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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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warum es noch mal probieren?«
    »Hättest du denn nicht auch gerne mehrere Kinder? Wie kannst du nur immer so positiv sein?«
    Er war nicht darauf eingegangen. »Das Leben stellt einen vor die Wahl, Sally. Man kann in allem das Gute oder das Schlechte sehen. Ich entscheide mich stets für das Gute.«
    Aber würde er das unter allen Umständen tun? Manchmal stellte sie sich vor, wie er reagieren würde, wenn sie ihm die Wahrheit erzählen würde. Er würde es gut aufnehmen: »Du hast die ganze Zeit gelogen? Du hast gar keine häusliche Gewalt erlebt? Maudie hat eine Cousine, einen Großvater und vier Tanten? Fantastisch! Willst du nach Tasmanien? Wollen wir eine Familienzusammenführung organisieren?«
    Er nahm es schlecht auf: »Du hast mich von Anfang an belogen? Du hast das mit deiner schrecklichen Kindheit erfunden, obwohl du weißt, dass ich das wirklich erlebt habe? Unser ganzes Leben, aufgebaut auf Lügen? Erwartest du wirklich, dass ich dir je wieder vertrauen kann?«
    Aufrichtigkeit war Larry sehr wichtig. Sadie hatte erlebt, wie enttäuscht er war, wenn Maudie auch nur eine kleine Notlüge erfand. Sie konnte es nicht riskieren.
    Die Wahrheit wäre auch für ihre Tochter ein Schock, und das konnte Sadie ihr nicht antun. Maudie wusste nur, dass ihre Mutter eine schwierige Kindheit gehabt und sich entschieden hatte, sich von ihrer Familie loszusagen. Maudie hatte das einfach so hingenommen und niemals hinterfragt. Warum auch? Warum sollte ihre Mutter sie bei so etwas Wesentlichem belügen?
    Sadie vermisste ihre Familie kaum. Larry und Maudie waren jetzt ihre Familie. Und es war ja keine vollständige Entfremdung. Sadie wusste, welchen Erfolg Leo mit seinen Erfindungen hatte, dass Myles und Juliet nach Manchester gezogen waren und ihr Geschäft expandierte, dass Miranda in Singapur lebte, Eliza einen Unfall gehabt und sich danach als Lebenscoach neu erfunden hatte, dass Clementine Forschungsprojekte in der Antarktis und Maggie einen tollen Job in London hatte. Sie hätte jederzeit das Telefon in die Hand nehmen und sich mühelos wieder in ihrer aller Leben eingliedern können. Doch damit hätte sie das Leben, das sie sich aufgebaut hatte, mit einem Atemzug zerstört.
    Als sie allein im Wohnzimmer saß und in den Garten sah, entschied Sadie, dass sie sich nicht ständig so viele Gedanken machen durfte. Dass der Journalist Tasmanien erwähnt hatte, war reiner Zufall. Sie musste sich auf die großartigen Dinge in ihrem Leben konzentrieren – Larry, Maudie und ihr erstes Enkelkind, das bald zur Welt kommen würde. Das war wesentlich. Sie würde Larry die Wahrheit nicht sagen. Warum auch? Sie hatte ihre Familie vor zwanzig Jahren verlassen. Die Entscheidung war damals richtig gewesen, und sie war es auch heute noch.
    Zeit, ins Bett zu gehen. Sie stand auf, schloss die Vorhänge, räumte einige Zeitungen weg und glättete die Sofakissen. Als sie das rote Kissen aufschüttelte, fiel ihr eine komische Beule auf. Sie fasste in die Kissenhülle. Eine Flasche aus violettem Glas. Ein Parfumflakon. »Moonstruck«.
    Sie lächelte. Sie hatte schon darauf gewartet. Es war bereits einige Wochen her, dass es ihr gelungen war, den Flakon in Maudies Tasche zu schmuggeln, in einen Elternratgeber.
    Das Parfum wanderte jetzt seit über zwei Jahren zwischen ihnen hin und her, seit Maudie die Flasche in Sadies Schrank entdeckt hatte. Sadie hatte es all die Jahre behalten, es war mit ihr durch Australien gereist, von Hostel zu Hostel, bis nach Irland. Es war das einzige Band zu ihren Schwestern. Eines, an das sich schöne Erinnerungen knüpften.
    Sadie hatte Maudie nicht erzählt, dass das Parfum einst ihrer Mutter gehört hatte. Sie hatte spontan eine Geschichte erfunden. Sie und eine Schulfreundin hätten ein Spiel gespielt, es untereinander hin-und hergereicht, aber die Regel war, es durfte nicht darüber gesprochen werden. Maudie hatte den Flakon aufgeschraubt und das Gesicht verzogen. »Kein Wunder, dass du das nicht behalten wolltest. Ist ja widerlich.«
    Sadie hatte so getan, als hätte sie nicht gemerkt, dass Maudie die Flasche in ihren Beutel gesteckt hatte. Sie hatte auch nichts gesagt, als der Flakon eine Woche später beim Frühstück mit lautem Scheppern aus einer Packung Cornflakes in ihre Schüssel gefallen war.
    »Du liebe Güte«, hatte Larry gesagt. »Dieses blöde Plastikspielzeug, das in den Packungen steckt, wird auch immer größer.«
    Einmal hatte Sadie die Flasche bei einem Besuch bei Maudie und Lorcam in der

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