Die Toechter der Familie Faraday
macht.«
»Würde dir deine Familie fehlen?«
»Sehr lustig.«
»Ich meine das ernst.« Er setzte sich neben sie. »Eliza, ich werde nach Melbourne ziehen und meine eigene Fitnesscompany gründen. Ich weiß, dass du hier noch ein paar Jahre vor dir hast, aber denk darüber nach, ob du nach deinem Studium nicht zu mir kommen und mit mir zusammenarbeiten willst.«
Eliza ignorierte den zweiten Teil seiner Frage. »Du ziehst nach Melbourne? Einfach so?«
Er nickte.
»Und was sagt deine Frau dazu?«
»Ich weiß nicht. Es betrifft sie im Grunde ja nicht. Sie hat sich in einen anderen verliebt, und wir trennen uns.«
Eliza blinzelte. »Machst du Witze? Was ist mit deinen Jungs?«
»Ich hab sie am Wochenende. Einmal im Monat.«
»Dann kannst du aber doch nicht aus Hobart weg.«
»Ich muss. Ich will nicht hierbleiben. Das ist zu unangenehm.«
»Wieso?«
»Sie hat sich in meinen Cousin verliebt.«
»Deinen Cousin?« Sie starrte ihn an. »Und ich dachte immer, in meiner Familie gäbe es Probleme.«
»Bei euch? Den Waltons? Der glücklichsten Familie in ganz Hobart? Du weißt doch, was es heißt: ›Diese Faraday-Mädchen sind ja so wunderbar, so gewissenhaft …‹«
Sie ignorierte seinen Einwand. »Es tut mir leid, Mark.« Was eine Lüge war. Es tat ihr überhaupt nicht leid.
»Danke.«
»Aber ist dir das wirklich ernst? Rüber nach Melbourne zu ziehen und mir einen Job anzubieten? So weit im Voraus?«
Er erklärte ihr, was er vorhatte. Die Zukunft lag in individuell zugeschnittenen Trainingsprogrammen. »Mein Plan ist, anfangs erst einmal in einem Studio zu arbeiten, um den Markt abzuchecken, bevor ich den Schritt wage und eine eigene Firma gründe. Ich ziele auf beide Geschlechter ab, und Untersuchungen zeigen, dass Kundinnen weibliche Trainer bevorzugen. Also buche ich dich lieber rechtzeitig. Ich habe gründlich darüber nachgedacht. Wir können gut zusammen trainieren. Mir gefällt deine Einstellung, deine Entschlossenheit. Ich glaube, wir beide würden auch gut zusammenarbeiten.«
»Das ist noch so lange hin. Ich muss darüber nachdenken.«
»Gut, das erwarte ich auch.« Er stand auf. »Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Ob du es aushalten könntest, deine Familie zu verlassen.«
Eliza stand auch auf. Sie lächelte nicht mehr. »Ich kann es kaum erwarten, von dort wegzukommen.«
Als Miranda wieder ins Haus kam, hatte Juliet den Tisch längst gedeckt.
»Vielen Dank auch für deine Hilfe«, sagte Juliet.
»Tut mir leid, ich hab auf die Sterne geschaut und bin in Trance gefallen. Aber überlass mir wenigstens die Dekoration.« Miranda griff an Juliet vorbei in den Schrank über dem Herd und zog einen Zweig aus künstlichem Ilex heraus, ein Überbleibsel ihres letzten Juli-Weihnachtsfests. Die Faradays feierten zweimal im Jahr Weihnachten, einmal im Dezember, wenn Sommer war, und einmal winterlich im Juli. Auch das war eine Idee ihrer Mutter gewesen. »Es ist ja mitten unter der Woche, da müssen wir nicht so einen Aufwand treiben«, sagte Miranda und stellte den Ilex in einen Krug.
Juliet sah vom Herd auf. »Musstest du eben so gemein zu Sadie sein?«
»Ja«, gab Miranda zurück, nahm Gläser aus dem Schrank und stellte sie neben die Platzdeckchen. »Weil Sadie so eine hinterhältige Schnüfflerin sein kann. Aber lass uns bitte das Thema wechseln. Ich will mir nicht den Appetit verderben. Wie läuft’s bei der Arbeit? Braut sich da immer noch etwas ganz Großes zusammen?«
Juliet kämpfte ihren Groll nieder. Sie hasste es, wenn Miranda so abfällig über das Café sprach. Als wäre die Arbeit in einer Drogerie besser. Zumindest leistete Juliet etwas, indem sie andere Menschen ernährte. Miranda trug doch bloß einen weißen Kittel und versprühte Parfum. »Alles bestens, danke.«
»Was ist denn los?«
»Nichts.«
»Du gefrierst plötzlich zur Eiskönigin, aber angeblich ist nichts los? Du liebe Güte, was habt ihr beide denn heute?«
»Was wir haben? Hast du dich mal gefragt, ob es nicht an dir und deinen Allüren liegt?«
»Vergiss es, Juliet. Wenn du dich hier als Märtyrerin aufspielen willst, als die große weise Frau, meinetwegen. Aber erspar mir deine Vorträge.«
»Worüber sprecht ihr beide gerade?« Sadie kam mit mürrischer Miene zurück.
Miranda fuhr herum und funkelte sie an. »Weißt du, Sadie, wenn man mich bitten würde, deine zehn nervendsten Eigenschaften aufzulisten, und glaub mir, ich käme locker auf zehn, dann stünde deine unerträgliche, widerliche
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