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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Assistenzprofessor ernannt worden. Da fast alle Mitarbeiter gegen ihn opponierten, war das Arbeitsklima noch schlechter als in unserem Dezernat, und Antti träumte davon, das Institut zu verlassen. Vor zwei Jahren war er als Stipendiat in Chicago gewesen, und auch jetzt hatten wir mit dem Gedanken gespielt, für die Zeit meines Mutterschaftsurlaubs ins Ausland zu gehen, diesmal nach Eng-land. Bei der Vorstellung, allein mit dem Baby in einer Wohnung in Oxford zu hocken, war mir allerdings nicht wohl.
    «Das wäre eine gute Lösung», sagte ich erfreut. Antti war von Anfang an begeistert über meine ungeplante Schwangerschaft gewesen, während ich ein paar Wochen gebraucht hatte, bevor ich mich freuen konnte.
    Nach dem Essen gingen wir auf der Insel Seurasaari spa-zieren, bewunderten die knospenden Blätter und die Eichhörnchen, die sich enttäuscht abwandten, weil wir keine Nüsse für sie hatten. Als wir wieder im Auto saßen, machte ich den Fehler, auf das Display meines Mobiltelefons zu schauen. Ich hatte eine Nachricht erhalten.
    «Ulrika Weissenberg, guten Tag.» Die Stimme war kalt wie eine gerade vom Eis genommene Schlittschuhkufe. «Bitte rufen Sie mich schnellstmöglich an.»
    «Ich bin nicht mehr im Dienst», motzte ich das Telefon an, gab dann aber doch Weissenbergs Nummer ein. Sie schien keineswegs erfreut, meine Stimme zu hören.
    «Die Nieminens haben mir gesagt, dass Teräsvuori freigelassen wurde», kam sie ohne Umschweife zur Sache.
    «Und wie haben die Nieminens davon erfahren?»
    «Teräsvuori stand vorhin mit einem Blumenstrauß vor der Tür und wollte ihnen sein Beileid aussprechen. Ist die Polizei denn machtlos? Darf der Mann eine der besten Eiskunstläuferinnen des Landes ermorden und dann auch noch ihre Eltern verhöhnen?»
    «Es tut mir Leid, Frau Weissenberg, aber Teräsvuori hat für die Tatzeit ein unanfechtbares Alibi.»
    «Wen muss ich denn noch anrufen, damit dieser Mann hinter Gitter kommt! Den Leiter der Polizeiabteilung im Innenministerium? Oder reicht es, mit dem Polizeipräsidenten von Espoo zu sprechen?»
    Sekundenlang spielte ich mit dem Gedanken, die Weissenberg auf den Polizeipräsidenten zu hetzen, das geschähe beiden ganz recht. Ich verhielt mich jedoch wie eine verant-wortungsbewusste Erwachsene und fragte, ob sie bereits mit Jyrki Taskinen gesprochen habe.
    «Selbstverständlich, aber er sagt, Sie seien für die Ermittlung verantwortlich. Als Siljas Vater müsse er sich aus dem Fall heraushalten.»
    Die Verbindung rauschte, als wir am Stadtteil Otaniemi vorbeifuhren. Ich dachte flüchtig an Janne Kivi. In welcher Verfassung mochte er sein? Als könne sie Gedanken lesen, begann Frau Weissenberg nun, mich wegen Jannes Verhaftung abzukanzeln.
    «Sind Sie zu Hause?», fragte ich schließlich, als mir das Gekeife zu viel wurde. «Dann würde ich gern zu einem inof-fiziellen Gespräch vorbeikommen, um die Angelegenheit zu klären.»
    Antti warf mir einen verwunderten Blick zu, die Weissenberg schwieg sekundenlang, stimmte dann aber zu. «Fahr nach Nöykkiö», bat ich.
    «Du willst den Fall abschließen, bevor dein Urlaub an-fängt, stimmt’s?», fragte Antti, als wir an der Kreuzung Finnoontie an der Ampel standen. Ich nickte nur und gab ihm das Handy. Er wollte sich so lange in die Schrebergartenko-lonie setzen und lesen.
    Erneut bestaunte ich die blühenden Gärten an der Mäntytie. Bisher hatte ich hier nie zu tun gehabt. In Espoo gab es viele ruhige Winkel wie diesen, kleine Wäldchen und Sied-lungen, abseits vom betriebsamen Alltag.
    Ulrika Weissenberg hatte offenbar hinter der Tür gestanden, denn auf mein Klingeln öffnete sie sofort. Heute trug sie ein purpurfarbenes Kostüm und Chanel Nr. 5 – so ungefähr das einzige Parfüm, das ich identifizieren konnte. Wieder fühlte ich mich neben ihrer makellosen Eleganz verschwitzt und abgerissen. Offensichtlich kleidete und schminkte sie sich auch dann sorgfältig, wenn sie nicht aus dem Haus ging.
    Sie führte mich in ihr Arbeitszimmer. Der Pudel war im Garten angeleint und kläffte eine magere schwarze Katze an, die durch die Büsche strich.
    «Jetzt ist das widerliche Vieh der Nachbarn schon wieder in unserem Garten! Kann da die Polizei nicht einschreiten?
    Laut Ordnungsvorschrift darf man Katzen nicht frei laufen lassen!»
    «Sie haben das Recht, die Katze zu fangen und einschlä
    fern zu lassen», sagte ich abweisend. Auch unser Einstein verstieß laufend gegen den bewussten Paragraphen.
    «Natürlich ist die Polizei

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