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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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sich gedrückt. »Arme Maggie, das tut mir so leid. Ich bin eine Rabenmutter.« Dann hatte sie das gespülte Geschirr auf dem Abtropfgitter gesehen. »Hast du etwa schon alles erledigt?«
    »Essen erledigt, Baden erledigt, Windeln gewechselt, Geschichte vorgelesen.«
    Zu ihrem Erstaunen hatten sich Clementines Augen mit Tränen gefüllt. »Was würde ich bloß ohne dich tun?«
    »Maggie überallhin mitnehmen?«
    »Ich meine es ernst, Sadie. Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet. Ich kann mir überall die Rosinen herauspicken, und ohne dich ginge das nicht. Ich danke dir.«
    »Ich danke dir«, hatte Maggie nachgeplappert.
    Clementine hatte sich mit Maggie auf dem Schoß Sadie gegenübergesetzt. »Kommst du auch noch immer damit zurecht? Schaffst du es noch zu all deinen Vorlesungen? Was ist mit deinen Hausarbeiten? Ich habe dich seit Wochen nichts mehr schreiben sehen.«
    »Ich schreibe, wenn ich an der Uni bin«, hatte Sadie gelogen. »Wenn ich in Studierlaune bin.«
    »Du bist also glücklich damit, weiter auf sie aufzupassen? Ganz ehrlich?«
    »Natürlich«, hatte Sadie gesagt. »Wir haben viel Spaß miteinander, oder, Maggie?«
    Sie hatte ihrer Nichte die Arme entgegengestreckt, doch Maggie hatte sich weggedreht und an Clementines Hals gekuschelt. Clementine hatte ihr einen Kuss gegeben.
    »Soll ich sie nehmen, während du dir dein Essen machst?«, hatte Sadie gefragt. Der plötzliche Stachel der Eifersucht hatte sie überrascht. Natürlich wollte Maggie bei Clementine sein. Sie hatte sie schließlich den ganzen Tag nicht gesehen.
    Clementine hatte den Kopf geschüttelt, war aufgestanden und hatte Maggie hoch in die Luft gehoben, und Maggie hatte begeistert gekichert. »Nein, ich hab noch keinen Hunger. Wir spielen lieber noch ein wenig im Garten. Na los, Maggie, erzähl mir, was du heute alles gemacht hast.«
    Sadie beschloss, diesen Vorfall aus dem Gedächtnis zu streichen. Schließlich hatte sie ihre Nichte den ganzen Tag für sich allein. Sie setzte sich zu Maggie und ihren Bauklötzen und gab ihr einen roten Stein. »Uns geht es doch bestens, oder nicht, Maggie? Wir verstehen uns doch super. Wer braucht schon die blöde alte Uni, wenn man mit dir spielen kann?«
    Maggie streckte ein Ärmchen aus und zog Sadie an der Nase. »Sadie.« Sie sprach es klar und deutlich aus.
    Sadie strahlte sie an. »Richtig, ich bin Sadie. Kluges Mädchen, Maggie. Mein wundervolles, kluges Mädchen.«

10
    Als Maggie vier Jahre alt war, passte Sadie bereits fünf Tage in der Woche auf sie auf. Das Pensum war drei Monate nach Maggies drittem Geburtstag erhöht worden, weil Clementine eine Stelle in einem Forschungsteam angeboten worden war, das die Vogelwelt auf Maria Island, einer Insel vor der Ostküste Tasmaniens, katalogisierte. Es war zudem kein kleines Projekt, sondern eine lang angelegte ökologische Studie.
    Clementine war vollkommen aus dem Häuschen gewesen. Sadie hatte nach einer Weile abgeschaltet, bei all den Details über die Folgen von Windströmen und über Nistgewohnheiten hatte sie den Überblick verloren. Erst Clementines abschließende Bemerkung erregte dann wieder ihre Aufmerksamkeit.
    »Ich muss Maggie dann wohl in den Ganztagskindergarten schicken. Ich kann dich unmöglich bitten, noch öfter auf sie aufzupassen, Sadie. Es ist mir ein Rätsel, wie du überhaupt noch zum Studieren kommst.«
    »Maggie in den Kindergarten schicken? Sei doch nicht verrückt. Ich spreche mit meinem Dozenten. Ich würde gerne noch öfter auf Maggie aufpassen.«
    »Oh, Sadie, bist du sicher? Ich habe das Gefühl, ich verlange viel zu viel von dir, aber dieses Projekt …« Sie hatte gestrahlt. »Da wird ein Traum wahr.«
    »Hundertprozentig«, hatte Sadie gesagt. »So eine Gelegenheit darfst du dir nicht entgehen lassen.«
    »Ganz bestimmt, Sadie?«, hatte Leo gefragt, als sie beide allein in der Küche waren und den Abwasch machten.
    »Es ist eine vernünftige Lösung, Dad. Und mir macht es Spaß.«
    »Braves Mädchen. Deine Mutter wäre so stolz auf dich.«
    Was Clementine nicht wusste – was niemand wusste -, war, dass Sadie seit Monaten nicht einmal in der Nähe der Universität gewesen war. Sie hatte ihren Tutor angerufen und ihm eine lange Geschichte aufgetischt, wonach es Maggie nicht gut ginge. Sie würde ungewöhnlich heftig von allerlei Kinderkrankheiten heimgesucht und müsste einige Monate in Quarantäne bleiben. Ihr Tutor hatte skeptisch geklungen, aber das ignorierte Sadie weitgehend.
    Sie hatte auch die

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