Die Todesspirale
mir einen wütenden Blick zu, riss Janne unsanft hoch und schloss die Handschellen auf.
Das Funkgerät rettete die beiden aus der peinlichen Situation, sie wurden nach Kirkkojärvi beordert. Akkila warf mir Jannes Autoschlüssel vor die Füße. «Blöde Kuh», glaubte ich Haikala noch sagen zu hören, dann brausten sie davon. Janne rieb sich die Handgelenke.
«Wegen der Geschwindigkeitsübertretung wirst du wahrscheinlich Schwierigkeiten bekommen, Janne. Was setzt dir denn so zu, dass du rasen musst wie ein Irrer?»
«Ist doch scheißegal.»
«Wenn du meinst.» Ich bückte mich, hob den Schlüssel auf und reichte ihn Janne. «Kann ich dir vertrauen? Folgst du mir aufs Präsidium, wenn ich dich fahren lasse?»
Er nickte mürrisch. Natürlich wusste er, dass eine Flucht sinnlos war. Dennoch fixierte ich den kleinen roten Wagen im Rückspiegel und atmete erleichtert auf, als wir beim Prä
sidium vorfuhren.
Ich führte Janne in mein Dienstzimmer, holte Kaffee und kramte eine Packung Schokokekse, meine eiserne Ration, aus der Schublade, bevor ich das Gespräch mit dem jungen Mann begann, der auf dem Sofa zusammengesackt war. Er wirkte nicht mehr trotzig, sondern unendlich müde. Als er sich Milch in den Kaffee goss, landete die Hälfte auf dem Tisch. Ich wollte mich nicht hinter dem Schreibtisch verschanzen, sondern zog einen Stuhl an den Tisch und spielte Kaffeeklatsch.
«Na, wo drückt der Schuh?», fragte ich kumpelhaft.
«Blöde Frage», schnaubte Janne. «Alles ist im Arsch, die jahrelange Arbeit war total umsonst. Klar stinkt mir das!»
Das klang logisch. Alle waren der Meinung, Janne hätte nur mit einer begabten Partnerin Chancen, und Ersatz für Noora war nicht leicht zu finden, zumindest nicht in Finnland. Dennoch war ich sicher, dass hinter Jannes Verhalten etwas anderes steckte. Da ich nicht wusste, wie ich Zugang zu ihm finden konnte, begann ich, mit ihm über andere Leute zu sprechen.
«Wie gut kennst du Tomi Liikanen?»
«Tomi? Nicht besonders gut. Ich geh öfter in sein Fitnesscenter, wie du ja weißt.»
Immerhin weigerte er sich heute nicht zu sprechen. Vielleicht entfaltete meine mütterliche Fürsorge endlich ihre Wirkung.
«Soweit ich weiß, kennst du auch Vesku Teräsvuori, den Mann, mit dem Nooras Mutter eine Weile liiert war. Hast du ihn je in ‹Tommy’s Gym› gesehen?»
«Ein paar Mal, nachdem die Geschichte mit Nooras Mutter vorbei war, aber Tomi hat ihm Hausverbot erteilt, weil Noora sich gestört fühlte.»
«Wirklich? Das wusste ich gar nicht, erzähl mal.»
Janne zufolge war Teräsvuori im Herbst zum Training in
‹Tommy’s Gym› aufgekreuzt. Beim ersten Mal waren die Eiskunstläufer gerade im Aufbruch, deshalb hatte Noora nichts unternommen. Beim nächsten Mal waren außer Noora nur Rami und Janne anwesend. Teräsvuori hatte Noora nicht an-gesprochen, sich aber ständig in ihrer Nähe aufgehalten.
Noora hatte sich bei Tomi beschwert, der Teräsvuori daraufhin kurzerhand rausgeworfen hatte.
«Hattest du den Eindruck, dass die beiden sich bereits kannten?»
Dazu konnte Janne nichts sagen, er hatte nie darüber nachgedacht. Das ganze Team hatte Teräsvuori kennen gelernt, nachdem Hannas Mutter zu ihm gezogen war, aber Janne hatte ihn von Anfang an nicht leiden können.
«Ich hab ihn ein paar Mal aus der Halle gejagt, nachdem Nooras Mutter mit ihm Schluss gemacht hatte. Aber wenn Tomi und Elena ihn näher gekannt hätten, hätten sie ihn bestimmt zur Vernunft gebracht. Im Fitnesscenter sah es eigentlich nicht so aus, als ob sie gute Kumpel wären.»
Janne hatte sich sichtlich entspannt, seit sich das Gespräch nicht mehr um ihn drehte. Er lehnte sich zurück und legte die Füße auf den Tisch. Der attraktive junge Mann hätte gut in die Leckerbissensammlung an der Wand gepasst.
«Wie schätzt du das Verhältnis zwischen Tomi und Elena ein?»
Janne runzelte die Stirn und sah aus, als denke er zum ersten Mal darüber nach.
«Darüber weiß ich nichts. Elena spricht mit mir nicht über ihr Privatleben. Sie hält Distanz, sie lädt uns nicht zu sich ein oder so.»
«Anders als Rami Luoto?»
Er stimmte zu. Rami sei ganz anders, eher Freund als Trainer. Was Ulrika Weissenberg als Autoritätsmangel kritisiert hatte, erschien in Jannes Bericht in einem ganz anderen Licht. Als ich versuchte, das Gespräch auf die Vereinsvorsit-zende zu lenken, bekam ich nur ausweichende Antworten.
«Hast du eigentlich eine Freundin?», fragte ich schließlich.
Aus irgendeinem Grund wurde
Weitere Kostenlose Bücher