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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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bringen. Engagierte sie sich für den Eislauf, weil sie nicht ausgefüllt war? Wurde sie für ihre Arbeit bezahlt, oder ging es ihr nur darum, sich wichtig zu machen?
    «Sie sagte, ich sei eine tyrannische alte Hexe», donnerte sie plötzlich. «Dabei habe ich mich enorm anstrengen müssen, um den Werbevertrag zu bekommen. Ich fand ihr Verhalten über die Maßen undankbar. Sind Sie nun zufrieden, Hauptmeisterin Kallio?»
    Diesmal titulierte sie mich korrekt, vielleicht aus takti-schen Gründen. Entscheidend war jedoch, dass sie glaubhaft erklären konnte, wie das Stück ihres Fingernagels in Nooras Haare gelangt war. Ich hatte keine weiteren Fragen, bat sie nur noch, der Presse gegenüber nicht zu erwähnen, wie Noora getötet worden war.
    Wieder allein im Büro, nahm ich mir erneut Nooras Tagebuch vor. Fast sofort fiel mein Blick auf eine Eintragung, die vor einem Monat entstanden war.
    Ulrika ist LÄCHERLICH. Sie schmachtet Janne an, als wäre sie verliebt in ihn, dabei könnte sie seine Mutter sein. Ach was, selbst dafür ist sie fast zu alt, schon über fünfzig. Man merkt doch, warum sie Janne andauernd anfasst, angeblich, um ihm die Haare aus dem Gesicht zu streichen oder die Kleidung zu richten. Fehlt nur noch, dass sie ihm an den Schwanz fasst.
    Hat Ulrika an ihrem Mann nicht genug? Oder geht es allen so?
    Ich brauch ja nur an meine Mutter zu denken, die sich in den blö
    den Vesku Teräsvuori mit der blökenden Stimme verknallt hat.
    Wenn ich Janne nicht haben kann, will ich gar keinen.
    Heute hat Ulrika sich selbst übertroffen. Sie hatte ja in Edmonton versprochen, Silja, Janne und mir ein Gourmetdinner zu spen-dieren. Sie hat uns zu sich nach Hause eingeladen, damit auch wir Minderjährigen Wein trinken können. Ulrika meint, ein Gläschen würde uns nichts schaden, aber Elena hätte uns umgebracht, wenn sie gesehen hätte, dass Silja und ich zwei Glas Wein getrunken haben, und Janne mindestens drei. So ist Janne nun mal, er nimmt den Eiskunstlauf nicht so ernst wie ich.
    Ulrika hatte uns Schmuck gekauft, für Silja und mich einen ganz tollen Kreuzanhänger, ich hätte ihn furchtbar gern, wenn er nicht von ihr wäre. Für Janne hätte sie den gleichen Anhänger kaufen können, Jungen tragen so was auch, aber Ulrika findet das natürlich unpassend. Sie meint ja auch immer, Jannes Haare wä
    ren zu lang. Na jedenfalls, sie hatte für Janne eine Krawattennadel gekauft, mit Diamanten und Smaragden – sie sagte, die Smaragde hätten dieselbe Farbe wie Jannes Augen. Das Ding hat bestimmt einige Tausender gekostet!. Sie hat uns der Reihe nach umarmt, als sie uns den Schmuck gab, igitt, wie ihr Parfüm stinkt! Als Janne dran war, hat sie ihn gar nicht mehr losgelassen und ihn andauernd auf die Backen geküsst, und als ihr Mann nach Hause kam, hat sie Platten aufgelegt und wollte tanzen. Ihr Mann hat abwech-selnd mit Silja und mir getanzt. Wir hatten gar keine Lust, aber Ulrika klebte förmlich an Janne. Schließlich hat Silja gesagt, wir müssten gehen, weil wir morgen Schule haben. Ulrika meinte, Janne könnte ja noch bleiben, aber er hat sich zu uns ins Taxi geflüchtet. Er hat nichts gesagt, aber sobald wir im Auto saßen, hat er die Krawattennadel abgenommen und in die Tasche gesteckt. Der Arme! Es muss furchtbar sein, von so einer alten Schachtel belästigt zu werden. Aber ICH LIEBE JANNE!
    War das der wahre Grund, weshalb Ulrika Weissenberg Noora geohrfeigt hatte? Weil Noora sich über ihre Schwärmerei mokiert hatte? Aber war Ulrika daraufhin wütend genug gewesen, um zurückzukommen, Noora mit ihren Schlittschuhen zu attackieren und ihr den Schädel einzuschlagen? In diesem Moment hielt ich das durchaus für möglich.
    Neun
    Gerade als ich Feierabend machen wollte, kam Pertsa Ström zur Tür herein.
    «Zwei von diesen schwulen Eiskunstläufern irren draußen rum und suchen dich. Der ältere hat mir die Hand gegeben, pfui Teufel. Ich muss mir schleunigst die Hände waschen.»
    «Schnellstens zum AidsTest mit dir! Hast du sie etwa im Flur stehen lassen?»
    «Sie haben zufällig Taskinen getroffen. Wieso erlaubt der seiner Tochter den Umgang mit solchen Typen? ‹Könnten Sie mir sagen, wo ich Hauptmeisterin Kallio finde?›», lispelte Ström in stereotypem Schwulenton, den ich weder bei Janne noch bei Rami wahrgenommen hatte. Wie kam er auf die Idee, die beiden wären andersrum? Sagte man das Eiskunstläufern ebenso nach wie Balletttänzern? Eiskunstlauf war beinahe die einzige Sportart, bei der Männer

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