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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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war. Ein eher ungewöhnlicher zwar, aber dennoch ein Job.
    Sie sah auf die Uhr. Es war fast zehn. Sie hatte über zwölf Stunden geschlafen. Sie zog die Vorhänge zurück. Der Himmel war teils blau, teils bewölkt. Sie ging im Bademantel nach unten und blieb in der Tür zum Wohnzimmer stehen. Es war völlig verändert. Sämtliche Möbel waren verschoben. In den Ecken waren kleine Filmsets aufgebaut: ein eleganter Sessel vor einem Aquarell mit einer Strandszene, in einer anderen Ecke ein Beistelltisch mit einer Blumenvase und einem Stuhl, in der dritten befand sich das Sofa, das Platz für drei Personen bot.
    Gabriel stand mitten im Zimmer, die Kamera auf einem Stativ neben ihm, ihm zu Füßen wanden sich Kabel über den Boden. Er trug schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt. Sein Haar war vom Duschen noch leicht feucht, das Grau schimmerte im Morgenlicht beinahe schwarz.
    Er drehte sich um und lächelte. »Guten Morgen.«
    »Guten Morgen. Du bist ja schon schwer beschäftigt.«
    »Wir wollten loslegen. Zumindest will Leo loslegen. Miranda ist wohl erst gegen Mittag kamerafertig und besteht auf einer Visagistin, aber wir versuchen, das Problem irgendwie anders zu lösen.«
    »Vaseline auf der Linse wäre eine andere Möglichkeit.« Miranda kam hinter Maggie ins Zimmer und küsste sie auf die Wange. »Wie schön, dass du dich auch mal blicken lässt, Schlafmütze. Kaffee? Oder brauchst du etwas Stärkeres, um deine Erinnerungen wachzurufen?«
    »Ich habe keine Erinnerungen an Tessa.«
    »Ich spreche nicht von Tessa. Ich möchte, dass du eine halbe Stunde vor der Kamera sitzt und von mir schwärmst.«
    Dann kamen die anderen ins Zimmer, bereits vollständig angezogen und geschminkt, mit Kaffeetassen in den Händen. Die Stimmung war heiter. Clementine gab Maggie eine Tasse und setzte sich mit ihr aufs Sofa.
    Gabriel sah hinter der Kamera hervor. »Das habt ihr bestimmt schon tausendmal gehört, aber ihr beide könntet wirklich Schwestern sein.«
    »Das liegt daran, dass Clementine als Teenager eine sehr lockere Moral hatte und mit dreizehn schwanger geworden ist. Oder warst du erst zwölf, Clementine?«
    Clementine ging auf Mirandas Vorlage nicht ein. »Ich war siebzehn, Gabriel. Meinen Schwestern fehlte es an Beschäftigung, und so habe ich ihnen eine Nichte geschenkt, damit sie etwas zum Spielen hatten.«
    »Und Maggie ist die Einzige aus der nächsten Generation?«
    »Sie hat uns völlig gereicht«, sagte Miranda. »Wenn es beim ersten Mal perfekt ist, warum es ein zweites Mal versuchen?«
    Sie lachten. Alle, außer Juliet, wie Maggie bemerkte.
    »Das ist Maggie gegenüber aber nicht fair«, sagte Gabriel. »Das setzt sie ja ganz schön unter Druck.«
    »Druck? Unser kleiner Schatz ist ein Leben lang mit Liebe, Aufmerksamkeit und ungewollten Geschenken überschüttet worden. Stimmt das nicht, Maggie?«, sagte Miranda. »Wir sehen in Maggie unsere ureigene Schöpfung, Gabriel. Eine Art Frankenstein’sches Monster.«
    »Nun, meine Lieben, was meint ihr? Das perfekte Outfit für einen Regisseur?« Leo präsentierte sich in einem langen grauen Mantel, mit einem weißen Schal und einer umgedrehten Baseballkappe. Offensichtlich hatte er in der Abstellkammer unter der Treppe gestöbert, wo mancher Feriengast im Laufe der Jahre etwas vergessen hatte.
    »Ich finde, du siehst eher wie ein gammeliger Farmer aus, Leo«, sagte Miranda. Sie ging zu ihm und rückte ihm die Kappe zurecht. »Aber du bist ohnehin nicht der Regisseur. Gabriel hat hier das Sagen. Unser total angesagter Filmemacher aus den USA, direkt aus New York.«
    »Ganz genau.« Gabriel sah auf die Uhr. »Nun, wer will zuerst? Ich möchte ein paar Probeaufnahmen machen.«
    Maggie bemerkte, dass alle die Sache sehr ernst nahmen. Sie war versucht, zu bleiben und zuzuschauen, aber das war die Gelegenheit, in den Tagebüchern zu lesen. Sie wartete, bis die anderen mit Gabriel beschäftigt waren, und ging zu Leo.
    »Irgendetwas Neues?«
    »Noch nicht.« Er wusste, dass sie auf Sadie anspielte. Er sah auf sein Handy. »Ich prüfe immer, ob das Signal stark genug ist, der Empfang ist hier so unzuverlässig. Aber ich wollte ihm nicht unsere Festnetznummer geben, falls jemand anders ans Telefon geht.«
    »Dann gehe ich mal nach oben und lese weiter.«
    Er drückte ihre Hand. »Ich danke dir, Miss Maggie. Das wird bestimmt recht vergnüglich.« Er senkte die Stimme. »Noch nichts?«
    Sie schüttelte den Kopf. Nein, Tollpatsch, nichts, was beweisen würde, dass deine Frau ein

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