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Die Toechter der Familie Faraday

Die Toechter der Familie Faraday

Titel: Die Toechter der Familie Faraday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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euch?«
    »Wir haben uns alle zusammengesetzt und sind zu dem Entschluss gekommen, dass es ein wenig zu ruhig zuging, und darum haben wir dich bekommen.«
    »Wirklich?«
    »Nicht so ganz. Wie kommst du auf diese Frage, Miss Maggie?«
    »Ein Junge in der Schule hat mir erzählt, dass ich in Mums Bauch gewachsen bin, wie ein Alien, und dass sie mich dann ausgekotzt hat.«
    »So ein dummer Junge. Das stimmt doch nicht.« Er stand von seinem Hocker auf und kauerte sich stöhnend hin, bis er auf Augenhöhe mit Maggie war. »Erinnerst du dich noch, wie ich dir von dem Hund erzählt habe, den wir früher hatten? Als deine Großmutter noch bei uns und deine Mum ein kleines Mädchen war?«
    Maggie nickte. An der Pinnwand hing ein Foto. Ein schwarzweiß gescheckter Hund namens Beckie.
    »Nun«, sagte Leo. »Eines Tages hatte Beckie Welpen in ihrer Hütte, und wir haben gesagt, wäre es nicht schön, wenn einer der Welpen bei uns leben könnte? Also habe ich sie mir angesehen, und da war ein ganz kleiner, mit dunkelbraunem Haar und dunkelbraunen Augen, und er hat mit diesem schelmischen Glitzern in den Augen zu mir aufgesehen.« Leo berührte ihre Nasenspitze. »Und welche Farbe haben deine Augen, Maggie?«
    »Dunkelbraun.«
    »Und dein Haar?«
    »Dunkelbraun«, sagte sie.
    Er beugte sich vor und flüsterte: »Nichts hat sich seit damals geändert.«
    Sie riss die Augen weit auf. »Ich war ein Welpe?«
    Er nickte. »Ein wunderschöner. Aber du bist ein noch viel schöneres Mädchen. Und was hättest du gerne zum Abendessen? Einen leckeren Hundekuchen?«
    Sie verzog die Nase und streckte die Zunge heraus, ihr Großvater machte es ihr nach.
    Maggie wartete, ob es noch etwas anderes zu besprechen gab, aber ihr Großvater ging zurück an seine Werkbank und schwieg. Sie setzte sich auf den kleinen Stuhl, den er für sie besorgt hatte, und ließ die Beine baumeln.
    Tollpatsch schrieb etwas, viele Zahlen in langen Reihen. Manchmal setzte sie sich neben ihn und schrieb auch Zahlen auf. Alle, die sie kannte, in das Notizbuch, das er ihr gegeben hatte. Es waren nicht so viele wie bei Tollpatsch, aber vier Seiten hatte sie schon gefüllt. Sie beugte sich zu dem Regal neben ihr, nahm eine kleine Reihe von Reagenzgläsern heraus und schlug sanft mit einem Fingernagel dagegen, so wie Tollpatsch es ihr beigebracht hatte. Dabei zählte sie, eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben. Kling, kling, kling, in unterschiedlichen Tonhöhen. Das Xylophon des Wissenschaftlers, hatte Tollpatsch das genannt. Maggie wusste, was ein richtiges Xylophon war. Sie hatte eines zu Weihnachten bekommen. Sie konnte zwar noch kein Lied spielen, aber es war toll, wenn Clementine »Alle meine Entchen« spielte.
    Tollpatsch hatte gesagt, dass Maggie, wenn sie wollte, jetzt in ihr eigenes Zimmer ziehen könnte. Die Zimmer von Miranda und Juliet standen leer. Maggie hatte darüber nachgedacht und Clementine gesagt, dass sie lieber noch bei ihr bleiben würde, wenn das in Ordnung wäre.
    »Du kannst doch auch zu mir kommen und hier schlafen, wenn du willst«, hatte Sadie gesagt, aber Maggie wollte nicht. Das war Elizas Bett.
    Wenn ihre Mum an der Universität und die Schule zu Ende war, holte Sadie sie ab. Sie hatten viel Spaß zusammen, so wie früher, bevor sie in die Schule gekommen war. Sie war gerne mit Sadie zusammen. Sie spielten Seilhüpfen oder machten Singspiele, und manchmal hielten sie sich an den Händen und kletterten den Hügel zu ihrem Haus hinauf, als wäre es ein richtig steiler Bergpfad.
    Eines Abends musste Clementine lange an der Universität bleiben. Sadie las Maggie eine Geschichte vor und brachte sie ins Bett, wünschte ihr eine gute Nacht und ließ das kleine Licht an, so wie Clementine. Maggie konnte trotzdem nicht einschlafen. Sie hielt den Roten Affen im Arm und rieb ihre nackten Füße an dem warmen Laken. Dann griff sie unter das Kissen und holte einen winzigen Rahmen hervor. Darin war ein Bild ihrer Mutter. Maggie hatte es selbst ausgeschnitten und gerahmt. Ihre Mum hatte die Idee gehabt, als sie erfahren hatte, dass sie auf diese Insel zu ihren Vögeln musste.
    Manchmal hatte Maggie sogar das Gefühl, aus dem Bild käme die Stimme ihrer Mutter. Vielleicht klappte es ja auch in dieser Nacht. Sie war gerade dabei, ihrer Mutter zu erzählen, was in der Schule passiert war, als jemand an die Tür kam.
    »Ist alles in Ordnung, Maggie?« Es war Sadie. »Hast du einen Albtraum?«
    »Ich spreche mit meiner Mum«, sagte Maggie.
    »Oh, arme

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