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Die Toechter der Kaelte

Die Toechter der Kaelte

Titel: Die Toechter der Kaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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und sah sie nachdenklich an.
    »Wenn man ein Geheimnis überhaupt nicht erzählen kann, dann kann ich doch nichts sagen, oder? Aber …«
    »Was heißt >aber    »Aber wenn der, dem man was versprochen hat, tot ist, muß man das Versprechen dann auch halten? Was ist, wenn man was sagt, und dann kommt der, der tot ist, zurück und wird schrecklich wütend.«
    »Liebes, war es Sara, der du versprechen solltest, etwas geheimzuhalten?«
    Frida malte weiter Kreise in ihren Joghurt.
    »Wir haben das schon besprochen, und du mußt mir glauben, wenn ich sage, daß es mir furchtbar leid tut, aber Sara wird nie mehr zurückkommen. Sara ist im Himmel, und sie wird dort bleiben, für immer.«
    »Ewige Ewigkeiten? Tausend Millionen und Millionen Jahre?«
    »Ja. Tausend Millionen und Millionen Jahre. Und was das Geheimnis angeht, so würde Sara bestimmt nicht böse werden, wenn du es nur mir erzählst.«
    »Glaubst du das bestimmt?« Frida blickte unruhig zu dem grauen Himmel hoch, den sie durchs Küchenfenster sehen konnte.
    »Ich bin ganz sicher.« Veronika legte der Tochter beruhigend die Hand auf den Arm. Nach einer Weile nachdenklichen Schweigens, in dem Frida offenbar das überdachte, was die Mutter gesagt hatte, antwortete sie zögernd: »Sara hatte Riesenangst. Da war ein gemeiner Mann, der sie erschreckt hat.«
    »Ein gemeiner Mann? Wann denn?« Veronika wartete gespannt auf die Antwort der Tochter.
    »Am Tag, bevor sie in den Himmel gefahren ist.«
    »Bist du sicher?«
    Wütend darüber, daß man ihr nicht glaubte, zog Frida die Augenbrauen zusammen. »Jaa, ich bin sicher. Ich kann ja alle Wochentage. Ich bin kein Baby.«
    »Nein, nein, ich weiß, du bist ein großes Mädchen, es ist klar, daß du weißt, an welchem Tag das war«, beschwichtigte Veronika ihre Tochter.
    Vorsichtig versuchte sie noch mehr Informationen herauszuholen. Frida war noch immer beleidigt über das Mißtrauen, aber die Verlockung, das Geheimnis mitteilen zu können, war allzu stark.
    »Sara hat gesagt, daß der Mann superfies war. Er kam und redete mit ihr, als sie unten am Wasser spielte, und er war böse.«
    »Sagte Sara, auf welche Weise er böse war?«
    »Mmm«, sagte Frida und meinte, damit die Frage der Mutter beantwortet zu haben.
    Geduldig fuhr Veronika fort: »Was hat er denn gesagt? Auf welche Weise war er böse?«
    »Er faßte sie am Arm, so daß es weh tat. So hier, hat sie gesagt.« Frida zeigte es, indem sie ihren linken Oberarm ganz fest mit der rechten Hand umfaßte. »Und dann hat er auch noch blöde Sachen gesagt.«
    »Was denn für blöde Sachen?«
    »Sara hat nicht alles verstanden. Sie sagte, daß sie nur verstanden hat, daß es gemein war. Irgendwas über Ottergesicht oder so.«
    »Ottergesicht?« wiederholte Veronika und sah aus wie ein lebendiges Fragezeichen.
    »Ja, ich hab doch gesagt, daß es komisch war und daß sie nichts verstand. Aber es war böse, das hat sie gesagt. Und er hat auch nicht normal mit ihr gesprochen, sondern hat sie angeschrien. Ganz doll laut. So daß ihr die Ohren weh taten.« Frida hielt sich die Ohren zu, um es genau zu zeigen.
    Behutsam nahm Veronika ihre Hände weg: »Weißt du, das hier kann wohl kein Geheimnis bleiben, das du nur mir erzählst.«
    »Aber du hast doch gesagt …« Fridas Stimme klang empört, und ihr Blick ging wieder unruhig zum grauen Himmel hoch.
    »Ich weiß, daß ich das gesagt habe, aber weißt du was, ich glaube wirklich, daß Sara will, daß du dieses Geheimnis der Polizei erzählst.«
    »Warum denn?« fragte Frida noch immer mit unruhigem Blick.
    »Weil, wenn jemand stirbt und in den Himmel fährt, dann will die Polizei alle Geheimnisse dieser Person wissen. Und diese Personen wollen auch, daß die Polizei ihre Geheimnisse weiß. Und es ist die Arbeit der Polizei, alles herauszufinden.«
    »Muß die alle Geheimnisse erfahren?« fragte Frida verwundert. »Muß ich auch erzählen, wie ich damals das Brot nicht aufessen wollte und es im Sofa versteckt habe?«
    Veronika konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. »Nein, ich glaube nicht, daß die Polizei dieses Geheimnis wissen muß.«
    »Nein, nicht jetzt, wo ich lebe, aber wenn ich sterben würde, müßtest du es ihnen dann erzählen?«
    Das Lächeln verschwand aus Veronikas Gesicht. Sie schüttelte heftig den Kopf. Das Gespräch hatte eine allzu unangenehme Wendung genommen. Leise sagte sie, während sie der Tochter über das blonde Haar strich: »Darüber brauchst du nicht

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