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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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In diesem Winter war sie ihre Kür zu einem Bluespotpuorri gelaufen. Eine gute Wahl. Zwar wirkte Silja, die kühle Blonde, wie geschaffen für klassische Melodien, doch Rockmusik brachte ihr Temperament besser zur Geltung.
    «Was war denn nun am Mittwochabend?», fragte ich die Grigorieva, die uns allem Anschein nach völlig vergessen hatte und sich ganz auf die Läufer konzentrierte.
    «Tomi hat Irina und mich nach Hause gebracht, unterwegs haben wir noch eingekauft. Dann hat er kurz im Fitnesscenter vorbeigeschaut, war aber nicht lange weg. Eine halbe Stunde, vielleicht etwas mehr. Als er zurückkam, hatte ich die Fischsuppe gerade fertig.»
    Ihr Blick folgte Silja, der auch Koivu so gebannt zusah, dass er kaum hörte, was wir sprachen.
    «Ist Ihr Mann mit dem Wagen zum Fitnesscenter gefahren?» Sie nickte nur. Offenbar war sie der Ansicht, lange genug mit uns geredet zu haben, denn sie ging resolut davon.
    Was hätte sie auch weiter sagen können? Sie war zur Tatzeit zu Hause gewesen und hatte Fischsuppe gekocht. Wo ihr Mann, Tomi Liikanen, sich aufgehalten hatte, danach musste ich ihn selbst fragen.
    Elena hielt die QueenKassette an. Einen Moment lang hörte man nur die Kufen auf dem Eis, dann ertönte eine neue Melodie. Tschaikowskys Klavierkonzert bMoll. Sie hatte doch nicht etwa vor, Silja zu einem derart abgegriffenen Stück ihre Kür laufen zu lassen?
    Nein, es wurden weiterhin Grundfiguren geübt. Auch Janne war nun in Fahrt gekommen. Wenn er solo lief, trat die Eckigkeit seiner Bewegungen deutlicher hervor, er schien einfach zu groß zu sein für einen Eiskunstläufer. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als er bei Rami Luoto anhielt, um ihn etwas zu fragen. Wirkte Luoto wie ein ehemaliger Balletttänzer, so sah Janne neben ihm aus wie ein Sprinter. Im Paarlauf war seine mangelnde Gewandtheit nicht weiter aufgefallen, denn die geschmeidige, temperamentvolle Noora hatte alle Blicke auf sich gezogen. Als Einzelläufer würde Janne in der Masse derjenigen untergehen, die sogar um die Zulassung zum Kurzprogramm kämpfen mussten.
    Nun begab sich Elena auf die Eisfläche, um mit Silja zu sprechen, während Rami Luoto in weit ausgreifenden Schwüngen zu uns an die Bande kam. Janne folgte ihm verdrossen. Zum Glück war ich keine zwanzig mehr, sonst hätte ich seinem mürrischen Charme absolut nicht widerstehen können.
    «Möchtet ihr noch mit Janne und mir sprechen?» Luoto bemühte sich ganz offensichtlich, uns freundlich zu behandeln. Vielleicht glaubte er, dass wir alles taten, um Nooras Mörder zu finden. Wie Silja schien auch er zu den Vernünftigeren im Eiszirkus zu gehören. Er konnte uns bei der Erstellung von Nooras Persönlichkeitsprofil von Nutzen sein, wobei wir freilich nicht vergessen durften, dass auch er zu den Verdächtigen zählte.
    «Du bekommst deinen Wagen sicher morgen zurück», wandte ich mich an Janne.
    «Es wurde also nichts gefunden, was mich belastet», erwiderte er barsch.
    «Das steht noch nicht fest. Freu dich nicht zu früh.» Koivus Stimme klang ausgesprochen unfreundlich, ich musste beinahe lachen. Was waren wir für ein Gespann! Von Objektivi-tät keine Spur: Der eine war eifersüchtig auf einen der Verdächtigen, die andere sortierte sie rein gefühlsmäßig in Nette und Widerwärtige.
    «Wir wollen euer Training nicht mehr beeinträchtigen als nötig. Von mir aus kannst du weiterlaufen, Janne. Wir melden uns, wenn die Untersuchung deines Wagens abgeschlossen ist.»
    Offensichtlich erleichtert schoss Janne davon. Silja hatte gerade zu einer Sprungkombination angesetzt. Zuerst ein Lutz: Sie lief einen weiten Bogen rückwärts, hockte fast auf ihrem linken Fuß und zog das linke Bein und die Arme nach hinten. Mit der Säge an der Spitze der linken Kufe stieß sie sich ab und sprang. «Linke Schulter runter!», rief Luoto, doch seine Warnung kam zu spät. Nach knapp drei Umdrehungen landete Silja unsanft auf dem Hintern und rutschte ein gutes Stück über das Eis, bevor sie aufstand.
    «Das hat bestimmt wehgetan», ächzte Koivu. Ich kannte einige Menschen, die weder beim Eiskunstlauf noch beim Skispringen zuschauen wollten, um nur ja keinen Sturz zu sehen. Für mich lag die Faszination des Eiskunstlaufs gerade darin, dass der kleinste Fehler – verspäteter Absprung, falsche Arm oder Kopfhaltung – den ganzen Sprung verderben konnte. So spielend manche Läufer den dreifachen Axel auch hinzulegen schienen, hinter jedem Sprung stand jahrelange harte Arbeit.
    Silja erhob sich,

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