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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nicht sehr angenehm ist, wenn die Polizei hier herumrennt. Sie sollten ihre Energie lieber auf das verdammte Weib richten.«
    Wieder bei seinem Lieblingsthema angekommen, zog er die Gardine zur Seite und lugte zu Florins hinüber. »Scheint alles ruhig dort. Ich frage mich, was das am Freitag war, mit all den Autos vorm Haus. Und all den Kisten und Sachen, die sie reingetragen haben.«
    Monica gab die Kampfhaltung widerstrebend auf und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. Sie nahm ein Stück vom Kuchen, obwohl sie wußte, sie sollte es nicht tun. Die Süßigkeiten hatten sich schon allzu sehr auf ihre Hüften gesetzt. Aber Kaj schien das nicht zu interessieren, also, warum sollte sie sich anstrengen?
    »Ja, keine Ahnung, aber es lohnt nicht, darüber zu spekulieren. Hauptsache, sie lassen Morgan in Ruhe.«
    Das kalte, saugende Gefühl im Magen wollte nicht verschwinden. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Der Zucker in der Biskuitrolle beruhigte ihre Nerven für kurze Zeit, aber sie wußte, die Angst würde sie bald wieder übermannen. Verzweifelt sah sie Kaj über den Tisch hinweg an. Sie erwog, sich mit ihm auszusprechen, aber begriff rasch das Absurde dieses Gedankens.
    Dreißig Jahre zusammen, und nichts hatten sie gemeinsam. Zufrieden verdrückte er ein weiteres Kuchenstück, nichts ahnend von den Wolfsklauen, die in den Eingeweiden seiner Gattin wühlten.
    »Solltest du nicht auf der Arbeit sein?« fragte Kaj und hörte zu kauen auf.
    Typisch. Sie hätte vor einer Stunde gehen müssen, aber erst jetzt merkte er, daß sie zu Hause geblieben war. »Ich habe mich krank gemeldet. Mir geht’s nicht gut.«
    »Du siehst doch okay aus«, sagte er kritisch. »Vielleicht ein bißchen blaß. Ja, du weißt ja, meiner Meinung nach solltest du das überhaupt aufgeben. Es ist doch Wahnsinn, dort zu schuften, wenn du es nicht brauchst. Wir können es uns doch leisten.«
    Heftige Wut stieg in ihr auf. Sie erhob sich hitzig. »Davon will ich nichts mehr hören. Ich war über zwanzig Jahre zu Hause und habe nichts anderes getan, als deine Hemden zu bügeln und für dich und deine Geschäftsfreunde zu kochen. Habe ich nicht endlich das Recht auf ein eigenes Leben?«
    Sie riß den Teller mit der Biskuitrolle an sich, ging zum Abfalleimer und kippte die letzten Scheiben demonstrativ zwischen Kaffeesatz und Essensreste. Dann ließ sie Kaj mit offenem Mund am Tisch zurück. Sie ertrug es nicht, ihn auch nur eine Sekunde länger anzusehen.
     
    Sie stellte den Wagen auf der Rückseite der Eisenwarenhandlung ab und versicherte sich, daß Liam schlief. Sie wollte nur kurz in den Laden und ein paar Dinge kaufen, ohne sich mit dem Kinderwagen abzumühen. Es war ziemlich stürmisch draußen, aber am schlimmsten war es auf der Vorderseite des Geschäfts, die zum Wasser wies. Die Rückseite war vom Veddeberget gut gegen den Wind geschützt, und der Wagen würde die fünf Minuten, die sie wegbleiben wollte, dort gut stehen.
    Ein Pling ertönte, als sie durch die Tür trat. Der Laden war vollgestopft mit allem möglichen zwischen Himmel und Erde, das meiste war für Heimwerker oder Bootsliebhaber gedacht. Sie selbst mußte zweimal auf den Zettel sehen, den Markus ihr mitgegeben hatte, um sich zu vergewissern, was sie holen sollte. Er hatte versprochen, am Wochenende die restlichen Regale im Kinderzimmer anzubringen, wenn sie nur das Fehlende besorgte.
    Mia freute sich, daß die Sache endlich erledigt würde. Die Zeit war irgendwie verflogen, und obwohl Liam schon sechs Monate alt war, sah sein Zimmer noch immer wie eine höchst provisorische Unterkunft aus, nicht wie das behagliche, schön eingerichtete Kinderzimmer, von dem sie immer geträumt hatte. Das Problem war nur, daß sie von ihrem Freund abhängig war, um diesen Zustand zu erreichen. Sie selbst hatte nie einen Hammer in der Hand gehalten, und Markus war eigentlich ziemlich geschickt, wenn er nur erst in Gang kam. Was leider allzu selten geschah.

Manchmal fragte sie sich, ob der Rest ihres Lebens auf diese Weise vergehen würde. Als sie sich kennengelernt hatten, fand sie, daß seine Philosophie, immer für Spaß zu sorgen und nie etwas Langweiliges zu tun, wunderbar war. Sie hatte seinen Lebensstil übernommen, und fast ein ganzes Jahr lang hatten sie ein sorgloses, herrliches Leben geführt mit jeder Menge Partys und spontanen Beschlüssen. Aber während sie es allmählich satt bekam und spürte, daß das Erwachsenenleben und die Verantwortung immer größere Forderungen an sie

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