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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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ausgebrochen, dass ihr die Brust schmerzte.
    Ihr Vater war keine Hilfe. Sollte er Juliet an diesem Morgen vom Küchenfenster aus gesehen haben, mit roten Augen, hatte er nichts dazu gesagt. Er hatte sich körperlich und geistig von ihnen abgeschottet. Er sprach morgens kaum ein Wort, wenn sie sich für die Schule richteten und er sich für die Arbeit fertig machte. Nur eine Woche nach der Beerdigung war er wieder ins Büro gegangen. Vorher hatte er oft noch spät gearbeitet, im Labor oder auf den Eukalyptusplantagen in den Hügeln bei Hobart. Er hatte immer eine seiner Töchter mitgenommen, ihr die Reihen der kleinen Setzlinge gezeigt, über die verschiedenen Arten gesprochen und erklärt, warum es mehr Sinn machte, Bäume für die Holzwirtschaft anzupflanzen, anstatt die alten Wälder zu roden, die seit Hunderten von Jahren schon standen.
    Juliet fragte sich, wer sich jetzt um die Setzlinge und Plantagen kümmerte. Ihr Vater bestimmt nicht. Er machte Dienst nach Vorschrift und verbrachte die übrige Zeit in seinem Schuppen. Das Licht brannte ständig.
    An dem Tag, an dem gleich drei Rechnungen in rot umrahmten Umschlägen eintrafen, wurde Juliet bewusst, dass etwas geschehen musste. Sie versuchte, sich auf ihre Prüfungen vorzubereiten. Sie konnte den anderen nicht alles abnehmen. Ihr selbst blieben weder Raum noch Zeit, das Geschehene zu verarbeiten. Es wurde alles zu viel. Sie wollte auch trauern und leiden und weinen.
    Sie entschied, ihren Vater nach dem Essen anzusprechen. Die drei überfälligen Rechnungen lagen auf seinem Platzdeckchen. Sie war zu müde und zu wütend, um das Thema diskret anzuschneiden. Als sie eine der alten Kasserollen nahm und zum Tisch trug, brach einer der Griffe ab. Die Schüssel fiel ihr in Zeitlupe aus der Hand, heiße Sauce, Fleisch und Gemüse landeten auf dem Boden und dem handgeschriebenen Kochbuch ihrer Mutter. Juliet tat nichts, sie stand nur da und sah auf die Pfütze zu ihren Füßen. Miranda erschien im Türrahmen.
    »Alles in Ordnung? Ich hab da was gehört …«
    Juliet stürmte wortlos an ihr vorbei. Sie ging durch die Hintertür über die Veranda, durch den Garten, der schon feucht vom Tau war. Sie klopfte nicht an. Er saß an seiner Werkbank. Er arbeitete nicht. Er saß nur da.
    »Ich kann nicht mehr, Dad.«
    »Was?« Er drehte sich nicht um.
    »Mum sein. Du musst mir helfen.«
    »Ich kann nicht.«
    Sie sah es an seinen hängenden Schultern. An seinem wirren Haar.
    »Wir trauern auch, Dad. Uns fehlt sie doch auch.«
    Er drehte sich um. Seine Augen waren gerötet, und er war wütend. So viel Gefühl hatte er seit Wochen nicht mehr gezeigt. »Aber nicht so wie ich. Ihr könnt nicht so trauern wie ich.«
    Sie zügelte sich. »Wir trauern anders.«
    Schweigen.
    »Wir brauchen deine Hilfe.«
    Er holte tief Luft. Er stand kurz davor, zu sprechen, etwas Wichtiges zu sagen. Dann ein Geräusch. Clementine, in Schlafanzug und Bademantel, ohne Schuhe. Ihre Füße waren nass, und sie zitterte.
    »Clemmie, was machst du denn hier?«
    »Ich hab den Matsch weggemacht.«
    »Welchen Matsch?« Ihr Vater sprach.
    »Juliet hat unser Essen auf den Boden geschmissen.«
    »Es ist mir hingefallen. Ich habe es nicht hingeschmissen.«
    »Ich kann heute Abend Toast machen, wenn du willst«, sagte Clementine. »Wenn mir jemand den Toaster aus dem Schrank holt.«
    Juliet war nicht hungrig. Sie wollte nur fort, sich irgendwo zusammenrollen, weinen und dann schlafen. Aber ihre kleine Schwester wartete. »Gute Idee, Clemmie.« Juliet versuchte, heiter zu klingen. »Essen wir Toast mit Käse.«
    Sie waren schon auf dem Weg zurück ins Haus, da erschien ihr Vater auf der Schwelle seines Schuppens. »Nein«, rief er ihnen nach. »Kein Toast mit Käse.«
    Juliet blieb stehen. »Bitte?«
    »Kein Toast mit Käse. Wir gehen aus.«
    Ihr Vater redete, er lächelte sogar. Juliet erkannte die gleiche aufgesetzte Fröhlichkeit, die aus ihr sprach. »Na los, holt die anderen.«
    Miranda wollte nicht mit. Eliza hatte keinen Hunger. Sadie hatte schon geschlafen und war wütend, dass sie geweckt wurde. Clementine schien als Einzige aufgeregt.
    Juliet stellte Miranda, Sadie und Eliza in ihrem Zimmer zur Rede. »Ihr müsst mitkommen. Das ist wichtig.«
    Miranda verdrehte die Augen. »O ja, und wie. Ein einschneidender Moment für unsere Familie. Ich sehe uns schon in der Zeitung stehen. ›Nach dem Tod unserer Mutter waren wir ja alle so unglücklich, aber dann sind wir gestern Abend in Hobarts besten Pub zum Essen

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