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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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von innen brauchte man normalerweise nur die Klinke herunterzudrücken. Ganz offensichtlich war die Zentralverriegelung eingeschaltet worden, die nach Mitternacht den Zugang zum Fitnesscenter verhinderte. Vielleicht wurde dabei automatisch auch das Licht gelöscht.
    Aber wer hatte sie eingeschaltet? Tomi Liikanen? Wieso hatte er sich nicht vorher vergewissert, dass niemand mehr in den Räumen war? Und wozu überhaupt die Verriegelung, das Studio sollte doch noch vier Stunden geöffnet sein.
    Die Situation war absurd. Ich probierte den Drehver-schluss noch einmal, diesmal ruhig und überlegt, aber er-folglos. Dann vergewisserte ich mich, dass die Zugangskarte die Tür tatsächlich nur von außen öffnete. Eine Weile trat ich mit meinen müden Beinen gegen die Tür, doch auch das brachte nichts. Zwar befand sich «Tommy’s Gym» im Unter-geschoss eines Etagenhauses, doch die Tür lag nach hinten, zum Wald hin, wo selten jemand vorbeikam. Meine einzige Hoffnung war ein Hausbewohner, der trotz des ungemütlichen Wetters zum Rauchen auf den Balkon ging und mein Gepolter hörte.
    Aber warum so lange warten, wozu hatte ich ein Telefon.
    Nein, verdammt, ich hatte das Handy zu Hause gelassen, es steckte in der Aktentasche, mit der ich von der Arbeit gekommen war und die sicher immer noch zwischen Anttis Kram im Flur lag. Aber das Fitnesscenter hatte ja auch einen Anschluss, wahrscheinlich am Verkaufstisch oder irgendwo in der Nähe. Zurück nach unten!
    Ich hatte Angst vor der Treppe, weil mein Bauch den Gleichgewichtssinn beeinträchtigte. Vorsichtig tastete ich mich von einer Stufe zur anderen, fühlte nach Hindernissen, versuchte die Vibrationen der Umgebung mit den Händen wahrzunehmen, wie es die Blinden tun. Von irgendwoher strömte Frischluft in den Treppenaufgang. Bewegte sich da unten jemand? Mir war, als wäre etwas über den Boden ge-rollt, vielleicht die Hantel, über die ich gestolpert war. Ich musste auf der Hut sein.
    Es war doch nicht vollkommen dunkel, an einem Schalter leuchtete ein grüner Streifen. Der schmale Lichtstreif bildete einen Fixpunkt, an dem ich mich orientieren konnte. Ich fand den Tresen und fuhr mit der Hand langsam über die Tischplatte. Ich war mir fast sicher, dort ein Telefon gesehen zu haben.
    Meine Hand stieß an einen Papierstapel. Er fiel herunter und riss etwas Gläsernes mit sich, das klirrend zerbrach. Instinktiv schloss ich die Augen, um sie vor Splittern zu schützen, doch das Ding war offenbar auf der anderen Seite des Tresens gelandet. Systematisch setzte ich meine Suche fort –
    nichts. Glassplitter knirschten unter meinen Füßen, als ich auf die andere Seite ging und die Platte abtastete. Kartons, Stifte, Gummibänder, Handgelenkgewichte mit Klettverschluss.
    Plötzlich hörte ich Schleifgeräusche in der Nähe des grü
    nen Lichtstreifens.
    «Hallo! Ist da jemand?»
    Keine Antwort, auch das Geräusch war verstummt. Dennoch hatte ich nun das unangenehme Gefühl, nicht allein in der Finsternis zu sein. Aber warum sollte jemand mit mir Verstecken spielen, dachte ich gerade in dem Moment, als meine Hand gegen etwas Hartes, Metallisches stieß. Eine Pistole – nein, ein Revolver. Die Form, die meine Fingerspit-zen ertasteten, war mir vertraut, ich konnte feststellen, dass die Waffe nicht geladen war. Trotzdem unverantwortlich, sie offen herumliegen zu lassen! Besaß Tomi Liikanen überhaupt einen Waffenschein?
    Ich legte den Revolver auf den Tisch und setzte meine Suche fort, fand aber kein Telefon. Irgendwo musste es doch sein!
    Ich hatte nicht vor, die ganze Nacht im stockdunklen Fitnesscenter zu verbringen. Allerdings wusste Antti ja, wo ich war, und würde sich spätestens um Mitternacht Sorgen machen, wenn ich nicht nach Hause kam – oder? Immerhin war er daran gewöhnt, dass Diensteinsätze meine Pläne jederzeit über den Haufen werfen konnten. Meist sagte ich zwar Bescheid, wenn es spät wurde, doch dazu hatte ich nicht immer Gelegenheit. Auf Anttis Hilfe durfte ich also nicht rechnen.
    Ich tastete die Wand hinter dem Tresen ab und fühlte eine Klinke. Richtig, hinter dem Verkaufstisch befand sich ein kleines Büro, dort musste das Telefon stehen. Ich riss die Tür auf und trat ein.
    Der Schlag zwischen die Schulterblätter traf mich völlig unvorbereitet. Er warf mich nach vorn, sodass ich mit der Brust und den Schultern schmerzhaft gegen einen Tisch prallte. Über mir sauste ein schwerer Gegenstand durch die Luft, Bauch und Rücken taten mir weh, ich weinte vor

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