Die Todesspirale
herumzukommandieren. Aber ich hatte nicht die Absicht, nach seiner Pfeife zu tanzen.
Die Tür zum Vernehmungsraum ging auf, der Anwalt, den ich vom Studium her flüchtig kannte, fragte verärgert, wann die Vernehmung endlich fortgesetzt würde. Sein Klient klage über Müdigkeit.
«Müde bin ich auch, verdammte Kacke!», moserte Ström und ging in den Vernehmungsraum. Ich hielt Koivu zurück und fragte ihn, ob er am Abend Zeit habe.
«Ich möchte eine Art Brainstorming veranstalten, wenn Taskinen es einrichten kann. Wir könnten Silja um sieben vom Training abholen, ich möchte sie dabei haben.»
«Silja? Dann hab ich Zeit … Eigentlich wollte ich heute Abend zum Krafttraining, aber das muss nicht sein», grinste Koivu. Ich ging zurück in mein Büro, rief Taskinen an und vereinbarte die Sitzung. Dann putzte ich mir die Zähne, verriegelte die Tür und streckte mich auf dem Sofa aus.
Die Krankenschwester hatte mir Ruhe empfohlen, doch ich hatte keine Zeit, nach Hause zu fahren. Daher versuchte ich mich auf dem Sofa zu entspannen. Obwohl Schnüppchen prompt zu strampeln begann, war ich im Nu einge-schlafen.
Zwölf
Ich trank den letzten Schluck Kamillentee und wiegte mich in den Hüften, um das heftig zappelnde Baby zu beruhigen, das offenbar von unserer Sitzung genug hatte. Es war schon nach zehn, wir hatten drei Stunden über den Fall Noora Nieminen und seine eigenartigen Verknüpfungen gesprochen.
«Mir scheint, hinter dem Mord an Noora steckt mehr, als wir dachten.» Ich berichtete von der Freundschaft zwischen Tomi Liikanen und Anton Grigoriev, von Antons rätselhaf-tem Unfalltod und von meinem Verdacht, Teräsvuori habe Verbindungen nach Russland.
Es handelte sich um eine ganz und gar inoffizielle Besprechung, an der auch Silja teilnahm. Sie fand es undenkbar, dass Elena etwas mit Nooras Tod zu tun haben könnte, war jedoch erstaunlich gut über das Privatleben ihrer Trainerin informiert. Koivu hatte die phantastischsten Theorien aufgestellt, sicher auch in der Hoffnung, Silja zu beeindrucken.
Eine Zeit lang hatten Jyrki Taskinen und ich die beiden drauf-los spekulieren lassen.
Wir würden überprüfen müssen, mit wem Tomi Liikanen und Vesku Teräsvuori in Russland Kontakt hatten. Der Verdacht, sie seien in den Drogenhandel verwickelt, war nicht von der Hand zu weisen. Silja wusste zu berichten, dass Liikanen ungefähr einmal im Monat nach St. Petersburg fuhr.
Teräsvuori wiederum hatte, wie ich mich erinnerte, Erkundi-gungen über den Transport von Karaoke Anlagen nach Russland und in die baltischen Länder eingezogen. Die Appetitzügler hatte Noora wahrscheinlich von Tomi Liikanen bekommen, meinte Silja.
«Kann schon sein, dass Elena davon wusste, auch wenn sie es bestreitet», räumte sie ein. «Alle haben Noora gepre-digt, sie müsse auf ihr Gewicht achten. Vor ein paar Wochen hat sich Janne beklagt, er könne Noora kaum noch heben.
Sie hat ihn angebrüllt, er solle gefälligst Muskeltraining machen, wenn er zu schwach wäre. Aber hinterher im Umkleideraum hat sie doch geweint.»
Noora hatte ein zwiespältiges Verhältnis zu Silja gehabt.
Einerseits war sie sich neben der femininen Silja hässlich und unbedeutend vorgekommen und hatte sie als Konkur-rentin um Janne empfunden. Andererseits war Silja immer fair und nahm den Eiskunstlauf ernst, was ihr Nooras Respekt eingetragen hatte.
«Im ‹Tommy’s Gym› kreuzen oft merkwürdige Typen auf», sinnierte Silja. «Die größten Muskelprotze führt Tomi immer in sein Büro. Wer weiß, was er ihnen da verkauft.»
«Zu blöd, dass wir das Büro nicht genauer untersucht haben», ärgerte ich mich. «Du hattest also den Verdacht, dass Noora Appetitzügler nahm. Hat man dir jemals illegale Mittel angeboten?»
«Das hätte niemand gewagt, alle wissen ja, dass mein Vater bei der Polizei ist», lächelte Silja. «Ich glaube, Janne hat vor einigen Jahren irgendwas genommen … Das muss um die Zeit gewesen sein, als Elena unsere Trainerin wurde. Damals herrschte ziemliches Chaos. Ich nehme an, Rami hat gemerkt, dass Jannes schwere Akne von irgendwelchen Pillen verursacht wurde, und ein ernstes Wort mit ihm gesprochen.
Aber dazu müsst ihr Rami selbst fragen.»
«Elena hat nie ein Wort davon gesagt, dass ihr Mann Vesku Teräsvuori kennt», meinte Taskinen nachdenklich. «Wir haben Rami und Elena damals im Rahmen der Voruntersuchung gegen Teräsvuori vernommen, weil sie bezeugen konnten, dass er häufig vor dem Eisstadion herumlungerte. Vielleicht
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