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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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er Gabriel kennengelernt hatte, für eine moderne Lösung entschieden hatte und stattdessen ihre Erinnerungen nun filmen wollte.
    Die Idee gefiel allen sehr. Allen, außer Miranda. Sie hatte schon recht viel Wein getrunken und hielt mit ihren Kommentaren nicht hinter dem Berg.
    »Gabriel, ist das eine geschickte List? Bist du hier, um uns alle zu täuschen und in Wahrheit eine Freakshow-Doku für irgendein unabhängiges Filmfestival zu drehen?«
    »Ich hatte das eigentlich nicht vor, aber ich finde die Idee von Minute zu Minute besser.«
    Miranda quittierte seine Antwort mit einem Lachen. Leo sah sich am Tisch um. »Glaubt ihr nicht, dass das etwas Besonderes wäre? Eine Aufnahme von uns allen, für uns alle.«
    »Allen, außer Sadie, meinst du«, sagte Miranda. »Gabriel, ich weiß nicht, ob du das weißt, aber wir haben noch eine Schwester …«
    Juliet unterbrach sie. »Miranda, bitte, du musst doch nicht …«
    »Es ist in Ordnung, Juliet«, sagte Gabriel. »Maggie hat mir das schon alles erzählt.«
    Das hatte sie nicht. Aus Angst sah Maggie weder Gabriel noch Leo an.
    »Sollen wir morgen früh anfangen?«, drängte Leo. »Sollen wir loslegen, sobald es geht? Ich will nicht, dass Gabriel die ganze Zeit hier in Irland arbeiten muss. Die beiden wollen doch auch mal raus und irgendwo etwas Musik hören und ein Guinness trinken.«
    »Mal raus und über uns lästern, meinst du wohl«, sagte Miranda.
    »Vermutlich würden sie am liebsten gleich gehen und über uns lästern«, sagte Juliet, stand auf und fing an, das Geschirr abzuräumen. »Nun verschwindet schon, ihr beiden. Maggie, zeig Gabriel doch mal die schöne Aussicht von da oben. Du bist für den Rest des Abends vom Küchendienst befreit.«
    Maggie tat, wie ihr geheißen, stand auf, küsste Leo und ihre Tanten und umarmte ihre Mutter. Sie ging mit Gabriel durch die Küchentür, durch den Garten das Feld hinauf. Von dort war es nur ein Sprung über die kleine Steinmauer auf die Straße, die sich bis zur Kuppe des Hügels wand. Die Aussicht von dort war atemberaubend, besonders zu dieser späten Tageszeit. Der Himmel war immer noch ein wenig hell. Die See in der Ferne schimmerte silbern. In den Ginsterbüschen rauschte der Wind, Schafe blökten, irgendwo brummte ein Traktor.
    Als sie nebeneinanderher gingen, sah Maggie zu ihm auf. »Ich kann dir die Autoschlüssel geben, wenn du fliehen möchtest.«
    »Fliehen? Von hier?« Gabriel lächelte sie breit an. »Auf gar keinen Fall. Miranda hat recht. Ich sehe mich jetzt schon als Sieger auf dem Sundance Film Festival. Hier walten ja mehr unsichtbare und geheime Kräfte als im Weißen Haus.«
    »So schlimm sind sie nun auch nicht.«
    »Sie sind überhaupt nicht schlimm. Sie sind toll. Faszinierend.«
    »Faszinierend? Wieso?«
    Er dachte einen Moment lang nach. »Es ist wie das Sonnensystem. Leo ist das Zentrum, das ihr alle umkreist.«
    Maggie wollte schon protestieren, doch dann führte sie es sich vor Augen. Gabriel hatte recht.
    Sie gingen eine Weile schweigend weiter. Maggie sprach als Erste wieder. »Danke, dass du das mit Sadie so geschickt überspielt hast.«
    »Gerne. Hast du mir alles erzählt?«
    »Nicht ganz, nein.« Die gängige Erklärung, dass Sadie Hippie geworden war, konnte sie ihm ja wohl nicht mehr geben. Nicht, wenn sie ehrlich sein wollte. »Das ist eine lange Geschichte. Und eine komplizierte. Du musst sie dir nicht anhören, wenn du nicht willst.«
    »Ich will aber.«
    Maggie erzählte beim Gehen. Ihr wurde schmerzlich bewusst, dass sie erst zwei Tage zuvor mit Leo durch den Central Park gegangen war und die Geschichte dort selbst zum ersten Mal gehört hatte. Jetzt war sie in Irland und erzählte all das einem Mann, den sie im Grunde kaum kannte.
    Sie brauchte eine Viertelstunde, und Gabriel stellte ihr eine Reihe von Fragen. Als Maggie fertig war, waren sie auf der Anhöhe angelangt. Sie standen im seltsamen Zwielicht eines irischen Sommers, die See war eine weiße Fläche, die Berge hinter dem Tal braun-schwarz, um sie herum Schatten und Geräusche. Maggie schauderte. »Wir sollten zurückgehen. Die anderen werden sich allmählich Sorgen machen.«
    »Ach was. Sie werden sich viel mehr Sorgen machen, wenn wir so schnell wieder zurückkommen.« Er kehrte trotzdem um. Als Maggie in der Dämmerung über einen Stein stolperte, streckte Gabriel den Arm aus und fing sie auf. Er kam wieder auf Sadie zu sprechen.
    »Was geschieht, wenn der Privatdetektiv sie findet? Wenn sie wirklich in Dublin ist?

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