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Die Todesspirale

Die Todesspirale

Titel: Die Todesspirale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Schmerzen, aber auch vor Angst.
    «Wer zum Teufel ist da!», brüllte ich in die Stille. Ich krümmte mich in Erwartung eines weiteren Schlages, legte einen Arm schützend über den Bauch, tastete auf dem Tisch nach etwas, womit ich mich wehren konnte – und fand eine Streichholzschachtel.
    Ich vergaß die Angst vor dem schweigsamen Angreifer, schnappte mir die Schachtel und riss ein Streichholz an. Bevor die Flamme erlosch, konnte ich gerade noch die Umrisse eines Telefons auf dem Tisch und einen Sandsack über meinem Kopf erkennen. Ich riss das nächste Hölzchen an, jetzt traute ich mich schon aufzustehen. Der von der Decke her-abhängende Sack war offenbar mit der Unterseite so an der Tür befestigt, dass er vorwärts schwang, sobald man den Raum betrat. Eine idiotische Konstruktion.
    Im Licht des dritten Hölzchens tippte ich unsere Telefonnummer ein. Zum Glück war Antti zu Hause. Ich bat ihn, sowohl Tomi Liikanen als auch die Einsatzzentrale anzurufen und zu erklären, was los war. In der Schachtel waren nur noch zwei Streichhölzer, und ich hatte in dem kleinen Raum nichts entdeckt, was ich gefahrlos anzünden konnte.
    Antti vergeudete keine Zeit mit überflüssigen Fragen, sondern sagte hastig, er werde Hilfe besorgen, und legte auf. Ich ließ mich auf den Bürostuhl fallen und horchte in mich hinein. Wo mich die Stange des Beincurlers getroffen hatte, schmerzte mir der Kopf, und zwischen den Schulterblättern würde sich vermutlich ein prächtiger Bluterguss bilden. Aber im Bauch spürte ich keine Stiche mehr. Ich tastete ihn vorsichtig ab. Ihr Götter im Himmel, gebt, dass Schnüppchen nichts passiert ist …
    Das Klingeln des Telefons durchschnitt die Stille. Ich fuch-telte herum, bis ich den Hörer erwischte.
    «Hallo!»
    «Tomi Liikanen hier! Ist da jemand eingesperrt?»
    «Allerdings! Die Tür ist fest zu, und das Licht geht nicht an!»
    «Verflixt nochmal! Ich komm sofort rüber, der Hausmeister hat keinen Schlüssel. Halt noch fünf Minuten durch!»
    Diese fünf Minuten verbrachte ich gedankenverloren in der Dunkelheit. Bilder von Noora und von meinem Baby zogen mir durch den Kopf. Es überraschte mich, wie heftig das Gefühl der Erleichterung war, als ich die Tür gehen hörte und das Licht aufflammte, so hell, dass ich die Augen schließen musste und vorsichtig unter den Lidern hervorspähte.
    Tomi Liikanen war völlig aufgelöst und entschuldigte sich wortreich. Offenbar sei das Verriegelungssystem defekt. Als Entschädigung gebe er mir eine Zugangskarte für ein ganzes Jahr. Ach, ich hatte versehentlich die Obstschüssel vom Tresen gestoßen? Halb so schlimm. Hauptsache, mir sei nichts passiert.
    Antti, der auf dem Fahrrad angerast kam, traf zur gleichen Zeit ein wie der Streifenwagen. Fast war es mir peinlich, dass ich so viel Aufregung verursacht hatte. Und doch – wenn der Sandsack mich nicht an der Schulter, sondern am Kopf getroffen hätte? Womöglich hätte ich das Bewusstsein verloren und mich beim Sturz schwer verletzt. Und wenn … Ich mochte gar nicht weiterdenken. Ob man mich wirklich versehentlich eingesperrt hatte, war mir jetzt auch egal. Ich wollte nur noch nach Hause, ins Bett.
    Scheinbar ruhig fragte ich Tomi Liikanen nach der Waffe, und er versicherte mir, er besitze einen Waffenschein. Auf meine Frage, warum er den Revolver am Tresen aufbewahrte, antwortete er ausweichend, er habe Angst vor Raubüberfällen. Die Waffe diene natürlich nur zur Abschreckung, sie sei ja nicht geladen …
    Ich hatte keine Kraft mehr. Antti schraubte den Vorderrei-fen von seinem Fahrrad ab und verstaute sein Gefährt auf der Rückbank des Fiat. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und schickte ein Dankgebet an den unbekannten Gott, als Schnüppchen energisch zu strampeln begann. Trotzdem dachte ich unablässig an das, was ich gleich am nächsten Morgen tun würde.
    Ich musste Tomi Liikanens Geschäfte überprüfen.
    Zehn
    Am nächsten Morgen prangte eine Riesenbeule auf meiner Stirn. Obwohl ich drei Schmerztabletten genommen hatte, tat mir der Kopf weh, als ich nach Informationen über Tomi Liikanen und sein Fitnesscenter suchte. Das Ergebnis war mager. Sowohl mit «Tommy’s Gym» als auch mit dem Importhandel schien alles in Ordnung zu sein. Zudem hätte Liikanen mich wohl kaum eingesperrt, wenn die Möglichkeit bestanden hätte, in seinen Räumen anabole Steroide zu finden. Ich war fast geneigt, ihm die Geschichte von dem Defekt abzunehmen. Oder steckte einer der beiden anderen dahinter?

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