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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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zog, entwickelte sich Noora zur Frau. Innerhalb weniger Monate wuchs ihr ein Busen, und ihre Hüften wurden breiter. Hanna glaubte, sie würde aus Kummer über den Verlust ihrer Mutter zu viel essen, dabei war es eine ganz normale Entwicklung. Aber diese Eiskunstläuferinnen müssen ja so schrecklich mager sein. Ich finde nichts an diesen Bohnenstangen, das tut kein normaler Mann. Eine Frau wie du, eine Schwangere, ist das Allerschönste, rund und fruchtbar …»
    Sein Gelaber ging mir auf die Nerven, doch ich ließ ihn schwatzen, schob nur ab und zu eine Frage ein.
    «Sie haben gelegentlich vor dem Eisstadion gewartet, wenn Hanna ihre Tochter vom Training abholte. Ist Noora häufig allein nach Hause gegangen?»
    Teräsvuori grinste, er wusste offensichtlich, worauf ich hinauswollte.
    «Die Kleine interessierte mich nicht! Sicher, ich habe ihr ein paar Mal angeboten, sie nach Hause zu fahren, wenn schlechtes Wetter war und sie nicht abgeholt wurde. Aber sie ist nie eingestiegen. Kauko hatte es ihr bestimmt verboten.»
    «Wie hat Noora reagiert, als Hanna zu Ihnen gezogen ist?»
    «Sie war natürlich nicht begeistert, ebenso wenig wie ihr Bruder Sami. Nicht dass Noora eine Mutter gebraucht hätte, eher jemanden, der den Haushalt schmiss und sie herum-kutschierte. Das hat Hanna jedenfalls gesagt. Kauko brauchte sie nur als Sekretärin und Mitarbeiterin, im Bett brachte er sowieso nichts mehr. Noora hatte nur ihren Sport im Kopf.
    Nach Sami hat sich Hanna manchmal gesehnt, aber der Junge war mit seinem Leben vollauf zufrieden, nachdem sein Vater ihm eine neue Spielkonsole gekauft hatte. Und trotzdem hat Hanna mich verlassen und ist zu ihrer Familie zurückgekehrt, obwohl ich ihr viel mehr bieten konnte als diese egois-tischen Monster!»
    So wichtig mir Insiderinformationen über Nooras Familie auch waren, ich ertrug diesen Aufschneider nicht länger. Wi-derstrebend ließ ich Teräsvuori gehen. Dann bat ich Pihko, alle an der Ermittlung Beteiligten für vier Uhr zusammenzu-trommeln. Eine gemeinsame Besprechung vor dem Wochenende war notwendig, damit jeder wusste, in welchem Sta-dium wir uns befanden und was noch zu erledigen war.
    Auf dem Gang traf ich Taskinen.
    «Was ist mit Teräsvuori?», fragte er sofort.
    «Festgenommen und gleich wieder freigelassen.»
    «Wie bitte?»
    Taskinen sah mich nachdenklich an, als ich ihm berichtete, wie Teräsvuori den Mittwochabend verbracht hatte. Pihko war bereits unterwegs, um sein Alibi abzuklopfen, doch ich glaubte nicht, dass er Lücken finden würde. Der Fall hing wieder völlig in der Luft. Vielleicht war der Täter doch nicht in Nooras Umfeld zu suchen. Hatte ein zufälliger Passant sie ermordet, ein Verrückter ohne Motiv?
    «Besprechung im Konferenzraum um vier, hast du Zeit?
    Wir wollen die bisherigen Ergebnisse zusammenfassen.»
    «Ich bin dabei, jedenfalls für eine Weile. Heute Abend gehe ich mit Silja ins Kino. Sie sollte in zwei Wochen nach Kanada fliegen, aber ich weiß nicht, ob etwas daraus wird. Wir können das Honorar für Rami und Elena nicht allein aufbringen.
    Bisher ging es so gerade, weil die Kosten zwischen Silja, Janne und Noora geteilt wurden. Und nun fällt auch noch der Werbespot weg. Aber damit will ich dich nicht belasten.»
    Nach kurzem Überlegen beschloss ich, Taskinen noch nicht zu sagen, dass ich über die Aktivitäten von Elena Grigorieva und Tomi Liikanen am Abend des Mordes widersprüchliche Informationen erhalten hatte. Bei der Besprechung würde er es ohnehin erfahren. Seine offensichtliche Unzufriedenheit mit dem Gang der Ermittlungen irritierte mich. Vielleicht hatte er Genaueres über die anstehende Be-förderung gehört. Jedenfalls wusste er so gut wie ich, dass ich mir keine Fehler erlauben durfte, wenn ich Ström im Kampf um die Dezernatsleitung schlagen wollte.
    Kati Järvenperä traf pünktlich um drei Uhr ein. Sie war klein, hatte die krausen braunen Haare nachlässig im Nacken zu-sammengebunden und trug zu ihren schwarzen Jeans eine weite schwarze Jacke, die offenbar ein paar überzählige Pfunde kaschieren sollte. Gleich zu Beginn der Vernehmung bat sie mich, sie zu duzen, weil sie sonst das Gefühl hätte, unter Anklage zu stehen. Ich begann vorsichtig, da sie vermutlich immer noch erschüttert war. Obwohl sie sichtlich um ihre Fassung kämpfen musste, machte sie präzise Aussagen.
    «Auf dem oberen Parkdeck standen nur drei Wagen, als ich ankam. Der eine war ein grauer Lieferwagen, der zweite ein roter Kombi. An den dritten

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