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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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ich fragen, warum man mich nach der Rückkehr von einem anstrengenden Gastauftritt sofort aufs Polizeipräsidium geholt hat?»
    Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass ihn manche Frauen attraktiv fanden. Er war breitschultrig wie die Helden in alten Heimatfilmen und hatte sich helle Strähnen in die Haare färben lassen, die vor zwanzig Jahren radikal ausgesehen hätten. Er lächelte oft, und der schmale schwarze Schnurrbart zog den Blick auf seinen Mund.
    «Noora Nieminen ist ermordet worden. Es dürfte Sie also kaum überraschen, dass wir mit Ihnen sprechen möchten.»
    «Im Gegenteil, das überrascht mich sehr. Warum denn nur?» Sein Gesichtsausdruck veränderte sich ständig – suchte er nach der angemessenen Reaktion, oder handelte es sich tatsächlich um widerstreitende Gefühle? «Noora ist tot, Hannas Tochter! Wie wird Hanna damit fertig?»
    «Wo waren Sie vorgestern Abend?»
    «Maria, hör mal, darf ich telefonieren? Ich muss Hanna Blumen schicken. Das ist ja ganz furchtbar!»
    «Wenn wir hier fertig sind. Kommen wir jetzt zu meinen Fragen.»
    «Maria, Maria, Maria! Bitte, sag du zu mir, du wundervolle, fruchtbare Frau!» Pihko hüstelte in seiner Ecke, um nicht laut herauszuplatzen. Teräsvuoris theatralische Pose amüsierte mich und widerte mich zugleich an. Nun begann er auch noch, «Maria» aus der West Side Story zu singen.
    «Schnauze!», fuhr ich ihn an. «Ich bin unmusikalisch. Du terrorisierst die Familie Nieminen seit einem halben Jahr. Ich kenne den Fall, ich habe deine Drohbriefe gelesen. Im Fall Noora Nieminen bist du unser Hauptverdächtiger.»
    Teräsvuori breitete die Arme aus wie eine Operndiva.
    «Warum sollte ich Noora umbringen, dieses herrliche Geschöpf? Eine ungeheuer begabte Eiskunstläuferin, hast du sie je auf dem Eis gesehen, Maria? Wann …»
    «Wo waren Sie vorgestern Abend, also am Mittwoch?», fragte ich kühl. Der Typ ging mir wirklich auf den Geist. Dieses eine Mal hätte ich mir Pertti Ström als Vernehmungspart-ner gewünscht, er hätte den Kerl garantiert zusammenge-staucht.
    «Am Mittwoch? Da wurde die kleine Noora also ermordet? Moment … Am Mittwochabend hatte ich im Restaurant
    ‹Fishmaid› in Haukilahti eine Karaokeshow. Sie hat um sechs Uhr begonnen und bis eins gedauert. Ich war den ganzen Abend dort.»
    Eisklumpen regneten mir in den Nacken, eine Zeit lang bekam ich kein Wort heraus. Na klar. Vesku Teräsvuori hatte ein wasserdichtes Alibi für die Tatzeit. Natürlich bat ich Pihko, die Sache sofort nachzuprüfen, immerhin war nicht auszuschließen, dass der Zeuge uns ungeniert anlog.
    «Deshalb hat man mich herzitiert?», fragte Teräsvuori selbstsicher.
    «Warten wir ab, was die Überprüfung Ihres Alibis ergibt.»
    «Mädchen, Mädchen, glaubst du mir etwa nicht?»
    «Bei Tötungsdelikten pflegen wir alles nachzuprüfen. Und ich rate Ihnen, die Nieminens endlich in Ruhe zu lassen. Die Familie hat es auch ohne Sie schwer genug. Dass Sie Ihre Geldstrafe bezahlt haben, ist kein Freibrief für neuerliche Be-lästigung.»
    «Belästigung? Man darf doch wohl der Frau seines Lebens Briefe und Blumen schicken! Ich begreife nicht, warum Hanna zu diesem fetten Grobian zurückgegangen ist. Hanna, so sensibel und feminin, sie verkümmert doch in einer solchen Umgebung! Nichts als stinkende Lkw und Eishockey im Fernsehen!»
    Ich musste aufstehen und ihm den Rücken zukehren, um nicht loszuprusten. Vielleicht hatte Hanna in Teräsvuoris Ka-raokeballaden tatsächlich Nahrung für ihre sensible Seele gesucht. Aufs Labern verstand er sich jedenfalls.
    Pihko kam zurück und bat mich in den Flur.
    «Das Restaurant hat gerade aufgemacht. Ich habe mit dem Barkeeper gesprochen, der am Mittwoch Dienst hatte. Er hat Teräsvuoris Alibi bestätigt.»
    «Fahr trotzdem hin und sprich persönlich mit ihm. Immerhin braucht man vom Restaurant keine zehn Minuten bis nach Koukkuniemi. Vorläufig müssen wir Teräsvuori wohl laufen lassen.»
    Kauko Nieminen würde darüber nicht erfreut sein.
    Aber noch war die Vernehmung nicht beendet. Teräsvuori hatte die Familie Nieminen in den letzten zwölf Monaten intensiv beobachtet. Wusste er vielleicht etwas über Noora, was zur Aufklärung des Mordes beitragen konnte?
    Er sprach gern über die Nieminens.
    «Noora war dreizehn und eine richtige Bohnenstange, als ich Hanna kennen lernte. Sie lief seit ungefähr einem Jahr mit diesem Janne, und die beiden hatten schon irgendwelche Jugendmeisterschaften gewonnen. Gerade um die Zeit, als Hanna zu mir

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