte ihm einen chloroformgetränkten Schwamm auf Mund und Nase. Nach zwanzig Sekunden hörte er auf zu zappeln.
Eine Meile weiter wartete ein Minivan mit einem dritten Ex-Marine am Steuer. Das Taxi, das sie von einem Kumpel geborgt hatten, der sich mit einem Taxibetrieb seinen Lebensunterhalt verdiente, wurde verabredungsgemäß mit den Schlüsseln unter dem Sitz am Straßenrand abgestellt.
Zwei der Männer setzten sich auf die Bank hinter dem Fahrer und hielten ihren dösenden Fahrgast zwischen sich aufrecht, bis sie North London hinter sich gelassen hatten. Dann machten sie es ihm auf einer Koje hinter den Sitzen bequem. Zweimal wollte er aufwachen, und jedes Mal legten sie ihn wieder schlafen.
Die Fahrt war lang, trotzdem schafften sie es mithilfe eines GPS-Navigationssystems verhältnismäßig schnell. Auf dem letzten Stück des Weges kamen sie nur noch mühsam voran, waren jedoch etwa bei Sonnenuntergang angekommen, und Brian Weller tätigte einen Anruf. Funkmasten gab es dort oben nicht, aber er hatte ein Satellitentelefon mitgebracht.
Der Spürhund rief Ariel an und benutzte dazu seine dedizierte, abhörsichere Leitung, auf der nicht einmal Fort Meade oder Cheltenham mithören würden. In Centreville, Virginia, war jetzt Nachmittag.
»Ariel, du erinnerst dich an den Computer in London, den du vor einer Weile ausgeschlachtet hast? Könntest du jetzt E-Mails versenden, die aussehen, als kämen sie von dort?«
»Natürlich, Colonel. Ich habe die Zugangsdaten hier.«
»Und dazu brauchst du Virginia nicht zu verlassen, ja?«
Ariel war verblüfft, dass irgendjemand auf der Welt in Fragen des Cyberspace so naiv sein konnte. Mit dem, was er vor sich hatte, konnte er sich in Mustafa Dardari »verwandeln« und aus Pelham Crescent in London mailen.
»Und erinnerst du dich an den Code auf der Grundlage von Obst- und Gemüsepreisen, den der User benutzt hat? Kannst du einen Text mit demselben Code verschlüsseln?«
»Natürlich, Sir. Ich habe ihn geknackt, ich kann ihn benutzen.«
»Genau so, wie er war? Als säße der alte User an der Tastatur?«
»Genau so. Identisch.«
»Super. Dann möchte ich, dass du eine Nachricht von der IP -Adresse in London an den Empfänger in Kismaju schickst. Hast du Bleistift und Papier?«
»Habe ich was?«
»Ich weiß, es ist altmodisch, aber ich möchte lieber das abhörsichere Telefon benutzen, keine E-Mail. Für alle Fälle.«
Es dauerte einen Augenblick, während Ariel die Leiter hinunterrutschte und mit Ausrüstungsgegenständen zurückkam, deren Verwendung ihm halbwegs fremd war. Der Spürhund diktierte ihm seine Nachricht.
Die Nachricht wurde mit demselben Code verschlüsselt, den Dardari benutzt hätte, dann wurde sie abgeschickt. Wie alles, was zwischen Dardari und Somalia hin- und herging, wurde sie von Fort Meade und Cheltenham abgefangen und entschlüsselt. In beiden Horchposten gingen ein paar Augenbrauen hoch, doch der Befehl lautete zu überwachen, nicht, sich einzumischen. Weisungsgemäß schickte Fort
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