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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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ein. »Wie war dein Tag?«
    »Wird immer besser. Komm her.«
    Sie wusste genau, was ihm gefiel. Er wusste genau, was ihr gefiel. Langsame Küsse im Wohnzimmer. Im Flur fielen die Kleider, sie sanken nackt aufs Bett. Sie bog sich ihm entgegen, spürte das Gewicht seines Körpers auf ihrem, ließ die Hände über seinen Rücken gleiten, spürte, wie seine Finger ihre Beine streichelten, immer höher. Hinterher lag sie mit dem Kopf auf seiner Brust und spielte in Gedanken mit seinem Haar. Er streichelte ihre Haut, ihren Rücken, ihre Schenkel, er hielt nicht inne, als sich ihre Haut anders anfühlte, dort, wo nach all den Jahren die Narben noch sichtbar waren.
    Sie machte sich wegen der Narben schon lange keine Gedanken mehr. Ihm fielen sie angeblich ohnehin kaum auf. Insgeheim war sie den Narben sogar dankbar. Ohne den Unfall hätte sie sich niemals mit Mark versöhnt. Wären sie heute nicht wieder zusammen.
    Es war ihnen gelungen, acht Jahre in Melbourne zu leben, ohne sich über den Weg zu laufen. Natürlich hatte sie genau gewusst, wo er war und was er tat, wie auch umgekehrt. Die Fitnessszene in Melbourne war so klein, dass man sich gegenseitig im Auge behalten konnte. Er hatte ihr gegenüber natürlich einen gewaltigen Vorsprung und seine Firma entsprechend ihren früheren Plänen aufgebaut. In den ersten Monaten waren ihr Zweifel gekommen. Das Feuer der Rache, das sie angetrieben hatte, ihn zu übertrumpfen, brannte nicht mehr ganz so lichterloh. Es war viel schwerer, als sie erwartet hatte, in einer fremden Stadt neu anzufangen und all das Gelernte in die Praxis umzusetzen.
    Sie hatten sich nur ein einziges Mal gesehen, bei einem brancheninternen Empfang, fünf Jahre, nachdem sie nach Melbourne gezogen war. Eine Bekannte hatte ihm zugewunken.
    »Kennst du Mark? Er stammt auch aus Tasmanien.«
    »Nein«, hatte Eliza gesagt und sich rasch mit pochendem Herzen weggedreht.
    Die Stadt war groß genug für sie beide. Mark konzentrierte sich auf Sportteams und entwarf Fitnessprogramme. Im sportverrückten Melbourne fand er eine reiche Klientel.
    Elizas Unternehmen zielte auf weibliche Führungskräfte ab. »Gesunder Körper – erfolgreicher Geist« war ihr Slogan. Ihr Angebot umfasste Personal Training, auf Wunsch auch im Haus ihrer Klienten, und Ernährungsberatung. Sie lebte das Leben ihrer Klientinnen – morgens um sechs raus, abends um neun Schluss. Sie sah, wie andere Frauen den Balanceakt aus beruflichen und familiären Verpflichtungen sowie gesellschaftlichen Erwartungen versuchten und das Unmögliche wollten – einen perfekten Körper, eine perfekte Beziehung, einen perfekten Job und ein perfektes Familienleben. Wenn Eliza neben ihren Klientinnen herjoggte, hörte sie von völliger Erschöpfung und organisatorischen Albtraumszenarien. Im Studio sah sie, wie sich die Frauen abkämpfen mussten, um ihre persönlichen Ziele zu erreichen, erfuhr von der gläsernen Decke und einer von Männern beherrschten Arbeitswelt. Während sie den Frauen half, körperlich stark und fit zu werden, lernte sie mehr über das Geschäftsleben als in all ihren Seminaren zusammen.
    Ihr eigenes Familienleben unterschied sich damals sehr von dem ihrer Klientinnen. Selbst Miranda sah sie selten, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch in derselben Stadt lebten. Miranda war zu beschäftigt. Zweimal im Jahr war Eliza nach Hobart geflogen, zu den Weihnachtsfeiern. Das hatte gereicht. Es war so anders dort, da nur noch Leo, Clementine und Maggie im Haus waren. Maggie war einmal im Jahr zu ihr gekommen, manchmal für vierzehn Tage, manchmal für längere Zeit, je nach Clementines Plänen. Eliza hatte diese Zeiten genossen. Maggie war weder ein quengeliges Kind noch ein motziger Teenager gewesen. Mit ihr konnte man sprechen. Mit ihr konnte man schweigen. Sie interessierte sich für die Welt. Sie hatte einen wunderbaren Sinn für Humor. Das hatte Miranda sich zugeschrieben.
    »So hat es sich nun einmal ergeben«, hatte sie in ihrer nervend theatralischen Manier gesagt. »Wir alle haben Maggie geformt, unsere Fähigkeiten an sie weitergegeben. Von Leo und Clementine hat sie die Klugheit, Juliet hat ihr das Kochen beigebracht, Eliza hat sie Fitnessbewusstsein und Selbstdisziplin gelehrt, und ich habe ihr gezeigt, wie man fabelhaft ist.«
    Eliza war auf dem Rückweg vom Tullamarine Airport gewesen, sie hatte die damals dreizehnjährige Maggie zum Flughafen gebracht. Es regnete, die Sicht war schlecht, Eliza hatte keine Chance gehabt. Der Lastwagen war,

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