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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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komm her.« Juliet hielt die Decke hoch, Clementine kletterte zu ihr ins Bett. Juliet breitete die Arme aus und hielt ihre kleine Schwester fest, die immer heftiger weinte. »Mach dir keine Sorgen, Clemmie. Ich bin ja da. Ich kümmere mich um dich.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«
    »Darf ich heute Nacht hier schlafen?«
    »Natürlich.« Juliet strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Das Weinen ließ endlich nach. Clementines Atem ging ruhiger, sie schlief allmählich ein. Juliet strich ihr weiter übers Haar.
    »Juliet?« Mirandas Stimme klang sanft durch die Dunkelheit.
    »Hm?«
    »Kümmerst du dich auch um mich?«
    »Natürlich.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.«

6
    Juliet benötigte drei Tage, um alle zusammenzutrommeln. Miranda, Sadie und Eliza musste sie sogar einen Zettel unters Kissen legen: Müssen etwas Wichtiges besprechen, ohne Dad. Wir treffen uns um 14.00 Uhr im Park. Samstag.
    »Ich fühle mich wie bei den ›Fünf Freunden‹«, sagte Miranda, als sie eintraf. Als Letzte, direkt aus der Drogerie, noch in ihrem Kittel. »Und jetzt? Wollen wir Räuber jagen und Falschgeld suchen? Juliet, du bist dann Julius, ihr habt ja fast den gleichen Namen. Ich bin Dick, das war der Cleverste. Sadie, du bist George, du siehst mit deiner neuen Frisur sowieso wie ein Junge aus. Du, Eliza, bist Anne, einfach so. Und dann muss Clementine Tim sein, der Hund.«
    Juliet schenkte ihr keine Beachtung und wartete, bis Clementine Maggie gefüttert und wieder in den Kinderwagen gelegt hatte. Als sie endlich die Aufmerksamkeit aller hatte, erklärte sie den Grund für das Treffen.
    »Ich verstehe Clementine ja, aber ist es nicht Dads Angelegenheit, da er Mums Sachen all die Jahre aufbewahrt hat?«, fragte Eliza.
    »Es ist nicht nur seine Angelegenheit. Sie ist unsere Mutter. War unsere Mutter.« Miranda sah aus, als wäre sie bereit, ihrem Vater auf der Stelle entgegenzutreten.
    Sadie wirkte nicht sonderlich glücklich. »Aber was, wenn er nur Clementine die Tagebücher gibt oder etwas von ihren Sachen aussuchen lässt, weil sie Maggie hat?«
    »Liebe Güte, Sadie«, gab Miranda barsch zurück. »Manchmal klingst du wirklich wie eine Sechzehnjährige.«
    »Hack nicht ständig auf ihr herum, Miranda«, sagte Juliet. »Wir müssen uns entscheiden. Denn entweder gehen wir alle zu ihm oder keine. Lasst uns abstimmen. Miranda, willst du Dad fragen?«
    »Natürlich.«
    »Sadie? Eliza?«
    Zweimal Nicken.
    Wie Clementine darüber dachte, wusste Juliet ja bereits.
    Sie gingen nach Hause und schoben abwechselnd den Kinderwagen, als Miranda plötzlich stehen blieb. »Falls er Ja sagt, möchte eine von euch wirklich Mums Tagebücher lesen?«
    »Ich ja«, sagte Clementine augenblicklich.
    »Natürlich«, sagte Sadie. »Warum auch nicht?«
    »Aber was, wenn uns nicht gefällt, was wir da lesen?«, fragte Miranda.
    »Ist es denn nicht besser zu wissen, wie sie wirklich war?«, fragte Eliza. »Ich für meinen Teil wüsste lieber zu viel als zu wenig, ihr nicht?«
    »Könnte denn nicht eine von uns die Bücher zuerst lesen und die unappetitlichen Stellen zensieren?«, schlug Juliet vor.
    »Woher willst du wissen, dass es unappetitliche Stellen gibt?«, fragte Eliza.
    Juliet zuckte mit den Schultern. »Dafür sind Tagebücher doch da, oder? Um all die geheimen Fantasien und schlimmen Gedanken aufzuschreiben, die man sonst niemandem anvertrauen kann.«
    »Führst du eigentlich Tagebuch, Miranda?«, fragte Sadie.
    »Glaubst du, das würde ich dir sagen?«
    Eliza mischte sich ein. »Eines kann ich euch sagen.«
    »Was?«
    »Wo immer die Tagebücher auch sind, in Dads Kleiderschrank sind sie nicht.«
    Juliet, Miranda, Sadie und Clementine blieben wie angewurzelt stehen und starrten Eliza an.
    Sie hielt den Blicken stand. »Ich bin nicht die Einzige, die an den Schrank geht, also guckt nicht so.«
    »Sie hat recht«, sagte Miranda. »Ich bin früher auch oft drangegangen. Ich hab mir so gern ihre Sachen angeschaut. Besonders ihr blaues Abendkleid. Sie sah so toll darin aus. Und einmal hab ich es sogar anprobiert.«
    »Miranda!«
    »Was ist denn so schlimm daran? Welches Mädchen will denn nicht mal die guten Sachen seiner Mutter anprobieren?«
    »Wie hat es denn an dir ausgesehen?«
    »Fürchterlich. Es war viel zu kurz und zu eng.«
    Sie gingen ein Stück weiter, dann sagte Juliet: »Ich hab am Tag meiner Abschlussprüfung einen ihrer Ringe getragen.«
    »Juliet, das glaub ich jetzt nicht!« Clementine war schockiert.
    »Es hat mir geholfen.

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