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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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erinnere ich mich nicht, er muss ziemlich klein gewesen sein. Unser alter Mercedes ist nicht gerade wendig, deshalb suche ich mir immer einen möglichst bequemen Stellplatz. Weil so wenig Betrieb war, habe ich rückwärts eingeparkt. Ich dachte mir, dann hätte ich es beim Rausfahren leichter.»
    «Unmittelbar neben dir stand also niemand?»
    «Nein. Der Lieferwagen stand ein paar Plätze weiter, der rote Kombi am anderen Ende des Parkdecks.»
    Bei dem Kombi handelte es sich sicher um den Volvo, dessen Besitzer sich gemeldet und seinerseits einen Nissan Micra und einen Renault Clio gesehen hatte. Auf meine Frage, ob sie sich an die Typen oder die Nummernschilder der anderen Wagen erinnere, schüttelte Kati Järvenperä den Kopf.
    «Ich interessiere mich überhaupt nicht für Autos. In der Situation, mit zwei kleinen Kindern, hatte ich nichts anderes im Sinn, als den Einkauf über die Bühne zu kriegen.»
    «Und bevor du zum Einkaufen gingst, hast du den Kofferraum geöffnet?»
    «Ja, um die Flaschenkiste und Ollis Buggy rauszunehmen.
    Ich erinnere mich genau, dass ich den Kofferraum nicht abgeschlossen habe. Es ist noch nie etwas weggekommen.»
    «Ist im Geschäft irgendetwas Außergewöhnliches vorgefallen?»
    «Nein. Ich habe Milch, Katzenfutter und Schokoladen-pudding gekauft und eine Tüte Xylitolkaugummi für die Jungen, damit sie auf der Rückfahrt still sind.»
    «Und als du ins Parkhaus zurückkamst? Was hast du da gesehen?»
    «Ich war total erleichtert, endlich nach Hause zu kommen.
    Soweit ich mich erinnere, war der Lieferwagen weggefahren, ein anderes Auto war dazugekommen, aber keins stand mir im Weg. Darauf achte ich immer als Erstes, weil der Mercedes so schwer zu handhaben ist … Ich habe die Jungen ins Auto gesetzt und angeschnallt. Dann …», ihr Gesicht verzog sich, doch sie redete tapfer weiter, «… dann habe ich den Kofferraum aufgemacht. Zuerst habe ich gar nicht begriffen, was passiert war und wieso das Mädchen da lag. Mein nächster Gedanke war, die Jungen sollen nichts merken. Ich habe den Kofferraum zugeschlagen und abgeschlossen.»
    Zu diesem Zeitpunkt war ihrer Aussage nach niemand mehr im Parkhaus. Sie hatte ins Einkaufszentrum zurückge-hen müssen, um von der Telefonzelle aus die Polizei zu alar-mieren.
    «Ich glaube, ich stand unter Schock. An das, was danach passiert ist, kann ich mich kaum erinnern. Aber ich habe über etwas nachgedacht, was Jussi gesagt hat. Er ist ja schon fast fünf und ziemlich aufgeweckt, aber mit einer regen Phantasie begabt. Gestern hat er mich gefragt, ob es der dumme Onkel war, der im Parkhaus unser Auto kaputtgemacht hat.
    Der dumme Onkel ist bei uns jeder, der Abfall auf die Erde wirft oder im Winter Sand auf die Rodelbahn streut. Ich hab Jussi gefragt, ob er den dummen Onkel im Parkhaus gesehen hat. Ja, hat er gesagt. Der dumme Onkel hätte an seinem Wagen gestanden und im Kofferraum nach Kaputtmachwerk-zeug gesucht.»
    Sechs
    An diesem Abend fand ich keinen Schlaf. Schnüppchen strampelte, und der Wind wehte so stark, dass ich fürchtete, eine der alten Kiefern neben dem Haus würde uns aufs Dach krachen. Ich dachte an den dummen Onkel, den der bald fünfjährige Jussi Järvenperä gesehen hatte, und an die deprimierende Lagebesprechung am späten Nachmittag. In Koukkuniemi waren Beamte von Tür zu Tür gegangen, im Einkaufszentrum mehrere hundert Menschen befragt worden, doch das Ergebnis war mager: zusammenhanglose Informationen, vage Hinweise und nur zwei zuverlässige Beobachtungen, die beide auf Janne Kivi hinwiesen. In Teräsvuoris Alibi hatte Pihko nicht die kleinste Lücke entdeckt.
    Unsere gesamte Abteilung hatte sich im Konferenzraum eingefunden, dazu die Beamten der benachbarten Abteilun-gen, die die Befragungen in Koukkuniemi durchgeführt hatten. Taskinen hatte das Reden mir überlassen, offenbar um zu demonstrieren, wie die Besprechungen verlaufen würden, wenn ich Dezernatsleiterin wäre. Dabei war seine Beförderung keineswegs sicher – der Polizeichef hatte dem Vernehmen nach in Turku einen Kandidaten aufgetan, der einen besseren «Hintergrund» besaß, was vermutlich bedeutete, dass er Freimaurer und Parteifreund des Chefs war.
    Pertti Ström hatte sich mitten im Konferenzraum breit gemacht, als wolle er seine Anwesenheit möglichst sichtbar demonstrieren. Ob er im Dezernat bleiben würde, wenn ich seine Vorgesetzte werden sollte? Oder war eine Frau als Chefin zu viel für ihn, zumal eine, die zur gleichen Zeit die Polizeischule

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