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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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hat, ist es meist schon zu spät.«
    Eine einzige Nacht, und nichts war mehr wie zuvor.
    Sie erzählte es niemandem. Drei Wochen nach ihrem Arzttermin hatte sie sich von Benedict getrennt, ihrem damaligen Freund. Sie hatten immer Kondome benutzt, so konnte sie wenigstens sicher sein, dass sie ihn nicht angesteckt hatte – ein dürftiger Trost. Sie hatte ihm niemals den wahren Grund für das Ende ihrer Beziehung genannt, denn er war in ihrer Branche, und sie wollte ganz sicher nicht, dass sich das herumsprach.
    Sie musste sich von ihm trennen. Sie hatte für sich entschieden, damit zu leben, aber sie wollte Benedict nicht mit nach unten ziehen. Ein Jahr nach ihrer Trennung hatte sie gehört, dass Benedict geheiratet hatte, noch ein Jahr später, dass er und seine Frau Zwillinge erwarteten. Inzwischen hatten sie drei Kinder. Vielleicht sogar schon vier. Er hatte die Tourismusbranche verlassen.
    Das hätte sie sein können, mit Benedict, mit Kindern. Wenn nicht diese eine Nacht gewesen wäre, wenn nicht Tom Hanlon gewesen wäre … Sie hatte viele Nächte lang getrauert, getobt, die Ereignisse in Gedanken umgeschrieben. Jetzt hatte sie damit ihren Frieden gemacht, oder sich nur lange genug eingeredet, dass es ihre bewusste Entscheidung war, kinderlos zu bleiben.
    Gott sei Dank hatte sie Maggie. Maggie hatte es ihr erleichtert, mit dem Wissen zu leben, dass sie niemals eigene Kinder bekommen würde. Sie hatte Maggie ihr ganzes Leben lang begleitet. Sie war bei ihrer Geburt im Kreißsaal gewesen, hatte gesehen, wie Maggie Laufen, Sprechen, Klettern, Schwimmen, Lesen und Rechnen lernte. Sie war bei ihrer Einschulung gewesen und hatte ihr bei Dutzenden von Mathematik-Wettbewerben zugejubelt und ihr geholfen, sich für ihren ersten Ball an der Highschool zurechtzumachen, und sie getröstet, als sie die erste unglückliche Liebe erlebte. Sie hatte ihre Abschlussfeier an der Universität besucht und – sehr zum Erstaunen der restlichen Familie – in der Öffentlichkeit geweint, als Maggie die Auszeichnung als Studentin des Jahres erhalten hatte. Miranda hatte an jedem wichtigen Moment in Maggies Leben teilgehabt.
    All die angenehmen Seiten der Mutterschaft, ohne die Schattenseiten. Das sagte sie sich immer in ihren traurigen Stunden. Wenn sie der Anblick einer Mutter mit ihrer Tochter tief und plötzlich schmerzte. Wenn sie in ihrem rastlosen Leben ein wenig zur Ruhe kam und sich fragte: Wie wäre meine Tochter gewesen? Oder hätte ich einen Sohn bekommen? Zwei Söhne? Drei Söhne und drei Töchter? Was für eine Mutter wäre ich geworden?
    Es war ein seltsamer Trost, dass Juliet und Eliza auch keine Kinder hatten. Nicht dass sie jemals zusammengesessen und erklärt hätten: »Ist es nicht großartig, kinderlos zu sein!« Juliet und Myles hatten es jahrelang versucht. Miranda wusste allein von sechs Zyklen mit künstlicher Befruchtung. Sie hatte begriffen, dass man Juliet besser nicht auf das Thema ansprach, nachdem sie Miranda eines Nachmittags angefahren hatte: »Für dich ist das schön und gut, unsere Scheiß-Glamour-Queen, die sowieso niemals Kinder wollte. Ich aber schon, Miranda. Ich sehne mich nach Kindern. Also kümmere dich um deinen Mist, denn du hast ja überhaupt keine Ahnung, wie das ist, wenn man etwas verzweifelt will und niemals bekommen wird.«
    Damals war Miranda einen Moment lang, den Bruchteil einer Sekunde lang versucht gewesen zu sagen: Doch, ich weiß genau, wie das ist. Aber dann war Myles ins Zimmer gekommen, und Juliet hatte keinen Ton mehr gesagt. Miranda hatte niemals wieder mit Juliet über das Thema gesprochen.
    Und Eliza, wer vermochte schon zu sagen, ob sie Kinder wollte? Soweit Miranda wusste, hatte Eliza überhaupt noch nie eine längere Beziehung gehabt, noch jemals Interesse an Kindern geäußert. Vielleicht lägen die Dinge anders, wenn sie nicht den Unfall gehabt hätte. Vielleicht konnte Eliza, nach dem Trauma, das ihr Körper erlitten hatte, keine Kinder mehr bekommen. Aber so etwas fragte man Eliza besser nicht. Dann schob sie den Unterkiefer vor und verzog keine Miene, was ihrem Gegenüber auf der Stelle jeglichen Mut zu persönlichen Fragen nahm. Miranda war nicht im Mindesten überrascht, dass Eliza als Lebenscoach so erfolgreich war. Ihre Klienten hatten vermutlich eine Heidenangst vor ihr.
    Und Sadie? Lebte sie glücklich in irgendeinem Vorort, mit einer ganzen Kinderschar? War sie stolze Mutter von Drillingen? Hingebungsvolle Adoptivmama? Oder war sie von den damaligen

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