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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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Und ich habe ihn gleich danach wieder in die Schatulle gelegt, ehrlich.«
    »Hast du die Prüfung bestanden?«
    »Mit Glanz und Gloria.«
    Miranda wandte sich an Eliza. »Und du? Hast du etwas zu beichten, mein Kind?«
    Eliza schüttelte den Kopf. »Ich habe nie etwas angezogen. Ich habe mich nur manchmal in den Schrank gesetzt.«
    »Du hast dich in den Schrank gesetzt ?«
    »Ich hatte immer das Gefühl, ich könnte ihr Parfum noch an ihren Sachen riechen.«
    »Clementine?«, fragte Miranda.
    »Nichts. Ich hätte ja schon ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich in den Schrank nur hineingeschaut hätte, geschweige denn mich hineingesetzt hätte.«
    Sie waren fast zu Hause.
    »Du hast mich noch nicht gefragt, ob ich jemals an den Schrank gegangen bin.« Sadie sah bedrückt aus.
    »Tut mir leid, Sadie.« Juliet sah betont an Miranda vorbei, die die Augen verdrehte. »Bist du?«
    Sadie nickte, dann zog sie ihre Bluse hoch. Ein bunter Schal war durch die Gürtelschlaufen ihrer Jeans gezogen. »Der ist von Mum.«
    »Sadie!« Juliet war fassungslos.
    »Wann hast du den denn genommen?«, fragte Miranda.
    »Vergangenes Jahr.«
    Juliet war wenig begeistert. »Sadie, das ist nicht richtig.«
    »Wo ist denn da der Unterschied? Du hast dir ihren Ring geliehen. Miranda hat ihr Kleid angezogen.«
    »Aber nicht einmal eine Stunde lang«, sagte Miranda. »Und das auch nur, weil ich aus dem blöden Ding nicht wieder rausgekommen bin.«
    »Und ich hab ihren Ring auch nur einen Tag lang getragen.«
    Sadie schob die Bluse zurück. »Ihr seid doch bloß neidisch, weil ihr nicht selbst auf die Idee gekommen seid.«

    Leo war im Schuppen. Clementine ließ die schlafende Maggie im Kinderwagen in Hörweite auf der Veranda stehen. Im Schuppen brannte kein Licht, aber man hörte Leo summen. Juliet klopfte.
    Er machte die Tür mit einem Lächeln auf. »Mädchen! Fünf an der Zahl. Was für eine Abordnung. Womit habe ich diese Ehre verdient?«
    Alle sahen Juliet an. »Dad, wir müssen mit dir über etwas reden. Wegen Mum.«
    »Verstehe.« Seine Miene wurde argwöhnisch. »Sollen wir ins Haus gehen?«
    Sie setzten sich ins Wohnzimmer, Leo in seinen Sessel, die fünf Schwestern auf die beiden Sofas. Der Kinderwagen stand vor der Wohnzimmertür. Es war so still, dass sie Maggies leises Schnarchen hören konnten.
    Miranda sah Juliet eindringlich an. Juliet holte tief Luft. »Dad, wir haben neulich darüber geredet …«
    »Besser, als wenn ihr gestritten hättet«, sagte er eine Spur zu fröhlich. »Als ihr da eben an der Tür erschienen seid, war mein erster Gedanke, o nein, nicht wieder eine Schwangerschaft …«
    Juliet ging auf seine Bemerkung nicht ein. Sie entschied sich, mit der Tür ins Haus zu fallen. »Dad, wir meinen, es wäre an der Zeit, dass du uns Mums Sachen anschauen lässt. Alle ihre Sachen. Und wir würden gerne ihre Tagebücher lesen. Wir halten das für wichtig.«
    »Nein.«
    »Nein? Einfach so? Kannst du nicht wenigstens darüber nachdenken?«
    Seine Miene war wieder todernst. »Wie seid ihr denn bloß darauf verfallen? Wir haben doch endlich alles im Griff, Clementine schlägt sich als Mutter so gut – eine weitere Hürde, die wir gemeinsam genommen haben. Warum …«
    Juliet fiel ihm ins Wort. »Weil wir müssen. Wir wissen, dass Mums Sachen noch in deinem Schrank sind.«
    Eine leichte Röte stieg ihm in die Wangen.
    »Du musst sie mit uns teilen«, sagte Eliza.
    »Aber warum jetzt?«
    »Das ist meinetwegen, Dad.« Clementine sah ihn unvermittelt an. »Ich brauche Hilfe. Ich möchte Mum fragen, wie es ist, Mutter zu sein, sich um ein Baby zu kümmern. Aber das kann ich nicht. Wenn ich ihre Sachen um mich hätte, mehr über sie sprechen könnte, vielleicht sogar ihre Tagebücher lesen könnte, wäre das immerhin etwas.«
    »Frag doch mich, wie es ist, Kinder zu haben. Immerhin habe ich euch alle fünf großgezogen, wie ihr ja wisst.«
    »Das ist eine Frauensache, Dad. Nimm es mir nicht übel, aber …« Sie zögerte, als seine Miene versteinerte.
    Sadie kam ihr zu Hilfe. »Es ist jetzt neun Jahre her, Dad.«
    »Meint ihr etwa, das wüsste ich nicht? Meint ihr etwa, seither wäre auch nur ein Tag vergangen, an dem ich sie nicht vermisst hätte?«
    Seine laute Stimme brachte sie zum Schweigen. Maggie fing an zu wimmern. Clementine ging zum Kinderwagen und beruhigte sie. Alle warteten, bis sie sich wieder setzte.
    Juliet versuchte es erneut. »Es würde uns allen sehr helfen, Dad.«
    »Aber wieso? Es geht uns doch

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