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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Ohren zugehalten, als die junge Frau, deren Trunkenheit allmählich nachließ, wieder und wieder beteuerte, dass sie ihr Kind nicht töten wollte. Der Sanitäter kam mit Diapam, mit vereinten Kräften brachten wir Jaana dazu, die Tablette zu schlucken, obwohl sie glaubte, wir wollten sie vergiften.
    «Hoffentlich sterb ich daran!», heulte sie. «Dann komm ich zu Minni in den Himmel.»
    Es klingelte wieder: eine Nachbarin, die sich mit gellender Stimme erkundigte, was los sei.
    «Hat Jaana sich verletzt? Sie war wahnsinnig betrunken, als sie heute Nacht nach Hause kam. Ich war hier und hab auf Minni aufgepasst, ich mag kleine Kinder so gern …»
    «Ist Fräulein Markkanen gestern ausgegangen?», hörte ich Pihko fragen.
    «Ausgegangen! Sie ist saufen gegangen und Männer auf-gabeln! Um eins wollte sie wieder hier sein, aber es war fast zwei, als sie sich nach Hause bequemt hat. Ich hab am Fenster gestanden, sie hat es kaum geschafft, aus dem Taxi zu steigen. Was ist mit Jaana? Ich kann mich um Minni kümmern, mich kennt sie besser als ihre eigene Oma …»
    Pihkos Antwort hörte ich nicht, denn die Sanitäter brachten das Laken, in das Minni nun, nachdem die Fotos gemacht waren und die Todesursache feststand, gewickelt werden sollte. Die neugierige Nachbarin begriff offenbar, dass der Säugling das Opfer war, und fing an zu schreien. Jaana hob den Kopf, als Minni hinausgetragen wurde.
    «Nehmt mir mein Kind nicht weg!», schrie sie und sprang auf. Der Sanitäter, der Minnis Leiche in den Armen hielt, sah mich fragend an. Puupponen half mir, die verzweifelt flehende Mutter festzuhalten.
    «Lasst sie ihr Kind eine Weile halten», sagte ich leise und ließ Jaana los. Ich musste den Blick abwenden, als der Sanitä
    ter das kleine Bündel zögernd in ihre Arme legte. Sie begann etwas zu summen, das an ein Wiegenlied erinnerte.
    Jaana wollte die Leiche ihres Kindes nicht wieder hergeben. Schließlich überredete ich sie, sich anzuziehen, indem ich ihr versprach, sie dürfe Minni begleiten. Der Arzt kam gerade zur rechten Zeit und injizierte ihr ein Beruhigungsmittel.
    «Wohin willst du sie bringen?», wisperte Puupponen, während Jaana sich mit langsamen Bewegungen die Schuhe anzog.
    «Wenn sie sich nicht beruhigt, erst mal in die Klinik. Mit etwas Glück schläft sie während der Fahrt ein. Verhaften muss ich sie so oder so, der Fall ist ja völlig klar. Sei so lieb und ruf Antti an, er soll unseren Fiat abholen. Ich bringe die Markkanen von der Klinik in die Haftzelle.»
    Wie ich gehofft hatte, schlief Jaana im Krankenwagen ein.
    Am liebsten wäre ich nach Hause gegangen, hätte ein Beruhigungsmittel genommen wie sie oder mich gründlich betrunken. Stattdessen bugsierte ich Jaana mit Unterstützung des Arztes in die Krankenzelle des Präsidiums. Schnäppchen schlug in meinem Bauch Purzelbäume, als wäre ihm klar geworden, dass die Welt da draußen kein sicherer Ort war.
    «Wir lassen sie heute in Ruhe, ich komme morgen und rede mit ihr», sagte ich zu dem Beamten, der die Haftzellen beaufsichtigte. Diesmal hatte zum Glück einer von den Netteren Dienst. «Wenn sie einen Arzt haben will oder so, kümmere dich darum. Ich bitte Ström, dir den Haftbefehl zu bringen.»
    Ich machte mich auf den Weg zu unserer Abteilung, doch Ström kam mir bereits im Vestibül entgegen, von zwei Poli-zeimeistern begleitet.
    «Tag Pertsa. Gut, dass ich dich treffe, du musst einen Haftbefehl bestätigen. Der Kindsmord in der Sokinsuontie.»
    «Ein klarer Fall? War deine weibliche Empathie diesmal nicht gefragt?»
    Man hatte Ström zu verstehen gegeben, dass seine man-gelhaften sozialen Fähigkeiten das größte Handicap für die Wahl zum Dezernatsleiter waren. Ich galt ihm in dieser Hinsicht als überlegen, auch wenn der Polizeipräsident mir man-gelnden Respekt vor meinen Vorgesetzten bescheinigt hatte.
    «Die Mutter ist geständig. Die Sanitäter hatten schon Verdacht geschöpft, habe ich mir sagen lassen. Du verwöhnst mich ja geradezu, wenn du mir so leichte Fälle zuschusterst.»
    «Ich nehme nur Rücksicht auf deinen Zustand», grinste Pertsa.
    «Allerdings!», sagte ich trocken und ging in mein Büro. Auf dem Schreibtisch lagen zwei Bitten um Rückruf, von Ulrika Weissenberg und Kauko Nieminen. Ich drehte die Zettel unschlüssig in den Händen und stellte fest, dass ich jetzt nicht die Nerven hatte, die beiden anzurufen. Mochten sie bis morgen warten, oder bis Montag. Aber vielleicht hatten sie mir etwas Wichtiges zu sagen?
    Zuvor rief

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