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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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über Kindesmißhandlung.«
    »Und du glaubst, Niclas sei es und nicht Charlotte, der das hier getan hat?« Martin wies mit dem Kinn auf den Stapel.
    »Erstens gibt es keine konkreten Beweise, daß es sich dabei um Mißhandlungen handelt. Niemand hat bisher einen Grund gesehen, Fragen zu stellen, und theoretisch kann er ja auch ein Kind sein, das von den meisten Unfällen der Welt heimgesucht wird. Wir beide wissen natürlich, daß diese Wahrscheinlichkeit höchst minimal ist. Vermutlich ist Albin bei verschiedenen Gelegenheiten von jemandem mißhandelt worden. Ob es nun Niclas oder Charlotte war, ja, das ist unmöglich sicher zu sagen. Aber bei Niclas haben wir im Augenblick die meisten Fragezeichen, also würde ich wohl davon ausgehen, daß es zumindest wahrscheinlicher ist, daß er das getan hat.«
    »Sie können es auch beide sein. Solche Fälle gab es schon, wie du weißt.«
    »Ja, absolut«, erwiderte Patrik. »Alles ist möglich, wir können nichts ausschließen. Aber da Niclas wegen seines Alibis gelogen und außerdem jemand anderen zum Lügen für ihn veranlaßt hat, würde ich ihn zu einem ernsten Gespräch herholen wollen. Stimmen wir da überein?«
    Martin nickte. »Ja, definitiv. Wir müssen ihn herholen und mit diesen Angaben konfrontieren und dann sehen, was er sagt, finde ich.«
    »Na dann. So machen wir’s. Wollen wir sofort los?« Martin nickte. »Ich wäre soweit, wenn du es bist?«
     
    Eine Stunde später saß ihnen Niclas im Vernehmungszimmer gegenüber. Er sah verdrossen aus, aber hatte nicht protestiert, als sie ihn in der Medizinischen Zentrale abgeholt hatten. Es war, als schaffte er es nicht, Einwände zu erheben. Während der Fahrt zur Dienststelle hatte er bei keiner einzigen Gelegenheit gefragt, warum sie mit ihm sprechen wollten. Statt dessen hatte er mit leerem Blick auf die Landschaft hinausgeschaut und das Schweigen für sich sprechen lassen. Patrik spürte kurz einen Anflug von Mitleid. Es wirkte, als hätte Niclas’ Gehirn erst jetzt registriert, daß die Tochter tot war, und als ob er zur Zeit all seine Energie benötigte, um mit diesem Wissen weiterzuleben. Dann fiel Patrik wieder der Inhalt der Patientenakten ein, und das Mitleid erlosch rasch und endgültig.
    »Weißt du, warum wir dich zum Gespräch hergeholt haben?« fing Patrik an.
    »Nein«, erwiderte Niclas und studierte die Tischplatte.
    »Wir haben ein paar Angaben erhalten, die …«, Patrik machte der Wirkung halber eine Pause, «… beunruhigend sind.«
    Keine Antwort von Niclas. Der ganze Mann wirkte schlaff, und die Hände, die gefaltet auf dem Tisch lagen, zitterten leicht.
    »Fragst du dich nicht, was das für Angaben sind?« sagte Martin freundlich, aber Niclas gab auch jetzt keine Antwort.
    »Dann müssen wir es dir wohl erzählen«, konstatierte Martin und übergab das Wort mit einem Blick an Patrik, der sich räusperte.
    »Als erstes hat sich herausgestellt, daß deine Angaben, wo du am Montagvormittag gewesen sein willst, nicht stimmen.«
    Jetzt schaute Niclas das erste Mal auf. Patrik meinte, leichte Verwunderung zu bemerken, die jedoch sofort wieder verschwand. Da er keine Entgegnung erhielt, sprach Patrik weiter.
    »Die Person, die dir das Alibi verschafft hat, zog es wieder zurück. Im Klartext: Jeanette hat uns jetzt erzählt, daß du ganz und gar nicht, wie behauptet, bei ihr gewesen bist, und sie sagt außerdem, daß du sie gebeten hast zu lügen.«
    Keine Reaktion von Niclas. Es schien, als hätte man ihn aller Gefühle entleert und nur ein Vakuum zurückgelassen. Er zeigte weder Zorn, Verwunderung noch Bestürzung oder irgendeines der Gefühle, die Patrik erwartet hatte. Schweigend gab er ihm Zeit, aber es herrschte nur weiter Stille.
    »Vielleicht willst du das kommentieren?« bemühte sich Martin.
    Niclas schüttelte den Kopf. »Wenn sie es so sagt.«
    »Vielleicht willst du uns erzählen, wo du in diesen Stunden tatsächlich gewesen bist?«
    Nur ein Achselzucken. Dann sagte Niclas leise: »Ich habe nicht die Absicht, überhaupt etwas zu sagen. Ich begreife nicht einmal, warum ich hier bin und man mir diese Fragen stellt. Es ist doch meine Tochter, die tot ist. Warum sollte ich ihr etwas angetan haben?« Er hob den Blick und schaute Patrik an, der einen geeigneten Übergang zur nächsten Frage sah.
    »Vielleicht, weil du es gewohnt bist, deinen Kindern weh zu tun. Zumindest Albin.«
    Jetzt fuhr Niclas zusammen, und er starrte Patrik mit offenem Mund an. Ein leichtes Zittern der Unterlippe war das

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