Die Todesspirale
Janne gewaltsam aus dem Wagen zerrte. Janne wehrte sich nach Kräften. Akkila stieß ihn auf die Motorhaube, Janne versuchte nach ihm zu treten, doch Akkila konnte ausweichen. Haikala setzte sich halb auf Jannes Rücken und legte ihm Handschellen an.
«Was geht denn hier ab?», brüllte ich und hievte mich schwerfällig vom Fahrersitz.
«Tach, Kallio», schnaubte Akkila gereizt. «Wir brauchen keine Hilfe mehr, alles unter Kontrolle. Hast du Papiere, Bürschchen?»
Haikala wandte mir das Gesicht zu, er hatte eine Wunde am Kinn. Hatte Janne ihm eine reingehauen, war das der Grund für die harten Bandagen?
«Zeig uns deinen Führerschein, Freundchen, oder hast du etwa keinen?», donnerte Akkila. «Und die Zulassung auch gleich. Oder ist das gar nicht dein Wagen?»
Haikala kam mit dem Alkoholmeter an und stieß Janne das Röhrchen unsanft in den Mund.
«Reinpusten! Wo bleibt der Führerschein? Du sollst ordentlich pusten!»
Der Zeiger rührte sich nicht, was die beiden sichtlich enttäuschte. Janne hob den Kopf und sah mich an. Ich wusste sein Mienenspiel nicht recht zu deuten, auf Wut folgte Erleichterung, dann eine Art Verlegenheit, und schließlich schaute er wieder mürrisch drein.
«Ich glaube, ich habe meine Brieftasche mit Führerschein und Zulassung zu Hause vergessen», sagte er und richtete sich auf.
«Red keinen Scheiß! Vergessen, dass ich nicht lache! Du hast gar keinen Führerschein, und der Nissan ist garantiert geklaut!», brüllte Akkila.
Jannes Augen blitzten, er grinste boshaft.
«Fragt doch Hauptmeisterin Kallio. Sie kennt mich.»
Akkila und Haikala sahen mich an, ich nickte.
«Er heißt Janne Kivi, hat einen gültigen Führerschein, und der Wagen gehört ihm», bestätigte ich. «Was ist eigentlich passiert? Ich hab über Funk eure Meldung gehört und bin euch nachgefahren, weil ich das Kennzeichen wieder erkannt habe.»
«Wir waren an der Kreuzung bei der Schnellstraße, als wir den Kerl hier gesehen haben. Er fuhr mindestens hundert-vierzig, in der Achtzigerzone, und hat rücksichtslos überholt.
Da mussten wir ihn doch anhalten», rechtfertigte sich Akkila.
«Hundertvierzig, soso. Nicht schlecht für einen kleinen Nissan», versuchte ich zu witzeln. Janne gab keine Antwort, aber Akkila setzte hinzu:
«Und gestoppt hat er erst, als wir uns neben ihn gesetzt haben. Angeblich hatte er das Martinshorn nicht gehört, weil er das Radio so laut aufgedreht hatte.»
«Und dann wollte er nicht aussteigen, wir mussten ihn rausziehen, und dabei hat er mich auch noch geschlagen», beschwerte sich Haikala wie ein petzender Sechsjähriger.
Meine Erleichterung darüber, dass Janne nichts zugestoßen war, schlug in Lachreiz um. Obwohl ich mir auf die Lippen biss, entschlüpfte mir ein leises Kichern, das Jannes Augen erneut aufblitzen ließ.
«Du kannst also bestätigen, dass der Pkw ihm gehört, Kallio?», fragte Akkila misstrauisch.
«Ja doch!»
«Wir dachten natürlich, wir hätten es mit einem Autoknacker zu tun. Grobe Gefährdung des Verkehrs und tätlicher Angriff gegen einen Beamten liegen auf jeden Fall vor», er-klärte Akkila.
An sich ging Jannes Geschwindigkeitsübertretung mich nichts an, es wäre das Klügste gewesen, ihn Haikala und Akkila zu überlassen und weiterzufahren. Aber ich war sicher, dass sein Verhalten eine Reaktion auf Nooras Tod war. Zudem hatte ich ein paar Fragen an ihn.
«Ist der Kerl vorbestraft?», erkundigte sich Akkila. Verständlicherweise wollte er wissen, woher ich Janne kannte, doch mich ärgerte seine Art, über den Jungen zu sprechen, als wäre er ein Gegenstand. In Akkilas Welt waren die Polizisten «Wir» und die Festgenommenen die «Anderen».
«Seine Partnerin im Eiskunstlauf wurde letzte Woche ermordet», sagte ich in einem Tonfall, von dem ich hoffte, er würde Akkila in die Schranken weisen. «Ich leite die Ermittlungen. Genau genommen würde ich in dieser Angelegenheit gern mit Kivi sprechen, ich kann ihn aufs Präsidium bringen, wenn einer von euch meinen Wagen hinfährt. Anschließend liefere ich Kivi bei der Verkehrspolizei ab. Den tätlichen Angriff würde ich an deiner Stelle vergessen», fügte ich an Haikala gerichtet hinzu. «Euer Verhalten war auch nicht ganz einwandfrei.»
Haikala mied meinen Blick, es war ihm anzusehen, dass ihn meine Bemerkung fuchste.
«Ich kümmere mich also um Kivi», wiederholte ich mit aller Autorität, die ich aufbrachte. «Nehmt ihm die Armbänder ab, ich komme auch so mit ihm zurecht.»
Akkila warf
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