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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Es legte am vordersten der kleineren Boote an und übernahm eine Schleppleine. Schnell versuchten Odin und Necron zu sehen, was die Bewohner der Stadt zu diesem seltsamen Vorgang sagten.
    »Ich fange an, schlimme Dinge zu ahnen. Hier. «
    Odam deutete auf eine Gruppe von Marktbesuchern, die hinter den Körben und Krügen standen und schweigend auf die vorwärtsgetriebenen Gefangenen und die Lauscher starrten. Ihre Gesichter waren verschlossen. Sie zeigten Angst, mühsam unterdrückte Wut, Hilflosigkeit und Resignation.
    »Sie wagen nicht, sich gegen die Lauscher zu stellen«, sagte Necron leise. »Also doch. Die Lauscher bekommen von den Stürmern die Opfer, die diese nachts eingefangen haben.«
    »So muß es sein.«
    Der letzte Gefangene sprang hilflos ins Innere des Bootes. Die Leinen wurden gelöst, die Ruderer im Boot der Lauscher spannten die Muskeln und zogen die drei kleineren Boote hinter sich her. Mit langsamen, aber kraftvollen Ruderschlägen überquerten sie den gesamten inneren Hafen und führten, als sie im Bereich der auslaufenden Brandungswellen zwischen den Leuchttürmen waren, ein einfaches Manöver aus.
    Sie kappten die Leine, die sie mit dem ersten Boot verband. Als die Boote, vom eigenen Schwung getrieben, an ihnen vorbeizogen, lösten sie mit langen Stangen die Seilschlingen, mit denen die geschleppten Boote aneinander festgemacht waren. Die Strömung zerrte an den Gefährten, der Sog erfaßte die drei Boote, ließ sie kreiseln und schwanken und zerrte sie aus dem Bereich des stilleren Wassers auf die Gischtkämme zu.
    Die Ruderer setzten wieder die Riemen ein und kämpften gegen den heimtückischen Sog. Dann waren sie frei und glitten zurück ins regungslose, graue Wasser.
    Die »Schildkrötenboote« aber wurden immer schneller, die unwiderstehliche Kraft riß sie in die Brandung, ließ sie wild schaukeln und tanzen und trieb sie dann um die Felsen, die den Fuß des einen Turmes bildeten, in die Richtung auf die Schattenzone, in die Richtung auf die Todespfeiler zu.
    Als sie verschwunden waren, ging durch die Menschen im Hafenbereich ein langgezogenes, dumpfes Stöhnen.
    »Opfer für die Todespfeiler, Exyll«, meinte Odam. »Kannst du uns sagen, was das zu bedeuten hat?«
    »Ich weiß es nicht. Die Lauscher sagen, daß sie damit die Ruhe zwischen den Wahnsinnsstunden verlängern können.«
    »Glaubst du das?«
    »Nicht ein Wort davon.«
    »Also hat es eine andere Bedeutung. Der wahnsinnige Troll?«
    »Das halte ich für möglich.«
    Langsam gingen sie zurück zu ihrem Schiff. Ihr erster Landgang hatte ihnen zeigt, daß es nicht ratsam sei, in Orankon lange Zeit zu bleiben. Necron ließ sich verschiedene Gedanken durch den Kopf gehen, schätzte den Winkel der Sonnenstrahlen ab und entsann sich seines Logbuchs. Schließlich blieb er stehen, deutete auf ein fast verlassenes, großes Schiff und fragte aufgeregt:
    »Diese kleinen Boote, die wie Schildkröten aussehen… sie bauen sie sicher so, weil sie leichter den Weg bis zu den Todespfeilern durchstehen. Habe ich recht?«
    Exyll fühlte sich angesprochen und nickte zustimmend. Er vermochte sich keinen anderen Grund für die seltsame Form vorzustellen, die zudem den Bootsbauern keinen geringen Mehraufwand verursachte.
    »Dann sollten wir dasselbe tun.«
    »Mit der Guinhan? Versuchen, sie unsinkbar zu machen, das Deck vor den Brechern und umkippenden Wellenkämmen schützen?«
    Prinz Odam stellte sich die gewaltige Arbeit vor und erschrak über den Aufwand an Zeit und Material.
    »Einen Aufbau, ähnlich wie derjenige, den wir bei den Opferbooten sahen. Das schützt uns, denn unser Ziel ist das Meer hinter den Pfeilern.
    Der Strömung werden wir nicht entkommen«, meinte Necron.
    »Ich denke, das ist ein guter Vorschlag. Aber er hält uns viele Tage hier fest. Woher das Holz nehmen?«
    Noch immer zeigte der Alptraumritter auf das große Schiff, auf dem ein paar nackte Kinder spielten.
    »Wir kaufen einem der unglücklichen Kapitäne den Rest seines Schiffes ab. Bis zur Wasserlinie, denke ich, finden wir brauchbare Balken, Bohlen und Planken. Und dort, wo die Opferboote gebaut werden, gibt es noch mehr. Auch Handwerker, obwohl wir viele geschickte Männer haben.«
    Odam schien an seine Yarls zu denken und winkte mißgelaunt ab.
    »Meinetwegen, Necron. Begeisterung wirst du von mir nicht verlangen können.«
    Necron lachte ihn herzlich an.
    »Es reicht vollauf, wenn du mitmachst. Los, gehen wir diesen Fragen gleich auf den Grund.«
    Bevor er irgend

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