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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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aber bringen Sie sie zurück! Das letzte ist nicht im Regal, das hatte sie immer bei sich.»
    Demnach lag es in der Sporttasche, die hoffentlich vom Labor in die Asservatenkammer geliefert worden war. Ich bat Pihko, sich zu notieren, dass wir uns die Tasche ansehen und möglichst bald mit Tomi Liikanen sprechen mussten. Inzwischen hatte Hanna eine Plastiktüte geholt, in der ich die Tagebücher verstaute, einheitliche schwarze Hefte mit goldener Nummerierung. Die höchste Ziffer war die XV, also lag in der Sporttasche vermutlich das sechzehnte Heft. Vorsichtshalber sah ich in der Schultasche nach, aber dort war es nicht.
    Seit meiner Teenagerzeit hatte ich nicht mehr Tagebuch geführt. Antti, der regelmäßig Tagebuch schrieb, hatte ein gemeinsames Schwangerschaftstagebuch angelegt, in dem ich neuerdings fast täglich meine Stimmungen und aktuelle Ereignisse festhielt. Vielleicht interessierte Schnüppchen sich in zwanzig Jahren dafür.
    Hanna wirkte jetzt gefasst. Ich hätte gern davon profitiert und ihr noch einige Fragen gestellt, sah jedoch, dass die Anzeige meines Mobiltelefons blinkte. Es war 12 Uhr 23, mein Magen meldete sich auch bereits. Der Anrufer war, wie erwartet, der Streifenpolizist Mononen, der mir mitteilte, er be-finde sich jetzt in Teräsvuoris Wohnung.
    «Bring ihn aufs Präsidium, und sei so gut, einen Vernehmungsraum zu reservieren, am liebsten die Zwei.» Dieser Raum war am wenigsten beengt, zudem hing dort eine in Blautönen schwelgende Seenlandschaft.
    «Wir haben Teräsvuori aufgegriffen», erklärte ich Hanna Nieminen.
    «Hat er ein Geständnis abgelegt?» Sie sah gequält aus, ihr Schuldgefühl musste unerträglich sein. Hoffentlich hatte sie einen guten Therapeuten oder wenigstens eine Freundin, bei der sie sich aussprechen konnte.
    «Ich werde ihn gleich vernehmen», sagte ich. Im selben Moment strampelte mein Baby so heftig, als wollte es mir die Nieren zerquetschen. Ich musste unbedingt zur Toilette, wo-für Hanna als zweifache Mutter volles Verständnis hatte.
    Pihko ließ den Motor an. Wir hatten versehentlich den Horrorsaab erwischt, der an den unmöglichsten Stellen ab-zusaufen pflegte. Erst nach ein paar saftigen Flüchen entschloss er sich anzuspringen.
    «Fahr bei McDonald’s in Niittykumpu vorbei. Ohne Big-Mac kann ich keinen Mordverdächtigen verkraften», bat ich beim Einsteigen.
    Als ich mir gerade die letzten Fritten in den Mund schob, meldete sich Koivu, den ich unterwegs um Rückruf gebeten hatte.
    «Na, wie steht’s mit deinem Zeugen aus dem Parkhaus?»
    «Das wird dir jetzt nicht gefallen … Er kommt aus Sa-vo …»
    «Ich hab nichts gegen die Leute aus Savo, ich komm ja selbst zu einem Viertel von da.»
    «Na ja, aber dieser Zeuge ist einer von denen, die sich absolut nicht festlegen. Kann gut sein, dass es sich bei dem Micra, den er gesehen hat, um Jannes Auto handelt, oder eben nicht. Totale Fehlanzeige. Ich hab den Wagen ins Labor geschickt.»
    «Gut.» Ich wollte schon auflegen, als Koivu hinzufügte:
    «Ööh … Ich hab das Protokoll von Siljas Vernehmung fertig. Ich könnte es ihr heute noch zum Unterschreiben bringen. Wir haben ein Lob bekommen, Maria, von Jyrki. Silja hat ihm gesagt, sie hätte sich keine netteren Polizisten wünschen können.»
    An seiner Stimme hörte ich, dass er rot wurde.
    «Hat sie auch dazugesagt, dass sie vom attraktivsten Beamten des Dezernats vernommen wurde?», frotzelte ich.
    Koivu war einfach süß, wenn er verliebt war. Wahrscheinlich hatte er bei Silja keine Chance, aber ich wäre die Letzte, die ihm das sagen würde.
    Der Imbiss hatte mich aufgemöbelt, bei der Ankunft im Präsidium fühlte ich mich topfit. Vesku Teräsvuori wartete bereits im Vernehmungsraum. Ich hatte zwei Stunden Zeit für die Befragung, dann kam Kati Järvenperä, die die Leiche gefunden hatte. Sollte ich bis dahin mit Teräsvuori nicht fertig sein, würde er eben warten müssen. Meine Einstellung zu ihm war von vornherein negativ.
    Pihko, der es fertig gebracht hatte, beim Fahren Chicken Nuggets und Salat zu essen, folgte mir zum Vernehmungsraum, wo Teräsvuori breitspurig neben dem Streifenbeamten saß, als gehöre ihm die Welt. Bei meinem Anblick stand er auf und kam mir freundlich lächelnd mit ausgestreckter Hand entgegen.
    «Vesku Teräsvuori, guten Tag. Habe ich die Ehre mit der Er-mittlungsleiterin? »
    «Ja. Ich bin Kriminalhauptmeisterin Maria Kallio, wir haben gestern telefoniert. Nehmen Sie bitte Platz. Einen Kaffee?»
    «Danke, gern. Darf

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