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Die Todespfeiler

Die Todespfeiler

Titel: Die Todespfeiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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etwas anderes unternahm, schrieb er das Logbuch fertig, einschließlich der Erlebnisse des heutigen Tages. Mittags fand der Augenkontakt statt. Necron las, was Luxon für ihn geschrieben hatte und erfuhr, wie es um Logghard, die Neue Flamme, Yzinda und Quaron und um die Flotte der dreihundert Schiffe stand. Beide Schriften endeten mit denselben Worten.
    Viel Glück, Freund!

3.
    Gamheds Gedanken waren unkompliziert und geradlinig. Seine persönlichen Wurzeln lagen in Logghard. Ging es der Ewigen Stadt gut, hatte er gute Laune und schlief tief und ohne Alpträume. Griff das Unheil nach der Stadt des Lichtboten, schlief er schlecht, wachte schweißnaß auf und träumte von ungeheuren magischen Schrecken, von denen die Stadt heimgesucht wurde. Sein Leben schien untrennbar mit Logghard verbunden zu sein. In zahllosen Kämpfen und Schlachten war er es gewesen, der mit äußerstem persönlichem Einsatz die Stadt gerettet hatte, zusammen mit seinen todesmutigen Soldaten. Er vertraute Luxon; er würde sein Leben für ihn hingeben. Luxon vertraute ihm ebenso. Aber Luxons Wege waren für den geradlinigen, starken Charakter dieses Mannes in der silbernen Rüstung – die er nie abzulegen schien! – mitunter mehr als verwirrend.
    Er sprang unter den Decken seines Lagers hervor, fuhr in die Stiefel und schalt sich einen Narren. Es war kurz vor Sonnenaufgang.
    Was hatte er mit der Flotte und diesem Casson zu tun?
    »Verdammt sei dieser graubärtige Pirat!« stöhnte er auf und trank einen halben Krug kaltes Wasser aus.
    Er war noch immer mißtrauisch. Sein Mißtrauen konzentrierte sich auf Casson, den salamitischen Piraten aus der Strudelsee.
    Widerwillig mußte er zugeben, daß dieser Mann mit den scheußlich tätowierten Armen die Schiffe der riesigen Flotte in erstaunlich kurzer Zeit hatte überholen lassen. Er und Hrobon, der Zuverlässige, hatten alle Arbeiter, Handwerker und Seeleute zu einsamen Spitzenleistungen angetrieben. Im Hafen und außerhalb des Hafens warteten tatsächlich inzwischen dreihundert Schiffe unterschiedlicher Größe.
    Aber jedes von ihnen war bestens proviantiert, hervorragend instand gesetzt, mit mutigen Kriegern und tüchtigen Seeleuten besetzt.
    »Und ausgerechnet heute, wo mich der Wein von gestern noch immer belästigt«, fauchte er aufgeregt und zwängte sich in seine Kleidung und Teile der Rüstung. Er ging schweren Schrittes auf die Terrasse hinaus. Von diesem Teil des Shallad-Palasts sah er hinunter in den Hafen und auf das Meer vor der Hafeneinfahrt.
    Er zählte sie nicht, aber er wußte: es waren dreihundert Schiffe.
    Sie scharten sich, wie die Küken um die Henne, um die Rhiad. Einst war sie als Lichtfähre gebaut worden. Jetzt machten viele Änderungen und die Segel sie fast unkenntlich. Es war das stolzeste Schiff der Flotte, das größte und am besten bewaffnete. In ihrem tiefen Bauch saßen, an die Riemenschäfte gekettet, jene Männer, die sich als die wahren Getreuen des Hadamur gezeigt hatten.
    »Verdammt!« rief Gamhed und riß die Tür auf.
    Er wandte sich nach rechts und rannte mit langen Schritten auf den Teil des Palasts zu, in dem der Shallad zu finden war. Luxon bewohnte nicht nur einige Säle und Kammern; ein ganzer Komplex des Palasts, durch Treppen, Geheimgänge und Korridore miteinander verbunden wie die Wurmgänge in einem Apfel, stand zu seiner Verfügung. Aber Gamhed kannte jede der verborgenen Türen.
    Er riß einen Vorhang zur Seite, rannte durch eine säulengestützte runde Halle und drückte mit der Hand auf ein Ornament einer Wandverzierung.
    Eine verborgene Tür drehte sich lautlos vor ihm in den steinernen Zapfen.
    »Luxon! Ich, Gamhed, suche dich!« hallte seine Stimme durch die Gemächer.
    Ausgerechnet auf der Rhiad befehligte Casson die Flotte. Es kam Gamhed nun endgültig fast wie eine Schändung des Namens von Luxons Vater vor. Aus einem angrenzenden Raum kam Luxon und sah Gamhed fragend an.
    »Du solltest wirklich diesem Casson nicht die Herrschaft über die Flotte erteilen«, begann der Silberne aufgebracht. »Glaube mir, bevor es zu spät ist!«
    Luxon kam näher. Hinter ihm sah Gamhed die Gestalt eines Magiers, der schweigend an einem Tisch saß und ihn ruhig anblickte.
    »Es ist zu spät, Gamhed«, sagte Luxon und trat ins Sonnenlicht. »Schon jetzt hat der Großteil der Flotte abgelegt und ist auf See.«
    Gamhed starrte ihn an. Der Mann vor ihm hatte Luxons Haar, hell und wie sonnengebleicht wirkend, er trug die Kleidung des Shallad. Aber seine Stimme

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