Die Toechter der Familie Faraday
Aber ich warne dich. Sei nur ja gut zu unserer Maggie, sonst gibt es Ärger. Hier sieht es nicht nur aus wie auf einem Hexensabbat, hier kann es auch so zugehen.«
»Sie ist in guten Händen, das verspreche ich«, sagte Gabriel.
»Der Zauber einer jungen, frischen Liebe ist ja wunderbar, aber ich finde, wir sollten jetzt zu den harten Fakten kommen. Wann habt ihr euch kennengelernt? Wo wollt ihr leben? Gibt es schon einen Termin für die Hochzeit?«
»Miranda, lass die beiden doch in Ruhe«, sagte Juliet. »Maggie, Gabriel, achtet überhaupt nicht auf sie, hört ihr?«
»Das versuchen wir doch schon seit Jahren«, sagte Eliza.
»Ich frage doch bloß, was ihr euch nicht zu fragen traut«, sagte Miranda.
Leo beugte sich lächelnd zu Gabriel. Er hatte seit ihrer Ankunft unentwegt gelächelt. »Gabriel, stell dir vor, das mache ich jetzt seit fast fünfzig Jahren mit.«
»Du verdienst einen Orden«, sagte Gabriel.
»Wie billig, Gabriel«, sagte Miranda angewidert. »Sich beim künftigen Schwiegergroßvater einzuschleimen.«
»Ich schleime mich nicht ein«, fing Gabriel an, aber Maggie, Clementine, Eliza und Juliet lachten und rieten ihm im Chor, Miranda keine Beachtung zu schenken.
Maggie war erst nach dem Essen mit Gabriel allein. Sie hatten sich zuvor alle im Esszimmer versammelt, das den schönsten Blick über das Meer und die Felder bot. Leo, am Kopfende, erzählte Geschichten und strahlte vor Glück. Juliet lief hin und her, servierte Braten, lockeres Kartoffelpüree und knackigen Salat. Das Juli-Weihnachtsessen würde erst am folgenden Abend stattfinden. Das Gespräch war lebhaft. Clementine erzählte von ihren Forschungsprojekten. Miranda von einer Passagierin, einem berühmten Filmstar, die sich mit ihrem Freund in der Toilette der ersten Klasse eingeschlossen und dann die Tür nicht mehr aufbekommen hatte. Eliza berichtete von ihrem neuen Kundenmanagement, bis Miranda ostentativ gähnte und das Thema wechselte.
Leo wartete mit seiner zweiten Ankündigung bis zum Kaffee. »Ich habe euch ja gesagt, dass ich euch alle aus einem besonderen Grund hierhaben wollte, und ich glaube, nun ist der Moment gekommen, es euch zu sagen. Der Hauptgrund war natürlich, Maggie und Gabriel zu feiern …«
»Auf Maggie und Gabriel«, rief Miranda und erhob ihr Glas. Es war schon der dritte Toast auf sie beide an dem Abend. Champagner und Wein flossen in Strömen. »Gott sei Dank bist du nach New York geflogen, Leo, sonst hätten wir nie von Maggies Geheimleben erfahren.«
»Ja, Maggie«, sagte Clementine in gespieltem Ernst. »Wann hattest du eigentlich vor, uns zu informieren?«
Maggie rutschte hin und her. Ihr war bewusst, dass man ihr ansah, wie unbehaglich sie sich fühlte. »Ich hätte es euch noch erzählt, wirklich. Es ist nur …«
»Sie lügt.«
Gabriel hatte sich eingemischt. Alle fuhren herum. Maggie blieb fast das Herz stehen.
»Maggie und ich hatten eigentlich vor, heimlich in New York zusammenzuleben. Sie hat mir so viel von euch allen erzählt, dass ich das für die beste Überlebensstrategie hielt.«
»Gabriel!«, mahnte Maggie.
»Ich mache doch bloß einen Scherz. Leo ist uns zuvorgekommen. Wir hatten vor, euch alle anzurufen, nachdem wir uns entschieden hatten, aber Maggie wollte es langsam angehen. Ich denke, nach der Sache mit Andrew …«
»Angus«, sagte Maggie rasch.
»Angus«, korrigierte er sich ruhig, »hatte sie Angst, dass ihr das Ganze für eine Kurzschlussreaktion halten könntet. Aber das ist es nicht. Na ja, zumindest hoffe ich das.« Er wandte sich mit ernstem Gesicht und glitzernden Augen an Maggie. »Sag, dass es nicht so ist.«
»Natürlich nicht, Gabriel.« Er musste doch nicht ganz so dick auftragen.
Leo lächelte zustimmend und schlug gegen sein Glas. Als wieder Ruhe herrschte, sagte er: »Der andere Grund, warum ich euch alle sehen wollte, hat mit Tessa zu tun. Gabriel und Maggie wissen schon Bescheid, aber ich hoffe, sie haben nichts dagegen, wenn ich mich hier und jetzt wiederhole.«
Alle schwiegen. Maggie war angespannt, sie fragte sich, ob er sie auch mit der Ankündigung überraschen würde, dass er die Tagebücher doch nicht verbrannt hatte. Als er zu sprechen begann, beruhigte sie sich wieder.
Seine Rede war sehr bewegend. Er sprach von seinem Wunsch, eine Sammlung der schönsten Momente seines Lebens zu haben, um immer wieder darauf zurückschauen zu können. Er erzählte, dass er mit dem Plan zu Maggie gereist war, ein Sammelbuch anzulegen, sich aber, nachdem
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