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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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verschwitzt. Sie hatte ihr schulterlanges braunes Haar mit einer Spange zusammengehalten und stellte zwei recht beeindruckende Ohrringe zur Schau. Sie trug eine rote Jacke über einem blauen Baumwollkleid, dessen enger Schnitt die Tatsache, dass sie sich im letzten Stadium ihrer Schwangerschaft befand, eher betonte als verbarg.
    Sadie lächelte ihrer Tochter zu, unterbrach ihren Redefluss mit einem »Hallo, Schatz«, stand auf und wies auf den Stuhl. »Ja, es ist Maudie«, sagte Sadie ins Telefon. »Ja, sie sieht mehr als gut aus. Natürlich will sie dich sprechen.«
    Maudie nahm Sadie das Telefon aus der Hand und setzte sich. »Dad, bist du das?« Sie lachte ins Telefon, lehnte ihren Kopf an die Wand und legte die andere Hand schützend auf den Bauch. »Ich bin fit wie ein Turnschuh. Wie Mum sagt. Kein Anlass zur Klage. Was ist mit dir? Kommst du irgendwann noch mal nach Hause?«
    Sadie reichte ihrer Tochter ein Glas Wasser, die ihr zulächelte und »Danke« flüsterte, dann wandte Maudie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Vater zu. Sadie wusste, wenn die beiden erst einmal loslegten, konnte das Stunden dauern. Der Abend war zu schön, um im Haus zu bleiben. Sadie nahm ihre Handschuhe und Gartengeräte, bedeutete Maudie, dass sie draußen wäre, und ging wieder hinaus in die warme Abendluft.

    Erst viel später, Maudie lag schon schlafend im Bett, erinnerte sich Sadie wieder an den Vorfall, von dem sie Larry eigentlich erzählen wollte, als Maudie sie unterbrochen hatte.
    Nachmittags hatte Sadie in ihrem Büro gesessen und ein letztes Mal die Vorschläge der Werbeagenturen geprüft. Was sie während der Präsentationen gehört hatte, war schon schwer genug zu glauben, seltsamer noch war es, wenn es schwarz auf weiß vor einem lag. Aber an den Tatsachen war nicht zu rütteln. O’Toole Reinigungsservice war landesweit der erfolgreichste Betrieb seiner Branche. Ein Dutzend Vollzeitangestellte im Büro in Dublin, acht Angestellte in Cork, und wenn die Galway-Übernahme klappte, hätten sie im Westen des Landes ein Büro mit noch einmal sechs Mitarbeitern. Dazu hatten sie mehr als zweihundert Teilzeitangestellte. Es war ein großer Betrieb, aufgebaut auf Schmutz und Dreck.
    Ihre Sekretärin hatte sie aus ihren Gedanken gerissen. Ein Reporter war in der Leitung. »Er hat speziell nach Ihnen gefragt.«
    Der Journalist war Engländer, klang jung, gebildet und sehr geschäftig. Er war gleich zur Sache gekommen. Er wäre Wirtschaftsredakteur bei einem Magazin namens Entrepreneurial Europe und arbeitete an einem großen Artikel mit Schwerpunkt auf erfolgreichen Unternehmen, die Immigranten aus anderen EU-Staaten beschäftigten. Er wäre neulich bei einer Konferenz in Oslo gewesen und hätte dort viel Gutes über O’-Toole Reinigungsservice gehört. Nun wäre er für einen Tag in Dublin, und es täte ihm leid, sie so zu überfallen, aber könnte sie vielleicht eine halbe Stunde für ihn erübrigen?
    Normalerweise kümmerte sich Larry um Presse-und Öffentlichkeitsarbeit, aber Sadies Interesse war geweckt. Er hatte offensichtlich gründlich recherchiert. O’Toole Reinigungsservice war in der Tat einer der größten Arbeitgeber des Landes für Neuankömmlinge aus Polen, Lettland und anderen EU-Staaten. Sie hätte um drei Uhr für ihn Zeit, hatte sie geantwortet.
    Er kam zehn Minuten zu früh. Das gefiel ihr. Er entschuldigte sich, dass er keine Ausgabe des Hefts bei sich hatte. Er hatte gehofft, ihr die aktuelle Ausgabe geben zu können, aber es hatte Probleme bei der Auslieferung gegeben. Er würde ihr nach seiner Rückkehr umgehend die letzten Ausgaben von London aus zusenden.
    »Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich nehmen, Mrs. O’Toole. Sie haben sicher sehr viel zu tun.« Er lächelte. »Ich muss gestehen, Ihr Akzent hat mich überrascht. Bei dem Namen hatte ich einen irischen Akzent erwartet.«
    »Das überrascht jeden«, sagte Sadie, als sie auf dem Weg zu ihrem Büro voranging. »Ich bin in Australien aufgewachsen.«
    Er setzte sich und kam gleich zur Sache. »Was wir mit unserem Magazin machen, Mrs. O’Toole, wir erzählen die Geschichte hinter dem Erfolg. Es hilft unseren Lesern – aufstrebende Unternehmer -, wenn sie wissen, dass der Weg an die Spitze lang und steinig sein kann.«
    »Dann kann ich Ihnen nicht helfen, fürchte ich. Mein Mann und ich hatten es leicht.«
    »Wirklich? Vielleicht erzählen Sie es mir trotzdem?«
    Sie beschränkte sich auf eine Zusammenfassung. Ihr Ehemann Larry und sie selbst waren

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